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Bitcoin-Betrug im großen Stil aufgedeckt: Opfer um 2,7 Mio. Euro erleichtert

Bitcoins selbst konnten keine mehr beschlagnahmt werden.
Bitcoins selbst konnten keine mehr beschlagnahmt werden. ©APA/dpa/Nicolas Armer
Nach umfangreichen Ermittlungen ist es der Wiener Polizei gelungen, einen groß angelegten Betrug mit Bitcoins aufzudecken. Hunderte Investoren wurden mit dem Versprechen von hohen Renditen gelockt, die Schadenssumme beträgt mindestens 2,7 Millionen Euro.

Das Landeskriminalamt Wien hat einen groß angelegten Bitcoin-Betrug mit einer Schadenssumme von mindestens 2,7 Millionen Euro geklärt. Über das Internet und auch persönliche Vermittlung wurden 2018 und 2019 mindestens 300 Investoren angeworben. 78 Opfer sind europaweit bekannt, knapp die Hälfte davon stammt aus Österreich, weitere Geschädigte werden gesucht. Zwei Täter wurden ausgeforscht, der Haupttäter ist in U-Haft, berichteten Ermittler am Mittwoch in Wien.

Prozessstart gegen Betrüger am 24. Februar in Wien

Den beiden Österreichern - zum Tatzeitpunkt 25 und 37 Jahre alt - wird bereits am 24. Februar in Wien der Prozess gemacht. Sie waren vorigen Sommer festgenommen worden, wobei der jüngere seither in U-Haft verblieb und der ältere nach mehreren Monaten auf freien Fuß gesetzt wurde. Ermittelt wurde ursprünglich gegen drei Männer, der dritte im Bunde war laut Kriminalisten "ein Mitläufer, der erst später dazugekommen ist", berichteten sie am Mittwoch Journalisten.

Duo versprach bei Bitcoin-Investitionen hohe Renditen

Die Ermittler haben bereits 2018 erste Hinweise zu der Causa erhalten. Das Duo hat in der Schweiz den sogenannten "Da Vinci Investment Club" oder auch "Da Vinci Fintech Executives Switzerland" gegründet und hohe Renditen von 2,5 Prozent pro Woche bei Investitionen in Bitcoin versprochen. Das Kapital könne nach drei Monaten entnommen werden, lautete die Verheißung, schilderte ein Ermittler. Investiert werde in 500 Bitcoins, dann wäre Schluss, so das exklusive Versprechen. 500 BTC waren damals rund 2,7 Millionen Euro. Wären sie tatsächlich erworben wären, würden sie beim aktuellen Kurs mit 580 Millionen Euro zu Buche schlagen.

Männer wollten Opfer via Zoom-Calls von Anzeigen abhalten

Vor vier Jahren fanden die Ermittler zunächst keine Opfer, da sich die Betrogenen nicht als solche gefühlt hatten. Den damaligen Investoren wurden immer wieder kleinere Beträge zurückgezahlt und sie dadurch verleitet, höhere Beträge zu veranlagen. Außerdem stieg der Bitcoin-Wert immer weiter, wodurch die Investoren warten wollten. 2021 war mit den Auszahlungen Schluss, immer mehr Opfer erstatteten schließlich doch Anzeige bei der Polizei, die umfangreichen Ermittlungen starteten.

Die drei Männer waren namentlich - einer verwendete einen falschen Vornamen - bekannt. Sie waren auch vor den Opfern so aufgetreten, hatten unter anderem Ausweise in die Kamera gehalten, wenn Investoren misstrauisch wurden. Via Zoom-Calls zeigten sie sich und versuchten, die Opfer von der Anzeigeerstattung abzuhalten, schilderte der zuständige Ermittler. Beide Männer hatten seit Jahren keinen echten Wohnsitz, der Haupttäter stammt aus Niederösterreich, der ältere Komplize aus Wien, wo er auch eine Scheinadresse führte.

