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„Das Unfertige lässt vieles offen, gerade deshalb ist es spannend“

©Bianca Lugmayr hat für das Festival 2022 das Manifest der Arbeitskultur in eine neue Form gebracht. (Foto: Andreas Feuerstein/ AK)
Bianca Lugmayr bringt das Schaffarei Manifest anlässlich des Schaffarei Festivals 2022 in eine neue Form.

Wie bist du an die Aufgabe herangegangen, das Schaffarei Manifest fürs Festival in eine neue Form zu bringen?

Das war recht schwierig, da schon vieles vorgegeben war und ich diese Art des Arbeitens als Künstlerin nicht kenne. Eine Anforderung ist zum Beispiel, dass die Texte gut lesbar sein müssen, da die Botschaften im Vordergrund stehen.

Was haben die Ziele des Manifests bei dir ausgelöst?

Das Bildungsziel des Manifests hat mich persönlich sehr angesprochen: „Wir schaffen ein Bildungsumfeld, das den Menschen von Geburt an bei der Entfaltung seiner Talente unterstützend begleitet.“ Von Geburt an… das finde ich sehr wichtig. Viele haben, wenn überhaupt, erst viel später die Möglichkeit, ihre Talente zu entfalten. Dabei ist Bildung die Grundlage fürs spätere Arbeitsleben!

Was bedeutet „Arbeit“ für die Künstlerin?

Es gibt für mich nichts Schöneres, als Dinge zu erschaffen und damit andere zu berühren. Das hat eine magische Dimension. Es geht auch um erlebte Selbstwirksamkeit. Etwas kreieren zu können, ist ein mächtiges Gefühl.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag für dich aus?

Die Tage sind bei mir nicht alle gleich, aber es gibt Routinen – aufstehen, die Kinder in die Schule bringen, Yoga, danach ein bis zwei Stunden im Büro arbeiten, Emails lesen und beantworten, Anträge für Subventionen schreiben und so weiter. Dann geht es ins Atelier, wo ich an meinen Werken arbeite. Es gibt nichts Schöneres, als mit den Händen zu arbeiten. Buchlektüre und Recherchen gehören auch dazu. Enorm wichtig ist der Austausch. Zum idealen Tag gehören für mich immer Menschen. Am Abend mache ich nochmals organisatorische Arbeit, lieber wäre mir natürlich weniger Zeit im Büro (lacht).

Ein Anspruch deiner Arbeit ist die Befreiung von Perfektionismus. Warum müssen wir davon befreit werden?

Damit wir uns selbst nicht im Weg stehen, indem wir alles kontrollieren wollen. Man kann auch ohne Perfektion jeden Tag ein bisschen besser werden.

Was gewinnen wir, wenn wir den Wert von Fehlern erkennen?

Das Festhalten am Perfekten bewirkt genau das Gegenteil von dem, was wir uns wünschen. Unsere Versuche, alles zu kontrollieren, blockieren uns und machen uns am Ende unglücklich. Es ist besser, einen Fehler zu machen als Nichts zu machen. Das Unfertige lässt vieles offen, gerade deshalb ist es spannend.

Was würdest du als den größten Fehler in der Arbeitswelt bezeichnen, und was könnten wir daraus lernen?

Der größte Fehler ist für mich die Ausbeutung aller Ressourcen, natürliche und menschliche. Das wurde zwar schon oft gesagt, aber deshalb ist es ja nicht weniger richtig. Was das Lernen betrifft… ich würde mir wünschen, dass Menschen sich selbst und gegenseitig mehr wertschätzen.

▸ Gratis-Tickets fürs Festival vom 25. Bis 27. August 2023 im Harder Stedepark sind unter www.schaffarei.at erhältlich.

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