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Das Ende der Wiener Synagogen

Die Lichtinstallation in der Kluckygasse, wo früher die Synagoge in Brigittenau stand.
Die Lichtinstallation in der Kluckygasse, wo früher die Synagoge in Brigittenau stand. ©VIENNA.at
Es war eine Nacht, die alles veränderte. Vor genau 80 Jahren, am in der Nacht vom 9. auf den 10. November, kam es zu den Novemberpogromen. Auch in Wien brannten die Moscheen.
Lichtinstallation Kluckygasse

“Auch die längste Geduld hat ein Ende”, titelte die Volks-Zeitung am 11. November 1938. Was war passiert? Der 17-jährige Herschel Grünspan verübte am 7. November einen Anschlag auf den deutschen Diplomaten Ernst vom Rath in Paris – aus Wut, dass seine Familie in Polen zwangsdeportiert wurde. Die NSDAP nutzte den Vorfall und Joseph Goebbels ordnete an, die Geschichten zum Aufmacher in allen deutschen Zeitungen zu machen. Zwei Tage wurden rund 1.400 Synagogen zerstört, 400 Menschen wurden ermordet.

Ende der Synagogen in Wien

Auch in Wien musste die Feuerwehr in dieser Nacht ausrücken. Die Brände in der Schiffsamtsgasse (Wien 2), Große Schiffgasse (Wien 2), Zirkusgasse (Wien 2), Steingasse (Wien 3), Müllnergasse (Wien 9), Franz-Hochedlinger-Gasse (Wien 2), Pazmanitengasse (Wien 2), Neue-Welt-Gasse (Wien 13), Tempelgasse (Wien 2), Stumpergasse (Wien 6), Untere Viaduktgasse (Wien 3), Schmalzhofgasse (Wien 6), Siebenbrunnengasse (Wien 5), Kluckygasse (Wien 20), Turnergasse (Wien 15), Neudeggergasse (Wien 8), Gluckgasse (Wien 1) und Schopenhauerstraße (Wien 18) zerstörten rund 50 jüdische Tempel, Gebetshäuser und Andachtsstätten.

2013 wurde an die Synagoge in der Leopoldstädter Tempelgasse erinnert.
2013 wurde an die Synagoge in der Leopoldstädter Tempelgasse erinnert. ©APA

In Ottakring und Hernals versammelten sich die Menschen und zogen in die Hubergasse, wo gegen 9 Uhr dicke Rauchwolken aus dem jüdischen Tempel aufstiegen. Mehr als 200.000 Juden lebten 1938 in den damals 21 Bezirken Wien, das waren immerhin gut elf Prozent der Stadtbevölkerung. Die meisten davon hausten eher in ärmlichen Verhältnissen, mehr 50.000 Juden waren auf Unterstützung durch die Gemeinde angewiesen. Nach dem 10. November war über die Hälfte der jüdischen Einrichtungen zerstört.

Lichtinstallation gegen das Vergessen

Wo 1938 noch die jüdischen Synagogen in Wien gestanden haben, stehen heute nur noch Licht-Zeichen. An 25 ehemaligen Standorten, in 16 Wiener Bezirken sollen die Installationen des österreichischen Künstlers Lukas Maria Kaufmann mit einem leuchtenden Davidstern an das dunkle Kapitel in der österreichischen Geschichte.

Buchtipp:

Die Stadt von gestern

Verlag: Styria Verlag

Autoren: Thomas Hofmann & Beppo Beyerl

ISBN: 978-3-222-13610-8

Das Buch ist in allen Buchhandlungen und versandkostenfrei auf www.styriabooks.at erhältlich.

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