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Bildungsforscher geben Koalitionsprogramm schlechte Noten

Bildungsforscher geben dem Koalitionsprogramm keine guten Noten.
Bildungsforscher geben dem Koalitionsprogramm keine guten Noten. ©APA
Kritik am Bildungsteil des Regierungsprogramms übt die Österreichische Gesellschaft für Forschung und Entwicklung im Bildungswesen (ÖFEB). Die Bildungsforscher stört vor allem das Festhalten am laut Programm "bewährten differenzierten Schulsystem" sowie die Erhaltung bzw. die Stärkung des Sonderschulwesens.

Es gebe “keine gesicherten wissenschaftlichen Befunde dafür, dass sich das differenzierte österreichische Schulsystem, das die Kinder in der Sekundarstufe I auf AHS-Unterstufe, Neue Mittelschule und Sonderschule aufteilt, ‘bewährt’ hat”, betont die ÖFEB. Im Gegenteil: “Die Ergebnisse der internationalen Bildungsforschung haben gezeigt, dass mehrgliedrige Schulsysteme – wie es sie in Deutschland und Österreich gibt – wenig effektiv und sozial ungerechter sind.”

Bildungserfolg von Herkunftsfamilie abhängig

Jedes Jahr, um das früher differenziert werde, koste Punkte auf der internationalen Leistungsskala. “Und je länger Kinder und Jugendliche eine gemeinsame Schule besuchen, desto weniger ist ihr Bildungserfolg von der Herkunftsfamilie abhängig.” Deshalb würden Länder mit leistungsstarken Schulsystemen mehr auf innere anstatt auf äußere Differenzierung setzen, so ÖFEB-Vorsitzender Florian Müller.

Sonderschule: Widerspruch zu UN-Behindertenkonvention

Bedenken hat die ÖFEB auch bei den Plänen zur Stärkung der Sonderschule. Österreich habe im internationalen Gleichklang in den vergangenen Jahrzehnten begonnen, ein inklusives Schulsystem aufzubauen. “Dass diese Entscheidung richtig ist, wird unter anderem von nationalen und internationalen Forschungsergebnissen bestätigt, welche insgesamt einen Vorteil für alle Schüler und Schülerinnen ausweisen”. Eine Abkehr von der Inklusion würde außerdem gegen die UN-Behindertenrechtskonvention verstoßen.

Inklusionspädagogik Teil der neuen Lehrerausbildung

Dem Ausbau der Inklusion entspreche auch die neue Lehrerausbildung, die keinen eigenen Ausbildungsweg zum Sonderschulpädagogen mehr vorsieht. Stattdessen müssen alle angehenden Lehrer inklusionspädagogische Module absolvieren (optionale Schwerpunkte sind weiter möglich). “Da sich die Mehrheit der Eltern dafür entschieden hat, ihre förderbedürftigen Kinder ‘integriert’ unterrichten zu lassen, wurden Sonderschulen großflächig geschlossen, und es erscheint daher als wenig sinnvoll, Lehrkräfte für eine Schulform auszubilden, die den Elternwünschen kaum mehr entspricht”, so die ÖFEB.

(APA)

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