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Langzeitarbeitslosigkeit und Covid-19: Jetzt sind starke Impulse gefordert

So ergeht es Langzeitarbeitlosen in Vorarlberg.
So ergeht es Langzeitarbeitlosen in Vorarlberg. ©Symbolbild: Pixabay, APA
Knapp jede fünfte arbeitssuchende Person im Land ist derzeit länger als ein Jahr arbeitslos gemeldet. Die Corona-Pandemie verschärft die Lage weiter.
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Joboffensive des AMS Vorarlberg

Ende Jänner 2021 waren knapp 16.000 Menschen beim Arbeitsmarktservice Vorarlberg als arbeitslos vorgemerkt. Das sind fast 60 Prozent mehr als vor einem Jahr. Knapp jeder Fünfte davon - rund 3116 der vorgemerkten Personen - gelten als langzeitarbeitslos - das bedeutet, dass sie bereits seit mehr als einem Jahr beim AMS gemeldet sind. Die Corona-Pandemie hat die Situation am Arbeitsmarkt für die Betroffenen weiter verschlechtert. Um auf die zunehmend prekäre Situation hinzuweisen, lud der Verband "arbeit plus Soziale Unternehmen Vorarlberg" gemeinsam mit den Fördergebern, dem Land Vorarlberg und dem AMS zu einer Pressekonferenz bei carla in Altach ein.

Ausbau der Arbeitsplätze

"arbeit plus" betonte einmal mehr die Wirksamkeit der öffentlich geförderten Beschäftigungs- und Qualifizierungsprogramm im Kampf gegen Langzeitarbeitslosigkeit. Diese sollen intensiver genutzt werden: "Gemeinsam mit dem Bund, Land und AMS konnten kurzfristig weitere Beschäftigungsplätze geschaffen werden", erklärt Benedicte Hämmerle, Verbands-Geschäftsführerin. Jetzt seien weitere Mittel für die Qualifizierung gefragt. Ziel ist es, die zunehmende Anzahl an betroffenen Menschen auf den ersten Arbeitsmarkt vorzubereiten und damit ein Ansteigen der Langzeitarbeitslosen in Vorarlberg einzubremsen.

"Je länger Menschen ohne Beschäftigung sind, desto schwieriger ist ihr Weg zurück in den Arbeitsmarkt", so Hämmerle. Durchgreifende Maßnahmen würden zudem den Staatshaushalt und Steuerzahlende entlasten. Es sei nämlich günstiger, Menschen eine Chance zu geben und sie in ein sozialversicherungspflichtiges Dienstverhältnis zu übernehmen, als eine langfristige, verfestigte Arbeitslosigkeit.

Historischer Höchststand

Die AMS-Zahlen belegen, dass Vorarlberg krisenbedingt hinsichtlich Langzeitbeschäftigungslosigkeit auf einen historischen Höchststand zusteuert. Wirtschaftslandesrat Marco Tittler sieht den besten Jobmotor in einer funktionierenden Wirtschaft: "Die bewährten niederschwelligen Beschäftigungs- und Ausbildungsinitiativen im Rahmen der Vorarlberger Joboffensive unterstützen langzeitbeschäftigungslose Menschen beim Wiedereintritt in ein geregeltes Berufsleben", so Tittler. Deshalb habe man sich klar für deren Fortsetzung und weiteren Ausbau entschieden. Die Zahl der Plätze und der geplanten Eintritte wurden deutlich ausgeweitet und die Mittel um rund 1,3 Mio. Euro erhöht.

Wie ist die Lage für Langzeitarbeitlose? Bild: VOL.AT/Mayer

Auch AMS-Geschäftsführer Bernhard Bereuter sieht angesichts der Corona-Pandemie weiteren Handlungsbedarf. "Dieser aktuellen Entwicklung müssen wir massiv entgegensteuern", meint Bereuter. "Unsere Strategie lautet 'Bildung schafft Chancen'." Man müsse Betroffene weiter qualifizieren. Die Beschäftigungsprojekte am sogenannten zweiten Arbeitsmarkt spielen dabei eine wesentliche Rolle. Die sozialen Betriebe bilden Praktiker für den raschen Jobeinstieg aus.

Auch in Mitte der Gesellschaft

Karoline Mätzler, Leiterin des Fachbereichs Arbeit und Qualifizierung der Caritas Vorarlberg, sieht die intensive und hochwertige Praxisqualifizierung ebenfalls als wichtigen Hebel gegen die drohende massive Zunahme der Langzeitarbeitslosigkeit. Sie und ihr Team begleiten täglich viele Menschen, die gerne wieder in den Beruf einsteigen würden. Langzeitarbeitslosigkeit sie vielschichtig: "Bisher waren überwiegend Ältere, Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen, Frauen mit Betreuungsaufgaben oder Geringqualifizierte betroffen", erklärt Mätzler. In der Krise jedoch komme sie in der Mitte der Gesellschaft, im eigenen Umfeld an. Die sozialen Unternehmen schaffe auch einen gesellschaftlichen Mehrwert, so Mätzler: "Durch ihr Engagement, etwa in der Kreislaufwirtschaft, unterstützen sie die öffentliche Hand dabei, relevante Zielsetzungen zu erreichen."

Arbeitsmarkt: Druck nimmt zu

Da immer mehr Arbeitssuchende weniger offene Stellen vorfinden, nimmt der Druck am Arbeitsmarkt kontinuierlich zu. Wer bereits vor der Krise arbeitslos oder in unsicherem Beschäftigungsverhältnis war, habe es unter aktuellen Bedingungen noch schwerer, existenzsichernde Arbeit zu finden, betont Benedicte Hämmerle. Viele Betroffene seien neben den Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung auf die Sozialhilfe oder Mindestsicherung angewiesen. "Deshalb brauchen wir jetzt hochwertige und niederschwellig zugängliche Beratungs-, Qualifizierungs- und besonders auch Jobangebote am geförderten zweiten Arbeitsmarkt." Menschen sollen möglichst rasch in den regulären Arbeitsmarkt gelangen und dadurch wieder am sozialen Leben teilnehmen können. "Bei der Planung der arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen bringen die Mitglieder des Verbandes 'arbeit plus' ihre Expertise gerne ein", erklärt Hämmerle.

Alle News zur Corona-Pandemie auf VOL.AT.

(Red.)

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