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AUA zahlt Manager-Boni aus: Scharfe Kritik von Blümel

Scharfe Kritik nach Auszahlung von Boni bei der AUA.
Scharfe Kritik nach Auszahlung von Boni bei der AUA. ©– Do., 28. Mai 2020 12:31 – FILES-AUSTRIA-HEALTH-VIRUS-AVIATION
Die österreichischen Lufthansa-Tochter Austrian Airlines tritt der Kritik entgegen, jetzt im Juli trotz Kurzarbeit und der 450 Mio. Euro schweren Staatshilfen Bonuszahlungen an Manager geleistet zu haben.

"Die variablen Gehaltsbestandteile, die heuer für 2019 geflossen sind, machten die Hälfte vom Jahr davor aus", sagte AUA-Sprecherin Tanja Gruber Dienstagnachmittag zur APA.

AUA: Bonuszahlungen trotz Staatshilfe

Zuvor hatten die SPÖ und die Gewerkschaft vida kritisiert, dass es überhaupt zu Bonuszahlungen kam, da heuer parallel dazu coronabedingt Staatshilfe sowie die staatlich geförderte Kurzarbeit in Anspruch genommen werden. Die Gewerkschaft hatte deshalb ein "Boni-Auszahlungsverbot für Top-Manager" gefordert und verwies dabei auch auf die Coronakrise, ein "Mega-Sparpaket" sowie "heftige finanzielle Einbußen für die Belegschaft".

Die Fluggesellschaft argumentiert, die Zahlungen seien für 2019, nicht für das Coronajahr 2020. Insgesamt seien jetzt im Sommer für das abgelaufene Geschäftsjahr 2,9 Mio. Euro an Boni an 200 Führungskräfte ausgezahlt worden, gab die AUA der APA nun weitere Details bekannt. Eine halbe Million Euro davon ging demnach an den Vorstand. Grundlage dafür sei ein bereinigter operativer Gewinn (EBIT) von 19 Mio. Euro im Jahr 2019. Das waren um 77 Prozent weniger als im Jahr davor.

Fast alle Führungskräfte in Kurzarbeit

Die AUA-Vorstände verzichteten aktuell auf "rund zwei Drittel ihres Gesamtgehalts", die anderen Führungskräfte auf "bis zu ein Drittel", erklärte die Sprecherin am Dienstag. "Das wird es nicht nur 2020, wo wir Verluste schreiben werden, geben, sondern die nächsten drei bis fünf Jahre - je nach wirtschaftlicher Lage." Fast alle Führungskräfte befinden sich den Angaben zufolge derzeit in Kurzarbeit. Generell seien durch die Staffelung der Kurzarbeit Mehrverdiener stärker vom Gehaltsverzicht belastet.

Betreffend Rückerstattungen von Kundenforderungen wegen ausgefallener Flüge infolge der Coronavirus-Pandemie erklärte die Sprecherin, dass bereits "rund 90 Prozent aller Anträge, die uns bis Ende Juni erreicht haben", abgearbeitet worden seien. "Wir arbeiten weiterhin mit Hochdruck an einer raschen Bearbeitung."

AUA-Kunden würden immer noch auf Geld warten

Der AUA-Bordbetriebsrat hatte in der Zeitung "Der Standard" (Dienstagsausgabe) kritisiert, dass die Boni-Ausschüttung an die Führungskräfte erfolge, obwohl viele AUA-Kunden immer noch auf ihr Geld für abgesagte Flüge warteten.

Der Vorsitzende der Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft vida, Roman Hebenstreit, sieht ebenso wie die SPÖ die Regierung gefordert, sich mit einem "Boni-Auszahlungsverbot für das Management" auseinanderzusetzen, wenn parallel dazu Staatshilfe kassiert werde. Die FPÖ ortet bei der Lufthansa-Tochter einen "Selbstbedienungsladen der Republik", weil die Vorstände und Manager trotz Kurzarbeit und Staatshilfe Prämien erhielten.

Finanzminister übt scharfe Kritik an Auszahlung

Die Boni-Zahlungen an das AUA-Management im Gesamtvolumen von 2,9 Mio. Euro heuer im Juli, mitten in der Coronakrise, stoßen auch Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) sauer auf. "Diese Vorgangsweise ist für mich unverständlich", teilte er Dienstagnachmittag der APA mit. "Auch wenn die aktuelle Thematik das Jahr 2019 betrifft, lässt diese Handlungsweise jede Sensibilität vermissen", setzte er nach.

"Wir haben ein sehr gutes Paket geschnürt, um Arbeitsplätze zu sichern und dem Standort eine Perspektive zu geben", sagte er mit Blick auf die zugesagten Staatshilfen im Volumen von 450 Mio. Euro und das staatlich geförderte Kurzarbeitsmodell, das auch die AUA nutzt. Für das laufende Geschäftsjahr sei in der Richtlinie ausgeschlossen, dass Staatshilfen für Boni, Ausschüttungen oder dergleichen verwendet würden.

"Ich erwarte, dass der Vorstand (der AUA, Anm.) seiner Verantwortung gerecht wird, eine Lösung dafür findet und darüber hinaus, dass die ausständigen Erstattungen der Ticketpreise durch die AUA umgehend erledigt werden", so der Finanzminister weiters.

AUA-Prämien - Auch Grüne üben Kritik

Auch die gemeinsam mit der ÖVP regierenden Grünen üben Kritik an den AUA-Prämien. "Ich freue mich, dass es hier zu einem Einsehen kam. Dass es dafür mediale Appelle aus der Politik braucht, ist allerdings bedenklich genug", erklärte der Grüne Budgetsprecher Jakob Schwarz am Donnerstag.

Schwarz sieht die Bonuszahlungen als Warnsignal dafür, dass manche Unternehmen ihre soziale Verantwortung nicht ausreichend ernst nehmen. "Die Wirtschaft besteht nun einmal nicht nur aus Musterknaben. Genau deshalb haben wir in der Richtlinie zum Fixkostenzuschuss auch festhalten lassen: wer in dieser Krise staatliche Hilfe will, muss heuer auf derlei überzogene Bonuszahlungen verzichten. Dasselbe gilt übrigens für Dividendenausschüttungen und Massenkündigungen - wer so unsolidarische Entscheidungen trifft, hat keinen Anspruch auf solidarische Hilfe aus Steuergeld."

Die drei Oppositionsparteien SPÖ, FPÖ und NEOS fordern von der türkis-grünen Regierung die Offenlegung des Vertrags zur AUA-Rettung. "Grünen-Verkehrsministerin (Leonore, Anm.) Gewessler sieht sich als nicht zuständig an, weil die Vertragsparteien seitens der Republik ÖBAG sowie die COVID19-Finanzierungsagentur (COFAG) seien und verweist auf das Finanzministerium. ÖVP-Finanzminister (Gernot, Anm.) Blümel will dafür wiederum nicht zuständig sein, da der 450 Millionen Euro-AUA-Vertrag das operative Geschäft von ÖBAG und COFAG beträfe und ÖVP-Bundeskanzler Sebastian Kurz verweist wiederum auf Gewessler und Blümel. Diese Taktik ist eine reine Verhöhnung des Parlaments", empörte sich am Donnerstag FPÖ-Verkehrssprecher Christian Hafenecker.

(APA/Red)

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