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Bregenzer Festspiele - "Herber Schlag" für Vorarlbergs Tourismus

Schützinger, Metzler, Schöbi-Fink
Schützinger, Metzler, Schöbi-Fink ©VOL.AT
Für die Vorarlberger Tourismusbranche sei die Absage der Bregenzer Festspiele ein "herber Schlag", so Christian Schützinger, Geschäftsführer von Vorarlberg Tourismus.
Bregenzer Festspiel abgesagt
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Acht bis zehn Prozent der Urlauber besuchen Vorarlberg explizit wegen einer Kulturveranstaltung. Gibt es keine Festspiele, keine Schubertiade usw. könnten bei 1,3 Mio. Gästen im Sommer also bis zu 130.000 Urlauber fehlen.

Die Bregenzer Festspiele spielen im Vorarlberger Sommer eine ganz wesentliche Rolle, nicht nur für die Übernachtungen in den Beherbergungsbetrieben. Sie ziehen laut Schützinger auch zahlreiche Tagesgäste aus der Bodenseeregion an, die wichtig für Gastronomie und Handel seien. Hier werde die Branche "stark in Mitleidenschaft gezogen", und das gerade in Corona-Zeiten. Die Festspiele bringen der Region jährlich laut einer Studie eine Wertschöpfung von 100 Mio. Euro. "Diese Dimension zeigt schon, was für eine wirtschaftliche Kraft das Festival entfaltet", sagte Schützinger. Zudem bringe die Festivalsaison einen "eigenen Spirit" ins Land. "Die Festspielzeit bedeutet Atmosphäre, bedeutet Stimmung. Manche Häuser sind beflaggt, die Leute sind anders gekleidet. Das alles wird fehlen", so der Touristiker.

Auf die Frage, ob sich der Tourismus nun auf Absagen oder einen Preisverfall einstellen müsse, meinte Schützinger, das müsse man beobachten. Laut seiner Einschätzung werden auch nicht alle Betriebe öffnen, wegen einer eingeschränkten Nachfrage könnte eine Öffnung für einige nicht rentabel sein. "Es wäre fatal, wenn es da auch noch eine Preisschlacht geben würde, ein Dolchstoß für die Branche", so Schützinger.

Schöbi-Fink respektiert Entscheidung

Die Vorarlberger Kultur-Landesrätin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) zollte den Verantwortlichen der Bregenzer Festspiele in einer ersten Reaktion "höchsten Respekt" für ihre Entscheidung. Diese sei "nachvollziehbar, wenn auch traurig", sagte sie am Freitag. Die Öffnungsschritte, die der Bund bekannt gab, bedeuteten aber für die übrige Kunst- und Kulturszene "wenigstens eine Perspektive".

Barbara Schöbi-Fink

"'Rigoletto' mit 300 Leuten auf der Tribüne - niemand kann sich Festspiele in klein vorstellen", so Schöbi-Fink. Die angekündigten Schritte hin zu einer Öffnung des Kulturbereichs seien für die Kunst- und Kulturszene wichtig, aber die Bregenzer Festspiele seien als Großereignis so nicht durchführbar. "Da geht es auch um das Kulturereignis und -erlebnis als solches", fand sie. Sie hoffe auf nächstes Jahr und freue sich, die Erfolgsproduktion "Rigoletto" dann noch einmal sehen zu können. Das Land stehe ebenso wie der Bund und die Stadt Bregenz zu den gemachten Förderzusagen. Nach ihrem derzeitigen Wissensstand stünden die Festspiele aber wirtschaftlich solide da und bräuchten wohl keine zusätzlichen Mittel.

"Start in neue Phase"

Für Festspielpräsident Hans-Peter Metzler war der Freitag "nicht das Ende, sondern der Start in eine neue Phase". Man wolle mit Land, Stadt und Bund als verlässliche Partner sprechen, "wie wir diese Saison, die mit Kurzarbeit begonnen hat, in Stärke überstehen". Mitte Juni gebe es dazu eine Kuratoriumssitzung. Er sei zuversichtlich, dass sich Lösungen finden. Ob die Absage der diesjährigen Saison Auswirkungen auf die Sanierungspläne für die Seebühne und das Festspielhauses haben, wusste Metzler am Freitag noch nicht. Laut ursprünglichen Plänen sollte die Sanierung im Ausmaß von 55 Mio. Euro von 2021 bis 2023 erfolgen. "Im Hintergrund werden die Pläne weiterentwickelt, die Detailpläne werden im Herbst vorliegen", sagte der Festspielpräsident.

Die Festspiele-Verantwortlichen erfuhren von den Auflagen und damit der Nicht-Durchführbarkeit ihres Festivals übrigens wie alle anderen aus dem Fernsehen bei der Pressekonferenz der Bundesregierung. Die Entscheidung zur Absage sei dementsprechend gegen 12.45 Uhr gefallen. Zu der Performance der Bundesregierung wollte sich Metzler nicht weiter äußern. Er greife lieber zum Hörer, wenn er etwas zu sagen habe und bringe seine Kritik direkt und konstruktiv an. Er hatte vor einigen Wochen bekannt, man fühle sich ein Stück weit vergessen.

(APA)

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