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Jubiläum für Villeneuve

Der kanadische F1-Rebell Jacques Villeneuve feiert in Melbourne sein 100. F1-Rennen. Australien ist für Villeneuve aber auch ein schwarzer Tag: vor einem Jahr wurde bei seinem Unfall ein Streckenposten getötet.

„Rebell“ Jacques Villeneuve feiert beim Großen Preis von Australien ein Jubiläum. Der Formel-1-Weltmeister von 1997 bestreitet am Sonntag in Melbourne seinen 100. Grand Prix. „Okay, cool“, sagt der 30-jährige Kanadier in seiner betont lässigen Art. „Das ist eine nette Zahl, aber sie bedeutet rein gar nichts.“ Er würde hier lieber seine Ferien verbringen als zu arbeiten. Das „easy living“ in „down under“ liegt dem lebenslustigen Kerl.

Aber Villeneuve verbindet mit dem Albert Park-Circuit in Melbourne auch eine seiner schwärzesten Stunden als Rennfahrer: Nach seinem schweren Unfall mit Ralf Schumacher im Vorjahr wurde der Streckenposten Graham Beveridge von einem abgetrennten Rad erschlagen. Die Tragödie sei „vermeidbar gewesen“, sagt er. Er habe aber keine Idee, wie man den Rennsport komplett sicher machen könne. „Der Unfall lässt sich nicht einfach wegwischen. Er bleibt in meiner Erinnerung haften.“ Wegen seines Abflugs mit etwa 280 km/h hatte Villeneuve die ganze Saison über Probleme. „Ich habe mir dabei den Rücken verletzt. Das behinderte mich die ganze Zeit. Erst in der Pause im November konnte ich das auskurieren.“

Der Sohn des am 8. Mai 1982 tödlich verunglückten Ferrari-Idols Gilles Villeneuve sorgte 1996 nach seinem Wechsel aus der nordamerikanischen CART-Serie in die Königsklasse gleich für Aufsehen und Furore im doppelten Sinn. Mit der Pole-Position und Platz 2 bei seinem Grand-Prix-Debüt im Albert Park sagte der ChampCar-Champion und Indy-Sieger den etablierten Formel-1-Konkurrenten nachdrücklich den Kampf an. Bis zum Saisonfinale stritt er sich mit seinem Williams-Teamkollegen Damon Hill um die WM, die er als Zweiter hinter dem Briten abschloss. Titelverteidiger Schumacher hatte das Nachsehen.

Wegen seines schrillen Outfits hatte der als Exzentriker geltende Computerfreak und Musikfan in der eher braven und biederen Grand- Prix-Szene schnell das Image des Paradiesvogels. Mit ständig neu gefärbten Haaren – mal platinblond, mal türkisblau, mal braun und mal mit Strähnchen – und seinem Schlabberlook schockte er gern. Scheinbar aus Prinzip vertrat der Eigenbrötler meist konträre Positionen zu seinen Fahrerkollegen. „Wenn wir weiß sagen, sagt Jacques bewusst schwarz“, beschrieb einmal der ebenfalls unangepasste Eddie Irvine den Rebellen.

Villeneuve fährt nach zwei erfolgreichen Jahren bei Williams seit 1998 für BAR-Honda. Mit angeblich 20 Millionen Dollar rangiert der Multi-Millionär auf der Gehaltsliste hinter Top-Verdiener Michael Schumacher als Nummer 2. Sportlich bedeutete der Wechsel jedoch einen steilen Abstieg. Der elfmalige Grand-Prix-Sieger hat seither kein Rennen mehr gewonnen. Seinen letzten Sieg feierte Villeneuve am 28. September 1997 beim Großen Preis von Luxemburg auf dem Nürburgring. In dem Jahr holte er beim spektakulären Finale im spanischen Jerez, als ihn Schumacher von der Strecke rammen wollte, den WM-Titel.

Vor der neuen Saison sieht Villeneuve noch Probleme bei BAR-Honda. „Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, wie konkurrenzfähig ich sein werde. Ich stecke derzeit im Nebel“, sagt er über seine Erwartungen. „Ich hoffe natürlich, dass ich Rennen gewinnen kann.“ Aber es gebe noch einige Fragezeichen. „Prinzipiell ist alles möglich, aber noch haben wir einige Bauteile in der Entwicklung.“ Eine Saison wie 2001 will Villeneuve auf keinen Fall mehr erleben. Trotz einiger Podiumsplätze und dem siebten Rang in der WM-Wertung sei es „das schlechteste Jahr gewesen. Ob Siebter, Achter oder Neunter, das ist wirklich egal“.

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