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Kinder bedeuten oft Karriereknick für Frauen

Kinder bedeuten für Frauen in Österreich immer noch sehr häufig einen Karriereknick.
Kinder bedeuten für Frauen in Österreich immer noch sehr häufig einen Karriereknick. ©Pixabay Symbolbild
Eine neue Studie der ÖAW und der Uni Wien zeigt, dass Kinder für Frauen in Österreich immer noch sehr häufig einen Karriereknick bedeuten. Dies ist in Österreich offenbar stärker der Fall als in anderen Ländern.

Nachwuchs erschwert Frauen in Österreich den Wiedereinstieg ins Berufsleben offenbar stärker als es in anderen Ländern der Fall ist. Das ist ein Ergebnis einer im Fachjournal "Social Indicator Research" erschienenen Studie. Forscher der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und der Universität Wien haben für die Untersuchung einen Datensatz basierend auf Informationen über insgesamt 128.000 Paare aus 30 europäischen Ländern ausgewertet.

Frauen unterbrechen wegen Kindern ihre Karriere

Grundsätzlich unterbrechen nach der Geburt im gesamten deutschsprachigen Raum die meisten Frauen ihr Berufsleben. Sonja Spitzer, Erstautorin der Studie und Bevölkerungsökonomin an der Universität Wien und der ÖAW sowie ihr Team knüpften mit ihrer Forschung an eine Studie aus dem Jahr 2019 an, die sich damit befasste, wie sich die Einkommen von Männern und Frauen nach der Geburt eines Kindes langfristig entwickelten. Diese ergab, dass sich die Einkommen der Frauen auch zehn Jahre nach der Geburt nicht erholen. Im deutschsprachigen Raum liegt das hauptsächlich an den niedrigeren Arbeitsstunden und den niedrigeren Löhnen von Müttern.

60 Prozent der Frauen in Österreich bleiben zwei Jahre zuhause

In Österreich kehren 60 Prozent der Frauen zwei Jahre nach der Geburt ihres Kindes zurück in den Arbeitsmarkt, die meisten davon in eine Teilzeitstelle. Zum Vergleich: In Nordeuropa kehren bei annähernd gleich hohen Ausgleichszahlungen über 80 Prozent der Frauen zurück. Auch in west-, ost- und südeuropäischen Ländern ist der Einbruch im Erwerbsleben für Frauen bei weitem nicht so ausgeprägt, wie in den untersuchten deutschsprachigen Staaten. So sind etwa in Frankreich, Belgien und den Niederlanden über 80 Prozent der Frauen nach zwei Jahren zurück im Job, die meisten davon Vollzeit.

Rahmenbedingungen in Österreich sind verantwortlich

Schuld daran seien institutionelle Rahmenbedingungen. "Die Regelung zu Kinderbetreuungszeiten oder Kinderbetreuungsangebote, scheinen in den ersten Jahren nach der Geburt vor allem kurzfristige Effekte auf die Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen zu haben", so Spitzer gegenüber der APA: "Warum sich die Unterschiede so lange halten, also auch zehn Jahre nach der Geburt noch sichtbar sind, ist weniger klar. Hier sind vermutlich Unterschiede in den Normen sehr wichtig. Zum Beispiel stimmen in Österreich und Deutschland viel mehr Menschen der Aussage 'Frauen mit Kindern im schulpflichtigen Alter sollen zu Hause bleiben' zu, als in Skandinavien."

Haushaltseinkommen mit Kindern bleibt in Österreich gleich

Ein interessantes Ergebnis der Studie ist des Weiteren, dass das Haushaltseinkommen der Paare im deutschsprachigen Raum, trotz des Verdiensteinbruchs bei den Frauen, gleich blieb. Dies liegt unter anderem daran, dass im Durchschnitt viel durch öffentliche Beihilfen ausgeglichen werden kann. Andererseits fällt auf, dass das Einkommen von Vätern in vielen Regionen nach der Geburt leicht anstieg. Solche Vaterschaftsprämien werden in der Literatur "Fatherhood Premium" genannt. Diese entstehen einerseits durch tatsächlich geleistete, erhöhte Arbeitszeit, andererseits durch mehr Gehalt, das Männer nach der Geburt verhandelten.

Österreich steht im internationalen Vergleich schlecht da

Wenn der deutschsprachige Raum also im internationalen Vergleich, allen voran Skandinavien und Frankreich, so schlecht dasteht, gibt es dann wenigstens eine Aussicht auf Besserung und kann sich Österreich vielleicht sogar an die skandinavischen Verhältnisse annähern? Bei der Antwort auf die Frage kann Spitzer nur spekulieren: "Zum einen funktioniert das System ja für die Hälfte der Beteiligten sehr gut, denn Männer erleben kaum Einbußen in ihren Einkommen oder der Beschäftigung. Solange Männer also nicht einen 50-Prozent-Teil der Karenzzeit übernehmen, sehe ich hier wenig Potenzial für Verbesserung. Zum anderen ist es natürlich schwierig, Normen und Geschlechterrollen über Nacht zu ändern. Auch wenn man skandinavische Regelungen auf den deutschsprachigen Raum anwendet, ist nicht zwingend gesagt, dass sie ähnlich erfolgreich sind, was die Annäherung der Einkommen von Müttern an jene von Vätern anbelangt."

(APA/Red.)

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