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Chalet-Boom in Lech - Ärger um Luxusherbergen in Vorarlberg

Alleine für den Bau des „Chalech“ im Zentrum von Lech soll ein Investor mehr als 30 Millionen Euro locker machen.
Alleine für den Bau des „Chalech“ im Zentrum von Lech soll ein Investor mehr als 30 Millionen Euro locker machen. ©Stiplovsek
Lech - Die Gemeinde Lech verfolgt die Errichtung von rund 15 neuen Chalets durchaus mit Argwohn.
Sanierung der Schule gefährdet
Millionenprojekt sorgt für Diskussion
Lech: Wirbel um Zweitwohnsitze

Von: Tony Walser und Hanna Reiner (VN)

Lech Der Wunsch nach luxuriöser Privatsphäre in den Winter- oder Sommerferien ist vor allem am Arlberg ungebrochen groß und wird immer mehr zum Geschäftsmodell. Der Bau von Chalets mit meist international tätigen und zahlungskräftigen Investoren im Hintergrund liegt in Lech jedenfalls stark im Trend. In den letzten Jahren wurde eine Reihe solcher Luxusbleiben aus dem Boden gestampft. Im Zentrum von Lech befindet sich derzeit ein regelrechtes Luxusrefugium mit fünf Gebäuden in Bau, das unter dem Namen Chalech firmiert. Als Investor gilt Peter Kreuz, ein gebürtiger Tiroler, der am persischen Golf gutgehende Geschäfte betreiben soll. Als Generalunternehmer tritt dabei Architekt Said Ramic von der Inova Architektur AG in Mäder in Erscheinung. Ramic zählt übrigens zu jenem Personenkreis, der sich bereits vor Jahren erfolglos um Ferienwohnungswidmungen bemühte. Die Kosten für den Bau des Chalech werden von Branchenkennern mit mehr als 30 Millionen Euro beziffert.

Die Baustelle des
Die Baustelle des "Chalech". Bild: VN/Stiplovsek ©Die Baustelle des “Chalech”. Bild: VN/Stiplovsek

Bis zu 55.000 Euro pro Skiwoche

Auch in die Errichtung von luxuriösen Chalets wie Mimi und Walser Chalet in Oberlech fließen derzeit weitere Millionen. Entsprechend stolz sind naturgemäß auch die Preise fürs Logieren. Beispiel: Eine Woche Skiferien für dreizehn Personen Mitte Jänner 2019 werden im Mimi um knapp 55.000 Euro angeboten. Im Gegensatz zu Hotels, die in der Regel allen offen stehen, sind Chalets einem privaten Benutzerkreis vorbehalten. Gutbetuchte Gäste mieten ein ganzes Haus mit allen luxuriösen Annehmlichkeiten für sich, auf Wunsch mit komplettem Service. Meist basiert das Geschäftsmodell der Chalets auf einem Investorenmodell. Die einzelnen Chalets werden um gutes Geld verkauft, sie müssen von den Besitzern jedoch gewerblich genutzt werden, sprich, an wechselnde Gäste vermietet werden. Als Zweitwohnsitze dürfen Chalets nicht verwendet werden. Falls nachgewiesen werden kann, dass Chalets nicht gewerbsmäßig vermietet werden, droht ein Verwaltungsstrafverfahren durch die Bezirkshauptmannschaft.

Geldstrafen oder Versteigerung

Dabei geht es nicht nur um Verwaltungsstrafen von bis zu 50.000 Euro. Weil es sich um ein Dauerdelikt handelt, kann es ein Verfahren bis zur Rückabwicklung und Versteigerung des Objektes nach sich ziehen. Die Gemeinde Lech hat einen Kontrolleur angestellt, der die gewerbsmäßige Nutzung der Chalets überprüft und bei Verstößen über die Gemeinde bei der Behörde eine Anzeige einbringt. Bei der Gemeinde wird die Entwicklung mit Argwohn verfolgt. Der Grund: Wenn alle Voraussetzungen für eine gewerbliche Vermietung bei Bauanträgen erfüllt werden, hat die Gemeinde Lech die Verpflichtung, eine Bewilligung dafür zu erteilen, erklärt Bürgermeister Ludwig Muxel im VN-Gespräch. Freude kommt dabei allerdings keine auf.

Missbrauchsgefahr ist gegeben

„Uns sind die Hände gebunden. Wir müssen eine Bewilligung ausstellen und davon ausgehen, dass es zu einer gewerblichen Vermietung kommt. Es besteht aber die Gefahr, dass Chalets nicht wie vorgeschrieben vermietet, sondern als Zweitwohnsitz genutzt werden. Wir können erst im Nachhinein prüfen, ob die Chalets rechtmäßig verwendet werden“, erklärt Muxel. Dabei gibt es auch Chalet-Beispiele, die ordnungsgemäß betrieben werden. So verzeichne das luxuriöse „Chalet N“ von Immobilientycoon Rene Benko in Oberlech ständig wechselnde Gäste. Auch das Hotel „Severin’s“ in Stubenbach, das der Unternehmer Kurt Zech von dem ins Trudeln geratenen Investor Andrew Flowers übernommen hatte, werde so geführt, wie man sich das in der Gemeinde vorstelle, sagt Muxel. „Alles andere kann nicht die Zukunft sein. Die Chalet-Problematik kostet uns Bürokratie- und Verwaltungsaufwand. Unsere Stärke sind die familiengeführten Hotels und Pensionen, bei denen der Inhaber auch selbst vor Ort ist.“

(VN)

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