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"Es besteht ein großes Gefahrenpotenzial!"

Experten warnen.
Experten warnen. ©Symbolbild/APA
GefÀhrliches Hobby: Ein 14-jÀhriger ­Braunauer fiel nach dem Rauchen einer Shisha in ­Ohnmacht. W&W hörte sich bei ­jungen ­Vorarlbergern, Eltern und ­Experten um.

Das Rauchen einer Shisha, also einer Wasserpfeife arabischen Ursprungs, ist ein nicht ungefĂ€hrlicher Trend und ein vor allem unter Jugendlichen inzwischen weit verbreitetes „Hobby“. Den zugehörigen Tabak gibt es in diversen ansprechenden Geschmackssorten wie „Kirsche“ oder „Banane“, was das Ganze aber nicht weniger riskant macht. Dr. Andrea Keckeis, LungenfachĂ€rztin aus Bludenz, weiß von der Gefahr der beliebten Wasserpfeifen: „Der Tabak wird beim Shisharauchen nicht wie bei Zigaretten angezĂŒndet und inhaliert, sondern es wird feuchter und meist aromatisierter Tabak mit Kohle erhitzt“, erklĂ€rt sie. „Der Rauch zieht dann durch einen mit Wasser gefĂŒllten BehĂ€lter. Durch diesen Zwischenschritt wird der Rachen nicht so stark gereizt. Der Tabak schwelt bei niedrigen Temperaturen, wodurch sich die Giftstoffe besonders gut ausbreiten können. Der Rauch ist kĂ€lter, wird als milder empfunden und man inhaliert entsprechend hĂ€ufiger und intensiver.“ Das hat einen großen Nachteil: „Giftstoffe wie Chrom, Nickel oder Blei werden viel tiefer in die Lunge gebracht, sodass die Gefahr von Lungenkrebs steigt“, so die Ärztin.

“Vor Shisharauchen muss gewarnt werden!”

Doch das sind nicht alle Gefahren, die sich hinter dem vermeintlich harmlosen Hobby verbergen. „Es können sich Tumore an der Lippe, aber auch Atemwegserkrankungen und diverse anderen Erkrankungen, wie sie auch beim Zigarettenrauchen entstehen, bilden. Außerdem besteht die Möglichkeit von Infektionen, wenn mehrere Personen an einem gemeinsamen MundstĂŒck ziehen.“ Auch die Gefahr von Kohlenmonoxid ist nicht zu unterschĂ€tzen. „Dieses entsteht bei der Verschwelung und fĂŒhrt besonders in schlecht gelĂŒfteten RĂ€umen zur Vergiftung. Zusammengefasst besteht ein großes Gefahrenpotential!“, bekrĂ€ftigt Keckeis. „Vor regelmĂ€ĂŸigem Shisharauchen muss also ebenso gewarnt werden wie vor dem Zigarettenrauchen!“

FĂŒrs Nichtrauchen gibt’s den FĂŒhrerschein

Die 31-jĂ€hrige Michaela aus Bludenz ist dreifache Mutter. Sie hat das Shisharauchen bereits selber ausprobiert. „Ab und zu ist das Ganze eine ganz gemĂŒtliche Sache, zum Beispiel in einer feinen Shishabar oder wenn man mit Freunden zusammensitzt. Dabei sollte man aber an ausreichende BelĂŒftung denken!“ Ihren beiden Söhnen und ihrer Tochter erlaubt die Bludenzerin das Rauchen jedoch nicht: „Bei meinen Kindern sieht das wieder ganz anders aus. Ich habe mit jedem einzelnen einen Vertrag gemacht: Wenn sie bis zur VolljĂ€hrigkeit nicht rauchen (und zum Rauchen gehört fĂŒr mich das ­Shisharauchen genauso dazu!) bekommen sie den FĂŒhrerschein bezahlt.“

“Höhere Nikotindosis fördert AbhĂ€ngigkeit”

Die österreichische Krebshilfe warnt im Rahmen ihrer „dontsmoke“-Kampagne vor dem Konsum von Wasserpfeifen durch Jugendliche: „Der ,Schmauch‘ einer Wasserpfeife ist nach der Passage durch Wasser nicht so heiß wie Zigarettenrauch. Der Rauch kann tiefer inhaliert werden, was zu einer höheren Nikotindosis fĂŒhrt und so die AbhĂ€ngigkeit fördert.“

3 Fragen an Mag. Martin Onder Psychologe, Mitarbeiter SUPRO

Ist Shisha-Rauchen ein „Soft-Start“ ins Raucherleben?

„Untersuchungen belegen, dass fĂŒr manche Jugendliche die Wasserpfeife der Einstieg in spĂ€teren Zigarettenkonsum war. Bei der Shisha steht meist das gemeinsame Rauchen im Vordergrund. FĂŒr Jugendliche sind solche Gruppenerlebnisse sehr wichtig. Shisha-Rauch schmeckt mit den vielen Zusatzund Geschmacksstoffen im Tabak angenehmer als Zigarettenrauch. So wird aber die SchĂ€dlichkeit des Rauchs verheimlicht.“

Was sind Gefahren, die durch diesen Zugang entstehen?

„Die Gefahren sind die gleichen wie beim Zigarettenrauchen. Darum ist die Einhaltung des Jugendschutzes sehr wichtig. Auch im Shisha- Tabak finden sich Nikotin, Teer und Kohlenmonoxid, die sich schlecht auf die Gesundheit auswirken. Durch mangelnde Hygiene können außerdem Bakterien und Viren ĂŒbertragen werden.“

Wie sollten Eltern damit umgehen?

„Gesetzlich dĂŒrfen in Vorarlberg Jugendliche ab 16 nikotinhaltige Produkte konsumieren. AusfĂŒhrliche GesprĂ€che ĂŒber die Funktion und die schĂ€dliche Wirkungsweise der Shisha und eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema sind besser als bloße Verbote. Auch Belohnungen fĂŒrs Nichtrauchen wirken in der Regel besser als drastische Strafen.“

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