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COP27: Expertin kritisiert Österreichs Klimaschutzmaßnahmen

Österreichs Klimaschutzmaßnahmen wurden scharf kritisiert.
Österreichs Klimaschutzmaßnahmen wurden scharf kritisiert. ©Reuters
Die ehemalige Leiterin des Sekretariats des Weltklimarats (IPCC), Renate Christ, geht hart mit Österreichs Kampf gegen die Klimakrise hart ins Gericht.
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"Wir sind Schlusslicht, wenn es um Klimaschutzmaßnahmen geht. Auch wenn sich in den vergangene zwei Jahren viel getan hat", sagte Christ der APA am Rande der Klimaschutzkonferenz COP27 in Ägypten.

"Es geht nicht um kleine Veränderungen. Wir müssen unsere Emissionen dramatisch reduzieren und auf Netto-Null-Emissionen kommen", so die Österreicherin. Jährlich werden in Österreich rund 77 Millionen Tonnen klimaschädliche Treibhausgase ausgestoßen. Dieses hohe Niveau hat sich seit rund 30 Jahren kaum verändert. Gemessen an der Bevölkerungszahl liegen Österreichs Emissionen laut Statistik des Klimadashboards weit über dem weltweiten Durchschnitt.

Finanzierung ist "nett"

Die Finanzierung für Projekte im Globalen Süden sei laut Christ "nett". Es gehe aber vielmehr darum, das gesamte Finanzsystem klimafit aufzustellen. Maßnahmen wie das Anfang November beschlossene Erneuerbare-Wärme-Gesetz hätte sich Christ schon vor 20 Jahren gewünscht. "Wir haben unsere Hausaufgaben nicht gemacht", so Christ.

Auch die Förderungen für Elektro-Autos oder Photovoltaik-Anlagen seien ihrer Meinung nach falsch angelegt. "Die Förderungen sind für jene da, die es sich ohnehin leisten können", sagte die studierte Umweltbiologin. Die Mittel müssten viel breiter und sozial gerechter gestaffelt sein.

Maßlosigkeit

Die großen Investitionen in fossile Infrastrukturen auf EU-Ebene seit Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine hält Christ für hochriskant. "Diese Infrastruktur bleibt ja lange und wir entsprechend auch genützt. Und auf der anderen Seite fehlen die Gelder für Erneuerbare Energien." Die Bevölkerung in reichen Ländern hätte sich generell an "eine gewisse Maßlosigkeit" gewöhnt, so Christ. "Wir sollten bei Veränderungen für den Klimaschutz nicht fragen, worauf wir verzichten müssen, sondern, was wir wirklich brauchen." Die Auswirkungen der Erderwärmung sei auch in Europa deutlich angekommen, wie der vergangene Sommer mit Waldbränden und Dürren gezeigt hätten.

"Das Thema ist Chefsache"

Veranstaltungen wie die Weltklimakonferenz, die stets mit Kritik an zu langsamen und zu laschen Beschlüssen begleitet wird, hält Christ trotzdem für wichtig. "Das Thema ist zur Chefsache geworden. Ich hoffe, das löst einen Dominoeffekt aus, der schnell genug einsetzt." Jede COP habe Bewegung in die richtige Richtung gebracht, "wenn auch zu langsam". Die Hoffnung habe Christ jedenfalls nicht aufgegeben: "Sonst wäre ich nicht hier."

(APA)

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