Festnahme gelang im Sommer 2021 - mehrere Hausdurchsuchungen

Durch die "akribischen Ermittlungen konnten die tatsächlichen Aufenthaltsorte ausgeforscht werden", berichtete ein Polizist. Die Männer wurden im Juli 2021 festgenommen. Außerdem fanden sieben Hausdurchsuchungen in Wien und Niederösterreich statt, dabei wurden Handys, Computer und Bargeld sowie zwei Waffen sichergestellt, berichtete Matthias Hawlena vom Ermittlungsdienst des Landeskriminalamtes. Der Haupttäter hatte sich die Waffen für den "Selbstschutz" besorgt, weil er auch bedroht worden war, von wem, konnte nicht ermittelt werden.

Mit Bitcoin "aufwendigen Lebensstil" geführt

30 Kontoöffnungen wurden durchgeführt, auch Zugangsdaten zu Bitcoins-Wallets (quasi die digitale Geldbörse, Anm.) sichergestellt. Bitcoins selbst konnten aber keine mehr beschlagnahmt werden. Das Duo finanzierte sich mit den Geldern der Investoren einen "aufwendigen Lebensstil", einen Teil der Bitcoins dürften sie auch beim Glücksspiel verspielt haben, berichtete der zuständige Ermittler.

Der Haupttäter war bereits polizeilich bekannt. Der Mann hat eine Lehre abgeschlossen, allerdings nie in diesem Bereich gearbeitet. Das Trading hatte er sich selbst beigebracht. Laut Eigenangaben hatte er für Privatpersonen erfolgreich in Kryptos investiert, ehe er den exklusiven Bitcoin-Investmentclub gründete. Den Investoren wurden neben der hohen Rendite auch Webinare mit Insiderinfos angeboten.

Beschuldigte nicht geständig

Die Opfer waren großteils keinesfalls naiv, sondern selbst teilweise in der Krypto-Szene unterwegs, unter anderem junge HTL-Absolventen. Der Verein hatte seinen Sitz auch in der Schweizer Stadt Zug, die als Crypto-Valley gilt, in der sich zahlreiche Unternehmen aus dem Bereich der Krypto-und Blockchain-Branche angesiedelt haben. Die Opfer gaben an, dass sie selbst teils schon viel mit Kryptos erwirtschaftet hatten. Sie nahmen an, mir ihren Zahlungen an den Club tatsächlich bis zu 27 Bitcoins zu erwerben. Der zweite Beschuldigte, der auch mehrere Monate in U-Haft gesessen war, ist Akademiker, seine Aufgabe war es, neue Kunden zu gewinnen.

Beide Beschuldigten sind nicht geständig. Der Ältere gab bei seinen Einvernahmen an, der jüngere sei mit dem Geld verschwunden. Am 24. Februar beginnt am Wiener Landesgericht der Prozess. Opfer, die auch in den vermeintlichen Bitcoin-VIP-Club investiert haben, werden gebeten, sich an das Landeskriminalamt Wien unter der Telefonnummer 01/31310/33800 zu wenden.

Cybercrime nimmt zu: Tipps für sichere Internet-Nutzung

Jörg Kohlhofer von der Kriminalprävention und Spezialist für Cybercrime im Landeskriminalamt gab fünf einfache Regeln für das Internet mit. "Erster Tipp ist immer ein gesundes Misstrauen", sagte er. Firmen können jederzeit gegoogelt werden, dazu kann man auf der Finanzmarktaufsicht-Webseite nachschauen, ob das Unternehmen zugelassen ist, oder auch im Vereinsregister. Als drittes nannte er den Schutz der Geräte, wozu auch eine aktuelle Virensoftware zählt. Öffentliche WLANs sind zu meiden. Für den sicheren Umgang im WWW gehört für den Experten auch ein sicheres Passwort, das mindestens 20 Zeichen umfasst, "alles darunter ist nicht sicher", warnte der Polizist. Und als letzten Punkt riet er zu regelmäßigen Updates und Back-ups für den Fall des Falles.

(APA/Red)

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