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FIFA: Wer wird Sepp Blatters Nachfolger?

Wer wird Nachfolger von Fifa-Boss Sepp Blatter? Es sind viele Namen im Topf.
Wer wird Nachfolger von Fifa-Boss Sepp Blatter? Es sind viele Namen im Topf. ©AP/ Archiv
Korruption, Geldwäsche und Erpressung: Das sind die Anschuldigungen gegen den Weltfußballverband Fifa. Hinzu sollen Schmiergelder in dreistelliger Millionenhöhe geflossen sein. Das Image bricht auseinander, Anfang 2016 soll Alleinherrscher Sepp Blatter beerbt werden. Wir durchleuchten mögliche Nachfolger, von Michel Platini über Tokyo Sexwale bis zu Diego Maradona.

Wer im Fifa-Sumpf den Überblick behalten möchte, der hat es nicht einfach. Im Frühsommer wurde das bekannt, was hinter vorgehaltener Hand kein Geheimnis mehr war: Die Fifa und ihre Führungsebene sei korrupt, Mitglieder verfolgen eigene Interessen, die mit dem Fußball nichts mehr zu tun haben. An der Spitze steht der nimmersatte Alt-Präsident Blatter, seit 1975 Teil der Fifa-Familie und seit 1998 quasi Alleinherrscher. Experten im US-Senat rügten den Verband und seine Führung zuletzt, er sei “schlimmer als die Mafia” – illegale Machenschaften konnte man dem Schweizer nicht nachweisen.

FBI-Ermittlungen, Grabenkämpfe und öffentliche Spekulationen

Bis zum 26. Oktober 2015 muss die Kandidatur zur Fifa-Präsidentschaftswahl eingereicht werden, vier Monate später wird gewählt. Voraussetzung für jeden Kandidaten ist die schriftliche Zustimmung von mindestens fünf nationalen Verbänden, sowie den Nachweis über eine Tätigkeit im Fußball in den letzten zwei Jahren. Bis dahin werden öffentlich Spekulationen angeheizt, Zugeständnisse gemacht und hinter den Kulissen gepokert. Außerdem bleibt abzuwarten, inwieweit die laufenden FBI-Ermittlungen die Kontinental- und Nationalverbände noch aufwirbeln. Wir zeigen euch mögliche Nachfolger von Sepp Blatter auf.

Michel Platini – Ist er Blatter 2.0?

Der Franzose ist der bekannteste Name im Topf, er gilt als Blatter-Ziehsohn. Als Uefa-Boss ist er bereits lange im Fußballgeschäft unterwegs, seit 13 Jahren ist der 60-Jährige Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees. Jedoch muss er Fragen zu seiner Person und der WM-Vergabe nach Katar beantworten, für welche er gestimmt hat. Sein Sohn Laurent ist Generalmanager des Sportartikelkonzerns Burrda Sport, der zum Fonds Qatar Sports Investment gehört. Sein Schwiegersohn Yohann Zveig bekommt regelmäßig Aufträge von Fifa und Uefa – es sei alles Zufall. Zudem muss er die Vergabe der Europameisterschaft 2012 an Polen und Ukraine erklären. Platini und seine Uefa gelten im Fifa-Reich zu den Bremsern von Reformen.

Michel Platini. /APA
Michel Platini. /APA ©Michel Platini. /APA/epa

Chung Mong-joon – Ex-Vizepräsident schielt auf Chefposten

Der reichste Südkoreaner war bereits Fifa-Vizepräsident und während der Fußball-WM 2002 Präsident des südkoreanischen Fußballverbandes. Der 63-Jährige sieht sich selbst neben Platini als Favorit auf die Wahl, gilt als Blatter-Kritiker und unterstellt diesem und Platini die Probleme bei der Fifa nicht zu erkennen, wobei er selbst jahrelang im System Fifa involviert war. Chung will seine Kandidatur am 17. August bekanntgeben.

