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Internationale Pressestimmen zur Diskussion um Corona-Impfpflicht

"Lidove noviny": Corona-Geimpfte dürften bevorzugt behandelt werden.
"Lidove noviny": Corona-Geimpfte dürften bevorzugt behandelt werden. ©AFP
Zur Diskussion über eine mögliche privilegierte Behandlung der Corona-Geimpften schreiben Zeitungen am Dienstag:
Erste Impfungen problemlos
Fahrplan zur Corona-Impfung

"Lidove noviny" (Prag):

"Werden die Geimpften Privilegien erhalten? Steuern wir auf eine Zweiklassengesellschaft zu? Erst waren es nur Spekulationen der Medien. Doch inzwischen gibt es seitens der Bürokraten in der staatlichen Verwaltung und der Vertreter des Gesundheitswesens ernsthafte Überlegungen in diese Richtung. Ein Impfpass ist nichts Neues. Doch die Vorstellung, dass die Geimpften zum Beispiel ohne Maske herumlaufen dürften, scheint etwas gewagt. Soll die Polizei dann jeden ohne Maske kontrollieren? Werden wir - 31 Jahre nach der demokratischen Wende - wieder häufig die Aufforderung 'Ihren Ausweis, bitte' hören? In jedem Fall werden wir die Worte 'Ihren Pass, bitte' an den Grenzen zu hören bekommen - selbst innerhalb des Schengen-Raums. Doch es wird dabei nicht um den Reisepass gehen. Das Motto dieser Zeit wird lauten: Mit dem europäischen Impfpass den Alltag hinter sich lassen."

Corona-Impfung in Deutschland

"Kommersant" (Moskau)

"Insgesamt betrugen die ersten Lieferungen nur 9750 Dosen pro EU-Land. Vielleicht wird deshalb noch nicht von Massenimpfungen gesprochen, während medizinische Angestellte und Patienten aus Risikogruppen die ersten Injektionen erhalten. Der Beginn von Massenkampagnen ist in den meisten Ländern für den Frühling versprochen worden. Die Hoffnung besteht, dass es bis dahin gelingt, auch die Skeptiker von der Impfung zu überzeugen, die derzeit in vielen Ländern die Hälfte ausmachen. Für eine flächendeckende Immunität ist es nach Einschätzung von Experten aber erforderlich, 70 bis 90 Prozent der Bevölkerung zu impfen."

"La Repubblica" (Rom):

"Der Zusammenhang zwischen Impfstoffen und Politik ist vielfältig. Es gibt den Geopolitischen: beim Vorbereiten und Verteilen der Impfstoffe misst man die wissenschaftliche, technische, wirtschaftliche, organisatorische und diplomatische Leistung der großen Staaten in Konkurrenz zueinander. Es gibt den Innenpolitischen: Effizienz, Geschwindigkeit, Gerechtigkeit bei der Abwicklung der Impfpläne sind eine Bewährungsprobe für die Regierungen, um die hoffentlich letzte Phase des Notfalls zu bewältigen.

Die Verbundenheit zwischen Politik und Impfstoffen ist jedoch noch tiefer, wesentlicher: Sie sind in der Tat die tragenden Säulen des modernen Projekts der Humanisierung der Welt. Sprich, des Projekts der systematischen Verteidigung des Menschen gegen die Natur. (…) Der Impfstoff ist ein Produkt der Wissenschaft, das die Natur nutzt, um Menschen gegen die Natur in ihrer aggressivsten Ausprägung, nämlich der unkontrollierten Ansteckung, zu schützen. (…)

Der höchst wünschenswerte Erfolg der Impfstoffe wird nicht nur eine Angelegenheit der öffentlichen Gesundheit sein: Er wird der erste Ziegel einer Wiedererbauung des Vertrauens in uns selbst, unseres menschlichen Lebensraums und unserer Demokratie sein. Die Politik wird dem so schnell wie möglich folgen müssen."

"De Standaard" (Brüssel):

"Die Schlacht ist noch nicht gewonnen. Das Coronavirus gibt nicht so einfach auf. Es mutiert auf unerwartete Weise und stellt damit neue Herausforderungen dar. Nicht jede Mutation ist beunruhigend, aber wir haben keine Gewissheit über die Wege, die das Virus einschlägt. Dass es kein Sprint wird, wussten wir schon. Aber es ist auch kein Marathon. Es ist eine lange Verfolgungsjagd auf tückischem Terrain, ohne Gewissheit, wo die Ziellinie liegt. Diese Unsicherheit zu beherrschen, wird die große Herausforderung für 2021 und vielleicht sogar noch darüber hinaus sein. (…)

Wir können nur hoffen, dass sich das Virus mit der Zeit zu etwas entwickelt, das nicht gefährlicher als die saisonale Grippe ist. Aber es könnte auch bösartiger und bedrohlicher werden. Auf ein solches Szenario sind wir genauso wenig vorbereitet, wie wir es vor zwölf Monaten waren."

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(APA)

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