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Laut AK schlechtestes Arbeitsklima seit Jahrzehnten

Viele Menschen wünschen sich laut der AK zwei Tage im Homeoffice für ein besseres Arbeitsklima.
Viele Menschen wünschen sich laut der AK zwei Tage im Homeoffice für ein besseres Arbeitsklima. ©APA/Barbara Gindl (Symbolbild)
Der AK Arbeitsklima Index, der Gradmesser der Stimmung unter den Beschäftigten, zeigt derzeit nur 103 Punkte an. Damit ist das Arbeitsklima das schlechteste seit Jahrzehnten, genauer gesagt seit 25 Jahren.

Der Optimismus der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer für die Entwicklung ihres Betriebs ist so gering wie zu Beginn der Erhebungen 1997, der Optimismus für die wirtschaftliche Entwicklung Österreichs ist so gering wie seit 2004 nicht mehr. Derart scharf wie in der Coronakrise ging der Index seit langem nicht nach unten.

Schlechtestes Arbeitsklima seit Jahrzehnten

"Wir sehen, dass es knirscht", sagte IFES-Geschäftsführer Reinhard Raml am Mittwoch in einer Pressekonferenz in Wien. "Die Zufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen ist in der Pandemie deutlich gesunken", so der Meinungsforscher. Die Arbeit müsse auf immer weniger Schultern verteilt werden. Der psychische Stress hat der Erhebung zufolge seit 2019 stark zugenommen - der Teilindexwert stieg seither von 26 auf 40. "In der Coronapandemie haben die Beschäftigten gespürt, hier wird sich die Situation auf Jahre verschlechtern", berichtete SORA-Projektleiter Daniel Schönherr. Die Sorge um den Arbeitsplatz habe sich vor allem in den unteren Einkommensgruppen verschärft.

Laut AK wollen viele Arbeitszeit verringern

Aufgrund der verstärkten Belastung wollen viele ihre Arbeitszeit verringern und auch ein bis zwei Tage pro Woche im Homeoffice arbeiten. "Die Leute wissen, sie würden weniger verdienen, hätten einen Einkommensverlust, und trotzdem ist der Wunsch so groß", strich AK-OÖ-Präsident Andreas Stangl hervor.

Teilzeit ist Frage der Leistbarkeit

Mehr als die Hälfte der Vollzeitkräfte (54 Prozent) will der Erhebung zufolge weniger Stunden als vertraglich vereinbart arbeiten. Bei den Teilzeitkräften sind das nur 12 Prozent. Teilzeit ist auch eine Frage der Leistbarkeit.
Zwei von drei Teilzeitarbeitskräften "kommen kaum oder gar nicht aus mit ihrem Einkommen". Wegen der Übernahme von Sorge- und Pflegetätigkeiten sind über 80 Prozent der 1,1 Millionen Teilzeitkräfte in Österreich Frauen. 29 Prozent der Teilzeitbeschäftigten würden daher der AK-Umfrage zufolge gerne mehr arbeiten, bei den Vollzeitkräften wollen nur 6 Prozent aufstocken.
Bei aller Schwierigkeit mit Stellenbesetzungen solle man dran denken, dass viele in Teilzeit mehr arbeiten wollen. "Die Arbeitgeber müssen flexibler werden, sie brauchen nicht Pessimismus übers Land verstreuen, dass sie keine Arbeitskräfte finden", bekräftigte Stangl. Wenn die Politik vollzeittaugliche Kinderbetreuung ermöglichte, könnte man "Arbeitskräftepotenzial heben".

Stress und Druck sind gestiegen

"Man sieht, dass in allen Branchen der Druck und der Stress gestiegen sind", betonte Raml. Das betreffe alle, nicht nur die dafür schon länger bekannten Branchen Pflege und Handel, sondern etwa auch den öffentlichen Dienst und die Baubranche. "Das zieht sich schon massiv durch - viele haben lange Arbeitszeiten, viel Stress und vielleicht unsichere Bezahlung auch noch, das ist so die Mischung."
"Wenn die Leute nicht belastet sind, sagen nur 8 Prozent, sie wollen in Teilzeit wechseln, bei mittlerer Belastung sind das 18 Prozent", erklärte der IFES-Chef. "Durch Krieg und Teuerung sind die Beschäftigten nicht so wechselbereit, gehen aber den Weg zu Teilzeit bereit zu sein.

Pandemie erwies sich als "Brandbeschleuniger"

Die Pandemie habe sich in vielen Bereichen als "Brandbeschleuniger" erwiesen - so auch bei der Entwicklung in Richtung Homeoffice. Vor Corona arbeiteten laut Raml 12 Prozent der unselbstständig Erwerbstätigen regelmäßig von zuhause aus, in der Pandemie über 40 Prozent, "das ist fast alles, was möglich ist". Die Hälfte der Betroffenen spricht von einer positiven Erfahrung, 20 Prozent von einer negativen, der Rest beurteilte das mit teils positiv, teils negativ.

Wunsch nach zwei Tagen Homeoffice

Die Menschen wünschten ein bis zwei Tage pro Woche Homeoffice versus "Zeit, in der ich nicht arbeite, die aber trotzdem verloren ist - etwa auf dem Arbeitsweg". "Da gibt es sehr klare Befunde, dass das gewünscht wird", so Raml. "Und wenn das Menschenbild vermittelt wird, man macht einen Urlaubstag, wenn man im Homeoffice ist, das ist Gift." Denn dann würden die Leute nicht das Unternehmen, sondern die jeweilige Führungskraft verlassen. Es gebe Studien zur Arbeitgeberattraktivität, "dass das ein massiver Wunsch der Menschen ist".

(APA/Red)

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