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Explosionen in Beirut - Mindestens 73 Tote und 3700 Verletzte

Die Explosion tötete mindestens 73 Menschen.
Die Explosion tötete mindestens 73 Menschen. ©APA
Dutzende Tote und tausende Verletzte, brennende Schiffe und Lagerhallen, verwüstete Gebäude und Straßen: Zwei gewaltige Explosionen im Hafen von Beirut haben immense Zerstörungen angerichtet. Die vorläufige Zahl der Opfer in der libanesischen Hauptstadt gaben die Behörden in der Nacht zum Mittwoch mit 73 an. Mindestens 3700 weitere Menschen wurden verletzt. Die Ursache der Explosionen war noch unklar.
Die Bilder aus Beirut
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Beirut. Laut Ministerpräsident Hassan Diab waren 2750 Tonnen Ammoniumnitrat detoniert. Das Material sei seit sechs Jahren ohne Vorsichtsmaßnahmen in einem Lagerhaus untergebracht gewesen. Weshalb es explodierte, war ungewiss. Ammoniumnitrat kann zur Herstellung von Sprengstoff verwendet werden.

US-Präsident Donald Trump sprach von einem "furchtbaren Angriff" mit einer "Art von Bombe". Er berief sich dabei auf Angaben von US-Generälen. Weder vom Pentagon noch den libanesischen Behörden kamen jedoch irgendwelche öffentlichen Hinweise darauf, dass es sich möglicherweise um einen Anschlag gehandelt haben könnte.

Große Teile des Hafens und der umliegenden Stadtgebiete wurden verwüstet. Auf Bildern waren unter Trümmern eingeklemmte Menschen zu sehen, viele von ihnen blutüberströmt. Die Krankenhäuser seien mit den vielen Verletzten komplett überlastet, sagte Gesundheitsminister Hamad Hassan beim Besuch eines Hospitals. "Es ist eine Katastrophe im wahrsten Sinne des Wortes." Der Oberste Verteidigungsrat des Landes erklärte die Stadt zur "Katastrophenzone".

Auch das Gebäude, in dem sich die deutsche Botschaft befindet, wurde nach Angaben des Auswärtigen Amts in Berlin beschädigt. Angesichts der starken Schäden im Stadtgebiet schloss das Ministerium nicht aus, dass weitere deutsche Staatsangehörige unter den Todesopfern und Verletzten sein könnten.

Beschädigt wurde auch ein Schiff der Vereinten Nationen: Blauhelmsoldaten der UN-Mission im Libanon (Unifil) seien verletzt worden, einige von ihnen schwer, hieß es in einer UN-Erklärung. Die verletzten Seeleute wurden demnach in umliegende Krankenhäuser gebracht. Zur Nationalität der Opfer machte die UNO zunächst keine Angaben.

Im Hafen waren Container verbogen wie Konservendosen, ihr Inhalt auf dem Boden zerstreut. Schiffe standen in Flammen, Autos brannten aus. In den umliegenden Straßenzügen wurden Fensterscheiben und Schaufenster zertrümmert. Über der gesamten Hafengegend lag eine riesige Rauchwolke.

Noch Stunden nach den Explosionen kreisten Hubschrauber

Noch Stunden nach den Explosionen kreisten Hubschrauber über der Gegend, um gegen die Flammen anzukämpfen. Die Detonationen waren im gesamten Land zu hören gewesen - und auch im 240 Kilometer entfernten Nikosia auf der Mittelmeerinsel Zypern.

"Alle Gebäude hier in der Gegend sind eingestürzt", berichtete Makruhie Jerganian, die seit Jahrzehnten nahe des Hafens wohnt. "Ich habe vieles erlebt, aber so etwas noch nie", sagte die pensionierte Lehrerin, die auch den Bürgerkrieg von 1975 bis 1990 in dem arabischen Land miterlebte.

Regierungschef Diab kündigte an, die Verantwortlichen "zur Rechenschaft" zu ziehen. Trump sagte bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus, er habe einige US-Generäle getroffen, und diese "schienen das Gefühl zu haben", dass es sich um einen "Angriff" gehandelt habe. Konkrete Indizien dafür präsentierte der US-Präsident allerdings nicht.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen zeigte sich betroffen von der Explosion in Beirut und erklärte via Twitter, "unsere Gedanken sind bei den Menschen im Libanon, bei den Verletzten und den Familien der Opfer".

Nach der Explosion

Diab bat in einer Fernsehansprache alle befreundeten Staaten um Hilfe. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte dem Libanon Unterstützung zu. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kündigte die Lieferung "mehrerer Tonnen" medizinischem Hilfsmaterials an. Hilfszusagen kamen aus aller Welt, darunter auch von Israel und dem Iran.

Der Libanon befindet sich seit Jahren in einer Abwärtsspirale: Das Land leidet unter einer schweren Wirtschaftskrise, fast die Hälfte der Bevölkerung lebt in Armut. Die Krise wurde in den vergangenen Monaten durch die Corona-Pandemie verschlimmert.

(APA)

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