Chung Mong-joon. /APA/epa
Chung Mong-joon. /APA/epa ©Chung Mong-joon. /APA/epa

Tokyo Sexwale – Mandela-Weggefährte und Widerstandskämpfer

Der Südafrikaner ist die große Unbekannte und der Geheimfavorit im Dunst der Fifa-Präsidentschaftswahl. Der langjährige und enge Weggefährte von Nelson Mandela saß im Zuge der Apartheit 13 Jahre im berüchtigten Gefängnis Robben Island, wurde danach politisch aktiv und stieg später zu einem der reichsten und bestvernetzten Geschäftsmänner Afrikas auf. Er hat keinen direkten Fußballbezug, weltweites Ansehen in Politik und Sport erwarb sich der 62-Jährige aber durch sein vielfältiges soziales Engagement. Er leitet die Kommission, die den ewigen Konflikt zwischen Israel und Palästina lösen soll. Experten meinen, er wäre die dringend benötige frische Luft für die Fifa, weil er keine verbrannte Erde im Weltverband hat.

Tokyo Sexwale /Twitter
Tokyo Sexwale /Twitter ©Tokyo Sexwale /Twitter

Jerome Champagne – Diplomat schießt gegen Landsmann Platini

Der französische Diplomat war von 1999 bis 2010 stellvertretener Fifa-Generalsekretär, stand aber nie im Rampenlicht und ist klar contra Platini. Für Aufsehen sorgte er mit sieben veröffentlichten Briefen, indem er Vorschläge darlegt, die die Fifa auf den Kopf stellen würde – es geht um Transparenz und den Kampf gegen Korruption, eine Fifa im 21. Jahrhundert. Er wollte bereits zur letzten Wahl antreten, hatte jedoch nur die Unterstützung von drei  Nationalverbänden. An den Skandalen im Weltverband gab er zuletzt auch der Uefa, mit Platini an der Spitze, eine Mitschuld. Sein Ziel ist es, die Macht von den Kontinental- an die Nationalverbände zu übertragen. Die Länder sollten dann die Besetzung des Fifa-Exekutivkomitees bestimmen und nicht die sechs Kontinentalverbände. Ob der Franzose sich erneut zur Wahl stellen will, ist offen, zumal er bei der letzten Schiffbruch erlitten hat.

Jerome Champagne. /APA/epa
Jerome Champagne. /APA/epa ©Jerome Champagne. /APA/epa

Prinz Ali bin al-Hussein – Kritiker aus Jordanien

Der 39-jährige Prinz aus Jordanien stellte sich bereits zur letzten Wahl als Gegenkandidat von Blatter und verlor bekanntlich. Er gilt als scharfer Kritiker des Schweizers und auch Platinis. Nach der Bekanntgabe der Kandidatur des Franzosen meinte er, dass der Fußball besseres verdiene. Er fordert eine neue Führung, welche unberührt ist von den Praktiken der Vergangenheit. Ob er sich wieder zur Wahl stellt, ist offen.

Ali bin al-Hussein. /APA/epa
Ali bin al-Hussein. /APA/epa ©Ali bin al-Hussein. /APA/epa

Musa Bility – Afrikaner ohne jede Chance

Die Ambitionen von Liberias Fußball-Boss erlitten zuletzt einen Dämpfer. Es heißt, der Funktionär könne für eine Bewerbung nicht einmal mit den Stimmen der afrikanischen Konföderation CAF rechnen. Der Beschluss, Bility nicht zu unterstützen, sei bei einem Treffen des CAF-Exekutivkomitees in Kairo einstimmig getroffen worden. Zuvor meinte der Funktionär, Platini würde als Fifa-Boss Chaos und mehr Probleme bringen.

Musa Bility. APA/epa
Musa Bility. APA/epa ©Musa Bility. APA/epa

Zico – Fußball-Held mit geringen Ambitionen

Der brasilianische Fußball-Held gilt als Kritiker von Blatter und Platini. Er hat jedoch bislang nur die Zustimmung seines eigenen Nationalverbands sicher. Die Chancen des 62-Jährigen auf den Fifa-Thron werden als sehr gering eingeschätzt.

Zico. /APA/epa
Zico. /APA/epa ©Zico. /APA/epa

Diego Maradona – eine Witz-Kandidatur

Die Ambitionen des ehemaligen Weltklassekickers auf den Fifa-Thron sind nicht ernst zu nehmen. Der 54-jährige Argentinier sorgt mit zweifelhaften Zitaten und seinem Drogenkonsum regelmäßig für negatives Aufsehen in der Öffentlichkeit.

Diego Maradona. /APA/epa
Diego Maradona. /APA/epa ©Diego Maradona. /APA/epa

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