AA

Energieagentur warnt vor Eingriff in Strommarkt

Experten der Energieagentur warnen vor unerwünschten Folgen eines Eingriffs in den Strommarkt.
Experten der Energieagentur warnen vor unerwünschten Folgen eines Eingriffs in den Strommarkt. ©APA/HELMUT FOHRINGER (Symbolbild)
Experten der Energieagentur halten einen Eingriff in den europäischen Strommarkt für denkbar, warnen aber vor unerwünschte Folgen.

Aktuell gibt an der Strombörse jedes Kraftwerk ein Gebot entsprechend seinen Kosten ab. Das teuerste Kraftwerk, das nötig ist, um die Nachfrage zu decken, bestimmt dann den Preis für alle - genannt wird das Prinzip "Pay as Clear".

Da Gaskraftwerke wegen der Lieferkürzungen Russlands und auch Atom- und Kohlekraftwerke infolge der austrocknenden Flüsse in Deutschland und Frankreich extrem teuer sind, ergeben sich für Wasserkraftwerke, Windräder und Photovoltaik-Anlagen hohe Gewinne. Volkswirte sprechen hierbei von der Produzentenrente.

Umstieg auf "Pay as Bid" am Strommarkt möglich

Möglich wäre eine Änderung, sodass nicht das teuerste Kraftwerk den Strompreis im Großhandel bestimmt, sondern, "dass jeder genau den Preis erhält, den er auch geboten hat", so Christian Furtwängler in einer aktuellen Sonderfolge des Energieagentur-Podcasts "Petajoule" - die Rede ist von "Pay as Bid". Der Großhandelsstrompreis wäre dann der volumengewichtete Mittelwert.

Eingriff könnte Strompreis aber sogar noch erhöhen

"Das klingt im ersten Moment total toll, weil alle natürlich die bisherige Form der Merit-Order vor Augen haben", so Furtwängler. "Das Problem ist, dass man in einem solchen Marktsystem nicht von einem gleichen Verhalten ausgehen darf". Furtwängler erklärte, dass die Stromproduzenten dann nicht mehr ihre Grenzkosten bieten würden, wie es bei "Pay as Clear" der Fall ist, "sondern man würde versuchen zu erraten, wer denn jetzt gerade das teuerste Kraftwerk sein könnte, das noch bezuschlagt wird und versucht dann, da ein bisschen drunter zu liegen."

Karina Knaus warnt, dass dieses System sogar zu noch höheren Preisen führen könnte. Denn bei einer begrenzten Anzahl an Marktteilnehmern besagt die Spieltheorie, dass sich Konkurrenten gar nicht aktiv absprechen müssen und sich dennoch langfristig höhere Preise durchsetzen. Verschärft werde dieses Phänomen durch wiederkehrende Auktionen, wie es beim Strommarkt der Fall ist.

Vergleich mit Situation in Ölkrise der 1970er Jahre

Wie Knaus darlegte, handelt es sich in der aktuellen Krise eindeutig um ein "Marktversagen", das erkenne man auch daran, dass die Preise für alle Energieträger mit dem Preis für Erdgas in die Höhe gehen. Sie verglich die Situation mit der Ölkrise in den 1970er-Jahren und den damals jahrelang hohen Energiepreisen und Inflationsraten. Zu dieser Zeit sei auch die Energieagentur gegründet worden, mit dem Ziel, Antworten darauf zu finden. Der Ausweg wäre schon damals mehr Energieeffizienz und Ausbau der Erneuerbaren Energien gewesen. Im Unterschied zu damals gebe es heute aber jene technischen Lösungen, die vor 50 Jahren noch gefehlt haben.

(APA/Red)

home button iconCreated with Sketch. back to homepage
  • ADMIN AT
  • Wirtschaft
  • Energieagentur warnt vor Eingriff in Strommarkt