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Drakonische Strafe für McLaren

Die FIA hat am Donnerstag das Urteil in der Spionage-Affäre verhängt. McLaren-Mercedes werden alle Punkte in der Konstrukteurs-WM gestrichen. | Lebenswerk bröckelt | Chronologie

Der Motorsport-Weltrat der FIA hat sein Machtwort gesprochen. Die möglichen Sanktionen für McLaren-Mercedes in der Spionage-Affäre der Formel 1 hatten bis hin zu einem Ausschluss gereicht. Letztendlich wurde McLaren am Donnerstag in Paris mit der Aberkennung aller Konstrukteurs-WM-Punkte der Saison 2007 und 100 Millionen Dollar (72 Mio. Euro) Geldbuße noch immer hart dafür bestraft, vertrauliche Ferrari-Daten nachweislich zum eigenen Vorteil genutzt zu haben. Bei den Konstrukteuren kann McLaren heuer keine Punkte mehr machen. In der kommenden Saison steht das Topteam in der Boxengasse damit ganz hinten. Damit nicht genug: Im Dezember 2007 will die FIA nach Erhalt eines vollständigen technischen Bericht über mögliche weitere Sanktionen entscheiden.

Die Fahrer-WM ist von dem Urteil allerdings nicht betroffen. Lewis Hamilton führt damit vor dem Grand Prix von Belgien am Sonntag in Spa weiterhin drei Punkte vor Fernando Alonso. Die FIA begründete die Verschonung der Fahrer mit “besonderen Umständen”. Der Weltverband hatte den Piloten bei entsprechender Kooperation in den Ermittlungen Immunität in Aussicht gestellt. In der Konstrukteurs-WM dagegen führt nun Ferrari klar vor BMW und Renault.

“Dieses Urteil ist ein Schock für alle im Team”, meinte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. “Wir kämpfen jetzt erst recht mit aller Entschiedenheit weiter, um auf der Rennstrecke Antworten zu geben und neben der Rennstrecke vor Gericht Gerechtigkeit zu finden.” Ferrari dagegen zeigte sich in einer offiziellen Stellungnahme “erfreut, dass die Wahrheit ans Tageslicht gekommen ist”.

Ausgelöst hatte die Affäre der ehemalige Ferrari-Chefmechaniker Nigel Stepney, der dem inzwischen ebenfalls entlassenen McLaren-Chefdesigner Mike Coughlan 780 Seiten geheimes Ferrari-Informationen zugespielt haben soll. Coughlan hat sich offiziell dafür entschuldigt, das Material angenommen zu haben, Stepney weist jede Schuld von sich. Auch McLaren hatte bis zuletzt bestritten, von den Ferrari-Daten profitiert zu haben.

Mangels schlüssiger Beweise war McLaren daher nach einer ersten Anhörung am 26. Juli zwar für schuldig befunden worden, eine Strafe aber ausgeblieben. Durch die Kooperation der Fahrer und weitere Recherchen seien allerdings neue Beweise ans Tageslicht gelangt – darunter umfangreiche Protokolle von Telefonaten zwischen Stepney und Coughlan sowie E-Mails, die Alonso und Ersatzfahrer Pedro de la Rosa angeblich ausgetauscht haben.

Durch die Team-WM verliert McLaren auch viele Dollar-Millionen aus TV-Einnahmen, das entgangene Einkommen wird laut FIA-Urteil aber von den 100 Mio. Dollar Geldstrafe abgezogen. “Das ist sehr viel Geld, aber McLaren kann sich das leisten”, meinte Gerhard Berger. “Außerdem ist es wichtig für den Sport, dass die Fahrer-WM nicht beeinflusst worden ist”, ergänzte Alexander Wurz. Der Williams-Pilot hatte bis 2005 als Testfahrer für McLaren gearbeitet.

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