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Die Armut der Eltern ist die Armut der Kinder

Nicht in die Kinder zu investieren, ist langfristig gesehen viel teurer.
Nicht in die Kinder zu investieren, ist langfristig gesehen viel teurer. ©Vbg. Kinderdorf
Kinder müssten nicht arm sein, wenn es die Eltern nicht wären, davon sind die unterzeichnenden sozialen Einrichtungen im Land überzeugt. Wer arm ist, den bestraft das Leben. Das ist die Erfahrung, die viele, vor allem Kinder auch bei uns im Land machen. Finanzielle Engpässe in Familien gehen zu Lasten der Kinder und reduzieren deren Chancen im Leben.

Kinder sind teuer, aber nicht in die Kinder zu investieren, ist langfristig gesehen viel teurer. Laut Referenzbudget der österreichischen Schuldnerberatung 2017 kostet ein Kind je nach Situation und Alter, zwischen € 650 und € 780 im Monat. Diese Summe beinhaltet alles, anteilige Wohnkosten, Ausstattung, Bekleidung etc. Davon können Kinder, deren Eltern an der Armutsgrenze leben, nur träumen. Für ihre Bedürfnisse reicht das Geld oft nicht. Die derzeit gebräuchlichen Berechnungsgrundlagen für den Unterhalt von Kindern stammen aus dem Jahr 1964. Leicht nachvollziehbar, dass diese nicht mehr zeitgemäß sind. Mit Blick auf die Referenzbudgets der Schuldnerberatungen ist eine Neuberechnung der Kosten, die für Kinder kalkuliert werden müssen, dringend geboten.

Armut vererbt sich und macht krank

Österreich gehört zu den reichsten Ländern der Welt. Dieser Reichtum nimmt zu. Gleichwohl sind rein statistisch betrachtet immer noch 18,3% der Bevölkerung von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht. Über ihre Eltern sind auch immer mehr Kinder betroffen: Laut Statistik Austria waren 2016 rund 312.000 Kinder und Jugendliche in Österreich armuts- oder ausgrenzungsgefährdet, das heißt jedes fünfte Kind trägt die Armut seiner Eltern mit und voraussichtlich weiter, von einer Senkung der Kinderarmut kann keine Rede sein. Armutsgefährdete Kinder haben ein erhöhtes Krankheitsrisiko und einen eingeschränkten Zugang zu Bildung und später zum Arbeitsmarkt. Das Land Vorarlberg hat sich anlässlich der Neugestaltung der Bedarfsorientierten Mindestsicherung weiterhin zur Bekämpfung und Vermeidung von Armut und sozialer Ausgrenzung bekannt. Dies ist nicht gelungen, die beabsichtigte Dämpfung der Kosten bei der Mindestsicherung ist kurzsichtig und geht vor allem zu Lasten von kinderreichen Familien und Alleinerziehenden. Die Chancengerechtigkeit und gesellschaftliche Teilhabe von Kindern aus existentiell bedrohten Familien ist mehr denn je gefährdet. Die Beträge, die die Mindestsicherung für den Unterhalt von Kindern ausbezahlt, wurden teilweise um bis zu 45% reduziert. Dies trifft diejenigen, die am verletzlichsten sind und sich am wenigsten wehren können.

Wohnen ist kaum mehr zu finanzieren

Mit großen finanziellen Einschränkungen haben nicht nur die EmpfängerInnen von Mindestsicherung zu kämpfen, auch Menschen, die einer Erwerbsarbeit im Niedriglohnbereich nachgehen, laufen Gefahr, nicht mehr über die Runden zu kommen. Während die niedrigen Erwerbseinkommen in den letzten Jahren inflationsbereinigt gesunken sind, haben sich die Mietpreise in schwindelerregende Höhen entwickelt. In genau dieser Phase wurden sogenannte Wohnbedarfshöchstsätze in der Vorarlberger Mindestsicherung eingeführt. Die Folge: Die Differenz zur tatsächlichen Miete muss vom eh schon niedrigen Lebensunterhalt bezahlt werden. Kinderreiche Familien sind hiervon besonders hart betroffen.

Das soziale Klima wird kälter

Menschen, die nicht mehr mithalten können werden ausgegrenzt und abgehängt. AlleinerzieherInnen sind ebenso wie kinderreiche Familien besonders stark von Armut betroffen. Für Alleinerziehende ist eine Berufstätigkeit, die die Existenz sichert, kaum möglich; die Kinderbetreuungspflichten erschweren den Berufseinstieg und schränken die von vielen Arbeitgebern gewünschte Flexibilität stark ein. Stundenlöhne von € 8,50 in den Niedriglohnbrachen machen es unmöglich, eine Familie zu ernähren.

Leistbare Kleinkinderbetreuung

Insofern sind die Bemühungen der Vorarlberger Landesregierung um eine leistbare Kleinkindbetreuung sehr zu begrüßen. Diese ermöglicht Eltern, eine Erwerbsarbeit anzunehmen. Den Kindern öffnet sie den Zugang zu Gleichaltrigen, zu Sprache und Bildung und zur gesellschaftlichen Teilhabe. Das löst aber noch nicht das Problem für Familien mit Kindern im schulpflichtigen Alter. Ein nächster dringend notwendiger Schritt sind deshalb leistbare Schülerbetreuungen mit einer gesunden und kostengünstigen Mittagsverpflegung der Kinder. Der Zugang zur gesellschaftlichen Teilhabe ebenso wie die Gesundheit von benachteiligten Kindern muss uns das wert sein.

Eine Aussendung von Dowas, ifs, Kaplan Bonetti, Vorarlberger Kinderdorf

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