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ICF Dornbirn: Junge Kirche für "Fundamental-Christen"

Ausschnitt aus einer via YouTube gestreamten Predigt der ICF Vorarlberg.
Ausschnitt aus einer via YouTube gestreamten Predigt der ICF Vorarlberg.
Joachim Mangard (VOL.AT) joachim.mangard@russmedia.com
"Waffenrüstung Gottes: Brustpanzer der Gerechtigkeit oder Stiefel des Friedens": Unter diesen Titeln feiert die Freikirche in der Messestadt ihren Glauben. ICF ist eine evangelikale Bewegung, die in der Schweiz bereits unter Beobachtung steht.

Im ersten Moment könnte man meinen, man befindet sich auf einem Livekonzert. Fröhliche junge Menschen tanzen und singen zum Sound der hauseigenen Rockband. Dann treten die Pastoren der International Christian Fellowship, kurz ICF, hinters Mikro und predigen das Wort Gottes. Den modernen Anstrich der progressiven und gleichzeitig fundamental christlich ausgerichteten Bewegung unterstreicht ein breites Livestream-Angebot. Via YouTube oder auch in Form von Podcasts können Interessierte an den Feierlichkeiten teilnehmen. Allein 2020 erzielte man so online auf dem Videoportal 13.300 Views.

Spenden: Auch Bitcoins werden angenommen

Spenden können selbstverständlich digital überwiesen werden, auch Kryptowährung ist gern gesehen. So gingen beispielsweise 198.000 Euro an Spenden allein im Jahr 2020 ein. Laut Homepage besuchen rund 140 Personen pro Sonntag die ICF-Messen in Dornbirn, davon 22 Kinder.

Unter diesem Titel steht die aktuelle Themen-Reihe beim ICF Vorarlberg. ©Screenshot

ICF: Anerkannte Freikirche, Kritiker unterstellen sektenartige Methodik

Am ehesten vergleichbar ist die Freikirche, die heuer ihr 25-jähriges Bestehen feiert, mit der evangelikalen Pfingstbewegung, auch wenn sich die Klientel meist aus einem jüngeren Publikum zusammensetzt.

Laut kritischen Stimmen weise die in Zürich gegründete Freikirche Tendenzen einer Sekte auf. Kritiker werfen der ICF vor, ähnlich wie Scientology in hochmodernem Gewand zu agieren, gleichzeitig aber ihre Anhänger von der herkömmlichen Gesellschaft abzuspalten und zu entfremden. So schreibt die politisch und konfessionell unabhängige Fach- und Beratungsstelle "infoSekta" aus der Schweiz über ICF: "Bei stark involvierten Personen beobachtet die Fachstelle z.T. eine Entfremdung von Familie und Freunden: Viele Anfragen bei 'infoSekta' stammen von Familienmitgliedern, deren Angehörige bei ICF aktiv wurden und sich seither von der Familie zunehmend entfremden. Es gibt mit der Zeit immer weniger Anknüpfungspunkte, ICF-AnhängerInnen pflegen oft nur noch einen distanzierten Umgang mit der Familie."

Kein Sex außerhalb der Ehe - Homosexualität gilt als Sünde

Ebenfalls charakteristisch seien klassisch konservative Wertvorstellungen. "Kein Sex außerhalb der Ehe, Homosexualität gilt als Sünde. Literatur, in der er um ¨Okkultes geht, das heißt übernatürliche Phänomene, die nicht vom Heiligen Geist gewirkt sind (z.B. in Fantasy-Romanen), gilt als 'von der anderen Seite' und ist deshalb zu meiden. Auch die Vorstellung von Dämonen ist präsent: Sie wirken im Menschen und sind u.a. in verschiedensten Verhaltensweisen sichtbar: Drogenkonsum, Konsum von Pornografie, okkulten Handlungen u.a.", heißt es bei "infoSekta" weiter.

Im zweiten Teil der ICF-Recherche lesen Sie ein umfangreiches Interview mit Dr. Eva-Maria Melk-Schmolly vom Referat für Sekten und Weltanschauungen und ihre Charakterisierung der im Dornbirner Wallenmahd ansässigen Freikirche.

Im dritten Teil des Schwerpunkts spricht VOL.AT mit Lead Pastor Johannes Schmid, der ausführlich auf die Vorwürfe eingeht.

(VOL.AT)

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