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„Freude ist hier eine Frage von Augenblicken“

Alten Menschen Momente der Freude zu schenken, hat Ruth Weiskopf zur Lebensaufgabe gemacht. Mit 19 hat ein Satz ihr Leben verändert.
„Freude ist hier eine Frage von Augenblicken“

Seit September 2017 führt Ruth Weiskopf als Pflegedienstleiterin die beiden Heime der Stadt Dornbirn. Ein Gespräch über die Geheimnisse guter Pflege, Augenblicke der Freude und das Sterben.

Weshalb haben Sie sich für einen Pflegeberuf entschieden?
Ruth Weiskopf: Als ich 19 Jahre alt war, war mein Partner schwerkrank und brauchte zuhause eine Dialyse. Diese Aufgabe übernahm ich zwei Jahre lang. Kurz vor seinem Tod kam eine Krankenschwester auf mich zu: „Ruth, weißt Du, was da jetzt passiert? Er wird sterben.“ Dieser Satz war so wichtig. Das war ein Schlüsselerlebnis. Diese Klärung brauchte ich und andere brauchen sie auch. Darauf achte ich heute, wenn es solche Momente hier im Pflegeheim gibt.

Als mein Partner damals gestorben war, fing ich an, in Wien Kunstgeschichte zu studieren. Schnell ist mir aber klar geworden: Das ist mir zu theoretisch. Ich muss zupacken können. Ich muss spüren, dass es sinnvoll ist, was ich tue.

Nun arbeiten Sie bereits 30 Jahre lang in dieser Branche. Was macht für Sie gute Pflege aus?
Das Geheimnis guter Pflege ist gutes Handwerk. Es geht darum, auf Menschen zuzugehen, ihre Bedürfnisse zu erahnen und rasch zu erkennen, wo der Betreuungs- oder Pflegebedarf liegt. Es braucht viel Wissen und Erfahrung, um Pflegephänomene richtig einzuschätzen.

 

©Land Vorarlberg

 

Die Pflegeheime der Stadt Dornbirn werben damit, dass Humor ein „gelebter Wert“ sei. Was bedeutet das konkret?
Wir haben zum Beispiel Clownfrauen, die einmal pro Monat durch die Häuser gehen. Humor im Alltag bedeutet bei uns, wenn man gemeinsam singt und einen Ton nicht trifft. Wir möchten Normalität erzeugen, die dem echten Leben nahekommt. Dabei hilft es, wenn Kinder oder Enkel zu Besuch kommen.

Andere Momente initiieren wir bewusst. Freude entsteht zum Beispiel, wenn man das Fenster öffnet und den Sonnenaufgang beobachtet. Es ist unsere Verpflichtung, dass sich die Klienten einmal am Tag lustvoll spüren. Sie sind alle sehr krank, bei ihnen ist Freude eine Frage von Augenblicken.

Was schätzen Angehörige an diesen Pflegeheimen?
Wir schauen darauf, dass Familien ihre Angehörigen vertrauensvoll zu uns bringen können. Sterben, Verwirrtheit, Behinderung und Schmerz sind unser tägliches Brot. Oft sind die therapeutischen Erfolge bescheiden. Wir sind da um auszuhalten, zu ertragen, zu schützen und zu unterstützen. Ein großer Teil unserer qualifizierten Arbeit ist auch, Angehörige darin zu begleiten, Abschied zu nehmen. All das ist eine hohe Kunst, eine hohe Verantwortung.

Freude ist eine Frage von Augenblicken! Das ganze Gespräch mit Ruth Weiskopf und alle Bilder auf www.vorarlberg.at/pflegeberuehrt

 

Arbeiten in Pflege und Betreuung
Die Betreuung und Pflege von Menschen ist ein besonderer Beruf: fachlich herausfordernd, abwechslungsreich und erfüllend – mit einer Vielfalt an Arbeitsmöglichkeiten. Mobile Hilfsdienste, Hauskrankenpflege, Pflegeheime und weitere Einrichtungen suchen laufend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Land und Arbeitsmarktservice fördern die Umschulung.

 

Fragen zu Betreuung und Pflege?
Telefon 05574/511–24 190 (werktags)
pflege@vorarlberg.at
www.vorarlberg.at/pflegeberuehrt

 

Entgeltliche Einschaltung des Landes Vorarlberg

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