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"Lernte Diana und die Queen kennen"

Robert Elwes im Sonntags-Talk mit WANN & WO.
Robert Elwes im Sonntags-Talk mit WANN & WO. ©Alexandra Serra
Wenn der britische Landadlige Robert Elwes gerade nicht auf seinem Anwesen in England weilt, lebt der Ritter von Malta in seinem Bauernhaus in Gaißau. W&W sprach mit ihm über den Tod der Queen, die Royals – und wie sein Vater Elizabeth II. und Diana kennenlernte.

WANN & WO: Am Montag findet die Beerdigung der Queen statt. Werden Sie die Zeremonie live im TV verfolgen?

Robert Elwes: Aber selbstverständlich! Die BBC sendet seit dem Tod der Queen eine 24/7-Liveshow, die bei uns ohnehin praktisch ununterbrochen läuft. Beim 70-jährigen Thronjubiläum der Queen waren wir sogar noch selbst vor Ort. Stundenlang warteten wir mit Tausenden anderen am Ufer der Themse im Regen auf die Queen.

WANN & WO: Das klingt anstrengend – in Österreich würde wohl niemand über Stunden hinweg im Regen auf den Bundespräsidenten warten.

Robert Elwes: Für uns Briten ist das ganz normal. (lacht) Und auch wenn wir bei der TV-Übertragung wahrscheinlich mehr von der Queen gesehen hätten als dort in den Massen: Die Stimmung dort zu erleben, war es allemal wert. Es ist wirklich einzigartig, wie dort alle Schichten Englands zusammenkommen: Da stehen die reichen, Champagner-trinkenden Briten neben jenen, die sich Plastikhüte mit dem Union Jack aufsetzen.


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WANN & WO: Ihre Familie hat aber noch eine ganz eigene Verbindung zur britischen Krone.

Robert Elwes: Richtig, mein Vater diente als Lord Lt. der königlichen Familie. Das sind die mit den flachen Hüten und den Schwertern, die man von Bildern und aus dem TV kennt. Ein Lord Lt. ist der persönliche Repräsentant der britischen Monarchie in den Grafschaften. Als solcher gehörte es zu seinen Aufgaben, die Mitglieder der königlichen Familien und ihre Staatsgästen bei Besuchen in unserer Grafschaft zu begrüßen. So hat er die Queen persönlich kennengelernt, und auch Diana – und auch ich habe sie kennengelernt, da er mich zu einigen Veranstaltungen mitgenommen hat.


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WANN & WO: Wie war das, wie waren sie so in Person?

Robert Elwes: Bei so etwas wird sich natürlich streng an das königliche Protokoll gehalten. Aber wir haben sie ja gleich mehrfach getroffen, da entsteht schon ein Verbundenheitsgefühl. Es ist schwer zu beschreiben, man fühlt sich einfach als Teil der Familie. Und manchmal passieren auch unvorhergesehene Dinge abseits des Protokolls: Bei einer solchen Begrüßung hielt jemand aus der Menge heraus Prinzessin Diana etwas entgegen. Mein Vater und die anderen Bediensteten sprangen natürlich sofort nach vorn – es hätte ja wer weiß was sein können, eine Bombe oder ähnliches. Aber es war nur ein Puppe. (lacht)

WANN & WO: Wie ist Ihre Familie dann nach Vorarlberg gekommen?

Robert Elwes: Ich bin in England aufgewachsen, in einem riesigen Haus mit 50 Schlafzimmern, drei Nannys und einem riesigen Garten mit Teichen, Pfauen und einem eigenen Zoo. Als Kind wurde ich zu verschiedenen Adelshäusern ins Ausland geschickt – unter anderem nach Norddeutschland, wo ich Deutsch lernte. Meine Frau ist Deutsche und stammt aus Baden-Württemberg. Als wir auf Schloss Hirschhorn in Heidelberg geheiratet haben, hat sie dieses Bauernhaus geschenkt bekommen. Wir waren aber zunächst viele Jahre gar nicht hier. In England leben wir in einem sehr alten Landhaus an der Ostküste nahe Kingston Upon Hull, das seit 540 Jahren im Besitz der Familie ist. Erst seit etwa 2000 sind wir regelmäßig hier und richten das Haus her.


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WANN & WO: Nicht nur in Großbritannien, auch in Vorarlberg und weltweit sind jetzt alle Augen auf King Charles III. gerichtet. Was glauben Sie, wird er an die Relevanz und die Sympathie, die seine Mutter hatte, herankommen?

Robert Elwes: Das ist natürlich gerade unglaublich spannend. Er hat ja lange auf seinen Aufstieg auf den Thron warten müssen – „Prince in Waiting“ war ein Spitzname, den man ihm gab. Apropos Name: Seine Vorgänger, King Charles I. und King Charles II., kennzeichneten bedeutende Zeiten in der britischen Geschichte. Unter King Charles I. brach der englische Bürgerkrieg aus, unter King Charles II. wurde die Monarchie restauriert. Ich bin gespannt, als was King Charles III. in die Geschichte eingehen wird – als Brexit-König vielleicht? Oder etwas ganz Neues, das noch auf uns zukommt?

