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Getötete 13-Jährige in Wien: Gutachter am 3. Prozesstag am Wort

Am dritten Prozesstag um den Fall Leonie kamen die Gutachter zu Wort.
Am dritten Prozesstag um den Fall Leonie kamen die Gutachter zu Wort. ©APA/HELMUT FOHRINGER (Symolbild)
Im Fall der getöteten 13-Jährigen in Wien waren am dritten Prozesstag am Donnerstag die Gutachter am Wort.
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Aufhorchen ließ bereits der toxikologische Sachverständige, Günter Gmeiner. Seine Untersuchungen ergaben, dass das Mädchen das Dreifache der letalen Dosis des synthetischen Suchtgifts MDA im Körper hatte. Gmeiner geht davon aus, dass die 13-Jährige mindestens sechs Ecstasy-Tabletten konsumiert haben muss.

Getötete 13-Jährige in Wien: Geringe Menge an MDA gefunden

Im Magen des Mädchens wurde nur noch eine geringe Menge MDA gefunden, was zeigt, dass die 13-Jährige das Suchtgift oral eingenommen hat, aber die Aufnahme in den Körper des 1,64 Meter großen und 47 Kilogramm schweren Mädchens bereits abgeschlossen war. Ohne notärztliche Hilfe wäre der Tod nicht verhinderbar gewesen. Bei der Hyponatriämie nimmt der Natriumgehalt im Körper stark ab. Durch den Salzmangel kann Flüssigkeit aus den Blutgefäßen in Lunge und Hirn übertreten. Die Wassereinlagerungen können schlussendlich zum Tod führen.

Gerichtsmediziner: Todesursache Kombination aus mehreren Faktoren

Todesursächlich war laut Gerichtsmediziner Nikolaus Klupp eine Kombination aus mehreren Faktoren. Durch die hohe Dosis von MDA kam es dann eine Hyponatriämie, eine verminderte Konzentration von Natriumionen im Blut. Bei der Hyponatriämie nimmt der Natriumgehalt im Körper stark ab. Durch den Salzmangel kann Flüssigkeit aus den Blutgefäßen in Lunge und Hirn übertreten. Die Wassereinlagerungen können schlussendlich zum Tod führen. Zudem verursachte das Suchtmittel eine Hyperthermie, also gefährlich erhöhte Körpertemperatur mit starkem Schweiß und Krämpfen. Nicht ausgeschlossen werden kann, dass es zu einer möglichen Einflussstauung im Kopfbereich, etwa durch eine Brustkorbkompression oder durch die Schräglage des Körpers gekommen ist. Das Obduktionsgutachten ergab, dass das Mädchen infolge einer Suchtmittelvergiftung und Ersticken eines gewaltsamen Todes starb.

Haarproben zeigen: 13-Jährige nahm regelmäßig Drogen

Haarproben zeigten, dass das Mädchen regelmäßig Drogen genommen hat. Das MDA, das oft anstatt oder in Ergänzung von MDMA in Ecstasy-Pillen enthalten ist, fand sich besonders nahe am Haaransatz, was bedeutet, dass die 13-Jährige das Ecstasy in letzter Zeit öfter genommen hatte. In früheren Zeiten, die Haarproben wurden bis zum Zeitraum 2020 untersucht, konsumierte das Mädchen auch Kokain. Wenige Stunden vor der Tat in Wien dürfte die 13-Jährige Cannabis konsumiert haben. Alkohol fand sich kaum in den Blutproben, dafür Koffein und Nikotin.

Todeszeitpunkt der 13-Jährigen zwischen 5.00 und 6.30 Uhr

Als Todeszeitpunkt wurde zunächst aus gerichtsmedizinischer Sicht zwischen 5.00 und 6.30 Uhr angenommen. Da die Videosequenzen, die die Männer mit ihren Handy angefertigt haben, eine Uhrzeit von 5.57 Uhr zeigen und die 13-Jährige da noch gelebt hab, muss das Mädchen zwischen 5.57 und 6.30 Uhr gestorben sein.

Getötete 13-Jährige wurde am 26. Juni 2021 in Wien entdeckt

Das Mädchen, das mit den Männern in die Wohnung in Wien mitging und unter Drogen gesetzt worden sein soll, wurde am 26. Juni 2021 von Passanten auf einem Grünstreifen in Wien-Donaustadt leblos aufgefunden. Seit Dienstag müssen sich drei junge Männer afghanischer Abstammung im Alter zwischen 19 und 23 Jahren sich vor einem Schwurgericht verantworten. Ihnen wird Vergewaltigung mit Todesfolge und schwerer sexueller Missbrauch vorgeworfen.

Angeklagte in Wien bekannten sich teilweise schuldig

Die Angeklagten bekannten sich zwar teilweise schuldig, gaben sich aber bisher gegenseitig die Schuld. Sie gaben zwar an, dass sie nicht wussten, dass das Mädchen erst 13 Jahre alt war, sie gingen von einem Alter von 18 Jahren aus. Zwei sprachen von einvernehmlichen sexuellen Handlungen mit der 13-Jährigen, von Vergewaltigung wollten sie nichts wissen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen aber vor, dass alle drei das Mädchen missbraucht haben sollen, sobald das Suchtgift zu wirken begann. Das ist auch mit den Hämatomen am Körper der 13-Jährigen, die sowohl vom Gerichtsmediziner als auch von der gynäkologischen Sachverständigen, Sigrid Schmidl-Amann, festgestellt wurden, in Einklang zu bringen. Auch die DNA-Sachverständige Christa Nussbaumer und die Faserspurexpertin Bettina Bogner zeigten ein deutliches Bild. Die DNA-Auswertung deutet darauf hin, dass die Männer mit dem Mädchen im engen Kontakt gewesen sein mussten. Dass die Übertragung der Spuren - wie es der Zweitangeklagte behauptet - durch das Kuscheln entstehen konnte, ist laut Nussbaumer "äußerst lebensfremd", da die "aussagekräftige Mischspur" des Opfers am Angeklagten auch noch nach drei Tagen feststellbar war.

Gutachter am 3. Prozesstag in Wien am Wort

Am dritten Verhandlungstag in Wien wurde kurzfristig die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Ein diesbezüglicher Antrag für die gesamte Verhandlungen von den Anwälten der Angehörigen, Florian Höllwarth und Johannes Öhlböck, wurde am ersten Prozesstag abgelehnt. Bevor die Sachverständigen zu Wort gekommen sind, wurden ohne Publikum im Saal die beiden Videos, auf denen tatrelevante Vorgänge gefilmt wurden, vorgespielt.

Ältester Angeklagter war im Tatzeitraum über 21

Für den ältesten Angeklagten, der im Tatzeitraum über 21 und somit erwachsen war, geht es im Fall eines Schuldspruchs um zehn bis 20 Jahre oder lebenslang. Die beiden anderen müssten mit bis zu 20 Jahren rechnen.

Prozess um getötete 13-Jährige wird am Freitag fortgesetzt

Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt. Da wird jener Gutachter zu Wort kommen, der die Altersfeststellungsgutachten des Drittangeklagten verfasst hat. Der Beschuldigte behauptete im Vorfeld, erst 16 Jahre alt zu sein. Zum Tatzeitpunkt war er jedoch bereits 18 Jahre alt. Zudem werden am vierten Prozesstag die ersten Zeugen zu Wort kommen.

(APA/Red)

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