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Klimakrise macht Muren und Hangrutschungen noch wahrscheinlicher

Klimakrise macht Muren und Hangrutschungen noch wahrscheinlicher.
Klimakrise macht Muren und Hangrutschungen noch wahrscheinlicher. ©APA
Ein Hangrutsch in Kärnten, Murenabgänge in Tirol und Salzburg sind nur drei der aktuellen Extremwetterereignisse Ende Juli.
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Gemeinsam haben sie mit Berg- oder Felsstürzen bis hin zur Geröll-Lawine, dass sie in der Geologie zu den "gravitativen Massenbewegungen" zählen und dass die dahinterstehenden schadensverursachenden Gewitter während des 21. Jahrhunderts und darüber hinaus in Österreich zunehmen werden, "je höher die Temperatur ansteigt".

"Viel zu warmes" Jahr

Diese Aussage machte Herbert Formayer, wissenschaftlicher Leiter des Klimastatusberichts, Anfang April dieses Jahres und als Grund nannte er "die Kombination aus einer gesicherten Zunahme der Niederschlagsintensität um etwa zehn Prozent pro Grad Erwärmung und einer wahrscheinlichen Zunahme der Häufigkeit instabiler Luftschichtungen im Alpenraum". Der Statusbericht widmete sich den Unwetterfolgen des Vorjahres. In Europa sorgte damals Tief "Bernd" am 14. und 15. Juli für Regenmengen von 100 Liter pro Quadratmeter und 200 Todesopfer - und auch wenn die verheerendsten Folgen in Deutschland und Belgien auftraten, war auch Österreich mit Überschwemmungen in der Halleiner Altstadt oder Murenabgängen in Salzburg intensiv betroffen. 2022 gibt es im Grunde ein ähnliches klimatisches Vorgeschehen wie 2021: Ein im Vergleich zu den Jahren 1961 bis 1990 "viel zu warmes" Jahr, und auch die Anzahl der Hitzetage bewegt sich wieder auf einem ähnlich hohen Niveau oder sogar darüber.

Gewitter mit hohem Schadenspotential

"Der anthropogene Klimawandel beeinflusst über vielfältige Wechselwirkungen das Wetter in Österreich, so auch die Intensität und Häufigkeit von Gewittern. Die kleinräumigen, aber hohen Niederschlagsspitzen in kurzer Zeit bei Gewittern entfalten ein hohes Schadenspotenzial. Sie werden durch starke Aufwinde in den Gewitterwolken produziert, wobei ein Gutteil des lokal in der Atmosphäre vorhandenen Wasserdampfs kondensiert und zum Abregnen gebracht wird", lautet die Erklärung der daraus resultierenden im Klimastatusbericht.

Vorwarnsysteme werden wichtiger

Formayer unterstrich in diesem Zusammenhang auch die Notwendigkeit von Vorwarnsystemen. Einen Teil der dazu notwendigen Daten liefert die Geologische Bundesanstalt (GBA), die angibt, dass die Massenbewegungen "vornehmlich jene Hangbereiche, die einerseits durch menschliche Eingriffe (z.B. Böschungen), andererseits im Zuge sich wandelnder Klimabedingungen instabil werden" betreffen. Nachdem Hangrutsche und Muren besonders in Bereichen eintreten, "die schon in der Vergangenheit instabil waren", sorgt die GBA, die ab 1. Jänner 2023 zusammen mit der ZAMG zur "GeoSphere Austria" (GSA) verschmilzt, für die Dokumentation aktueller und vergangener Ereignisse als Grundlage.

Grundsätzlich gilt laut den Geologieexperten, dass in "einem geologisch jungen Hochgebirge", wie die Alpen eines sind, Massenbewegungen besonders häufig vorkommen - die Klimakrise ist also ein zusätzlicher Verstärker zu einer bereits bekannten Tatsache. Ende 2019 berichtete ein Team um Thomas Glade vom Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien über den Wissensstand zu Auswirkungen des Klimawandels. Temperaturen und ihre Entwicklungen seien gut dokumentiert, Mängel wurden jedoch unter anderem im Bereich Bodenerosion, Hangrutschungen und Muren festgestellt. Die gesamten Erkenntnisse zu den "Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Österreich finden sich unter https://extrema.univie.ac.at.

(APA)

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