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Leben unter Untoten: „Dying Light 2“ im Game-Test

Der adrenalingeladene Überlebenskampf im Zombie-Land (ab 18) schwächelt technisch, glänzt aber bei Story und Gameplay!

(PC, PS4, PS5, XB1, XSX/S) Mangelnden Ehrgeiz kann man dem polnischen Entwickler Techland nicht vorwerfen: Es gab große Ideen für die Fortsetzung des Erfolgs-Titels „Dying Light“ (2015). Leider mussten der Release des Action-Rollenspiel-Sequels – wohl auch pandemiebedingt – zwei Jahre nach hinten verlegt und inhaltlich Abstriche gemacht werden. Das merkt man dem Game an. Trotzdem liefert „Dying Light 2: Stay Human“ eine einzigartige apokalyptische Erfahrung (ab 18!), die man gemacht haben muss. Ein gewisses Durchhaltevermögen wird vorausgesetzt.

Die Story startet 15 Jahre nach Teil 1: Das Zombie-Virus hat sich ausgebreitet, die Menschheit flüchtete in Enklaven – vor allem auf den Dächern der Städte – und die Gesellschaft steht nun kurz vor dem Zusammenbruch. Neben den Untoten lauern allerorts ruchlose Banditen, darüber hinaus bekämpfen sich die verschiedenen Fraktionen der verbliebenen Menschen gegenseitig.

In dieser gefährlichen (offenen) Welt finden wir uns als ein infizierter Überlebender wieder. Rennend, rutschend, kletternd, springend und schwingend turnen wir durch die engen Gassen, erklimmen die Dächer oder überwinden Abgründe – immer auf der Flucht vor Zombies und fiesen Lebenden. Bei allen Aktivitäten (auch im Kampf) gilt es stets auf die Ausdauer zu achten. Wenn uns nämlich beim Parkour-Lauf am Ende die Luft ausgeht, landen wir statt auf dem rettenden Fenstersims auf der Speisekarte der hungrigen Monstermeute am Boden.

„Learning by doing“ ist auch beim zweiten Teil von „Dying Light“ das Motto. Einerseits braucht's etwas Eingewöhnung, bis man die Steuerung des Spiels verinnerlicht hat und sich flüssig durch die Welt bewegen kann. Dazu verweigert die etwas unverlässliche Spielmechanik gerne mal eine sicher geglaubte Aktion. Andererseits verdienen wir mit gelungenen Manövern Erfahrung, verbessern unsere Fähigkeiten und lernen neue Tricks hinzu. Das gilt ebenfalls für die Fights. Überwiegend gibt's bei „Dying Light 2“ brutale Nahkämpfe. Die spärlichen Distanzwaffen (z.B. Bögen) sind vor allem am Anfang zu schwach. Spaß machen die Auseinandersetzungen auf jeden Fall – wer die Moves meistert, wird auch an chaotischen Kämpfen mit menschlichen und zombiefizierten Gegnern seine helle Freude haben.

Die lebendige und wandlungsfähige Welt von „Dying Light 2“ ist, auch wenn nicht so grafisch fulminant wie erwartet, ein Highlight. In diesem großen Spielplatz finden sich spannende Missionen und teils überraschende, storybezogene Nebenaufgaben mit interessanten Charakteren. Die Entscheidungen, die Spieler:innen treffen müssen, haben eine angenehm vielfältige Grau-Bandbreite statt des sonst üblichen Gut-Böse-Schwarz-Weiß. Konsequenzen unseres Tuns sind oftmals später spürbar – nur eben leider nicht in weltverändernden Dimensionen, wie das Techland ursprünglich geplant hatte. Davon unberührt bleibt die Story bis zum (zu überhasteten) Schluss spannend. 100 Stunden Spielzeit darf man dafür rechnen. Wer will darf's sogar im Koop-Modus mit bis zu drei Mitstreitenden durchspielen.

Fazit

Das Entwicklerstudio Techland war bei den Ankündigungen wohl etwas zu ehrgeizig und musste am Ende die spielerische Vision zurückstutzen. Schade. Aber selbst diese reduzierte Fassung ist ein deutlicher Sprung zum ersten Teil. Sprich: Man bekommt mit „Dying Light 2: Stay Human“ ein großartiges Zombie-Survival-Game mit toller Story und einzigartig dynamischer Action. Das Spiel ist jeder/m volljährigen Gamer:innen mit gutem Magen und besseren Nerven zu empfehlen!

(VOL.AT/Ländle Gamer)

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