WANN & WO: Es gibt kritische Stimmen, die behaupten, dass der Tod der Queen ein guter Zeitpunkt wäre, das ganze Konstrukt der  Monarchie zu überdenken. Was glauben Sie, wird die Krone weiterhin relevant bleiben?

Robert Elwes: Das wird sie, davon bin ich überzeugt. Auch wenn die Queen bzw. der König keine regierende Gewalt haben, so haben sie doch einen Einfluss auf das Land. Man muss sich nur die Hochzeit von Charles und Diana 1981 anschauen: Damals herrschte im britischen Königreich viel Unruhe, das Volk war nervös. Charles und Diana wollten ursprünglich später heiraten, doch die Queen überredete sie, ihre Hochzeit vorzuziehen. Und es funktionierte: Das Volk war hingerissen und im Land kehrte Ruhe ein. Die Krone ist einfach Teil von allen Briten und wird deshalb immer relevant bleiben. Da geht es nicht nur um das Gesicht der Queen auf Teetassen oder Postkarten – da geht es um Menschen, die im Krankenhaus liegen und durch einen Besuch von ihr neuen Trost fanden. Oder um Briefe, die Senioren zu ihrem 100. Geburtstag von der Queen erhalten haben und die heute noch wie ein Schatz durch die Generationen weitergereicht werden.


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WANN & WO: Die Queen war also als Person stärker im Leben der Briten verankert als frühere Könige?

Robert Elwes: Es gibt eine Geschichte, die das ganz gut zeigt: Ich bin einmal in Indien auf einem Elefanten geritten. Mitten im Busch, am anderen Ende der Welt, unglaubliche neue Eindrücke – und der Mann vor mir auf dem Elefanten verwickelte mich doch tatsächlich in ein Gespräch über die Queen. (lacht) Sie war einfach Gesprächsthema und ich wette, es gibt keinen Menschen im gesamten Vereinigten Königreich, der auf die Frage „Was halten Sie von der Queen?“ nicht tief Luft holt und lang und breit antwortet. Oder nicht mindestens ein Royal-Souvenir zuhause hat.

WANN & WO: Worüber sich zuletzt auch unzählige Menschen – weit über Großbritannien hinaus – eine Meinung gebildet haben, ist der „Megxit“, also der Bruch von Prinz Harry und Herzogin Meghan mit dem britischen Königshaus. Der Tod der Queen scheint Prinz Harry, seinen Bruder Prinz William und King Charles III. wieder näher zusammenzubringen. Was meinen Sie, kehren Harry und Meghan zur Krone zurück?

Robert Elwes: Auch trotz seines Rückzugs ist Harry weiterhin sehr wichtig für Großbritannien und das Ansehen der Krone. Man nehme allein die „Invictus Games“, das riesige paralympische Sportevent, dass er intiiert hat. Ich habe ihm übrigens einen Brief geschrieben, in dem ich ihm vorgeschlagen habe, die Winterspiele hier in Vorarlberg auszutragen. Er schrieb mir zurück, bedankte sich für den Vorschlag und sagte, er werde es in Betracht ziehen. Generell ist er ein sehr freundlicher, sympathischer Mann. Er hat sich in der Sache zugunsten seiner eigenen Familie mit Meghan und den Kindern entschieden. Und das kann ich durchaus verstehen, welcher junge Vater täte das nicht? Aber innerhalb des britischen Volks ist das natürlich ein absolutes Top-Thema, zu dem die Menschen komplett unterschiedliche Ansichten haben – und wie immer jeder eine Meinung.

Kurz gefragt

  • An Großbritannien vermisse ich am meisten ...Yorkshire Tea und Yorkshire Pudding.
  • An Vorarlberg schätze ich am meisten ... Kässpätzle und Berge.
  • Unbedingt sehen in Großbritannien muss man ... York und die Lincoln Cathedral, wo die Trauerfeier meines Vater stattfand.
  • Probieren muss man unbedingt ... Roastbeef und Yorkshire Pudding.

Zur Person: Robert Elwes, Esq.

  • Alter: Jahrgang 1960, 62 Jahre
  • Herkunft und Wohnort: stammt aus Lincoln, lebt in England und Gaißau
  • Familienstand: verheiratet, zwei Söhne, eine Tochter
  • Titel: Ritter von Malta; Esquire (wörtlich Schildträger oder Schildknappe, begrifflich entstanden aus dem lateinischen „scutarius“, später stand der Begriff für Angehörige des Landadels); Lord of Roxby and Risby

(WANN & WO)

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