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LIVE-Blog zur Ukraine am Donnerstag: Rund 4.500 Evakuierungen aus ukrainischen Städten

Ukrainer warten unter einer zerstörten Brücke, um aus Kiew über den Fluss Irpin zu fliehen.
Ukrainer warten unter einer zerstörten Brücke, um aus Kiew über den Fluss Irpin zu fliehen. ©AP Photo/Emilio Morenatti, File
4.500 Menschen konnten in der Ukraine aus belagerten Städten evakuiert werden. Russische Truppen greifen laut Angaben des ukrainischen Militärs weiterhin zahlreiche Städte an.
Ein Monat Ukraine-Krieg

Der Großteil von ihnen, fast 3.000 Menschen, habe aus der Hafenstadt Mariupol kommend mit privaten Transportmitteln die Großstadt Saporischschja erreicht. Weitere Evakuierungen habe es zudem aus dem Ort Huljajpole, dem Gebiet Luhansk und drei Dörfern im Gebiet Kiew gegeben, so der stellvertretende Leiter des ukrainischen Präsidialamtes, Kyrylo Tymoschenko.

Rund 4.500 Evakuierungen aus ukrainischen Städten

Laut Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk hätten sieben von neun geplanten Korridoren funktioniert. Bei zwei Fluchtwegen seien Autobusse von russischen Einheiten an Kontrollpunkten aufgehalten worden, sagte sie in einer Videobotschaft am Mittwochabend. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig geprüft werden.

Von russischer Seite hieß es, rund 8.500 Bewohner Mariupols seien ohne Beteiligung der Kiewer Führung evakuiert worden. Das teilte der russische Generalmajor Michail Misinzew am Mittwochabend laut russischer Agentur Interfax mit. Russland und Ukraine geben sich regelmäßig gegenseitig die Schuld, wenn humanitäre Korridore nicht funktionieren.

Laut Russland seien 180 Bewohner zweier Dürfer evakuiert worden

Aus Russland hieß es zudem, rund 180 Bewohner zweier Dörfer in der Region Belgorod an der ukrainischen Grenze seien am Mittwochabend evakuiert worden. Dies berichtete die Agentur Interfax in der Nacht auf Donnerstag mit Berufung auf einen Bürgermeister. Am Mittwoch hatte es von russischer Seite geheißen, eine Granate sei aus der Ukraine eingeschlagen, woraufhin die Behörden den Katastrophenfall ausriefen. Aus der Ukraine gab es zunächst keine Bestätigung für den Vorfall.

Russland erhöht Zahl der Luftangriffe auf die Ukraine

Russland hat nach Angaben des ukrainischen Militärs seine Luftangriffe verstärkt. Binnen 24 Stunden habe man mehr als 250 Einsätze registriert, heißt es im Morgenbericht des ukrainischen Generalstabs am Donnerstag. Am Vortag seien es 60 weniger gewesen. Russische Truppen sind allerdings bei der Hauptstadt Kiew am Vorrücken gehindert worden. Beim Kiewer Vorort Browary seien russische Truppen gestoppt worden, postete der ukrainische Generalstab Donnerstagnacht auf Facebook.

Die Hauptziele der Luftangriffe seien weiterhin Einrichtungen der militärischen und zivilen Infrastruktur in den Gebieten Kiew, Tschernihiw und Charkiw. Moskau gibt dagegen an, nur militärische Ziele anzugreifen. In den von russischen Truppen besetzten Gebieten "terrorisiere" Russland die lokalen Bewohner, die gegen die Besetzung demonstrierten, hieß es weiter. Man setze Einheiten der russischen Nationalgarde ein, um derartige Proteste zu unterbinden. Die Angaben können nicht unabhängig geprüft werden.

Im Gebiet rund um Isjum versuchten russische Einheiten, Abwehrstellungen der ukrainischen Streitkräfte in den südlich von Isjum gelegenen Dörfern Donezke, Topolske und Kamjanka zu durchbrechen, hieß es. Die Gefechte dort dauerten an. Im Gebiet Donezk sei die überwiegende Mehrheit der ukrainischen Einheiten unter Beschuss. Russische Truppen wollten in dem Gebiet vor allem die Orte Werchnoterezke, Marjinka und die Großstadt Mariupol einnehmen.

Russische Armee habe Phosphorbomben abgeworfen

Nahe der ostukrainischen Stadt Luhansk wurden bei russischen Angriffen nach Behördenangaben mindestens vier Menschen getötet. Unter den Opfern seien zwei Kinder, sagte der ukrainische Gouverneur der Oblast Luhansk, Serhiy Haidai. Sechs Menschen seien bei den Bombardements in der nordwestlich von Luhansk gelegenen Stadt Rubischne verletzt worden. Es sei zu befürchten, dass die tatsächliche Opferzahl "deutlich höher" liege.

Haidai warf der russischen Armee vor, Phosphorbomben auf Rubischne abgeworfen zu haben. In den vergangenen Tagen hatten bereits andere Behördenvertreter in der Region solche Anschuldigungen gegen Russland erhoben. Die Angaben konnten von unabhängiger Seite zunächst nicht überprüft werden. "Die Russen haben Probleme, sie kommen nicht voran", sagte Haidai. "Deshalb haben sie angefangen, schwere Waffen einzusetzen." Er berichtete außerdem von russischen Angriffe auf zwei Orte nordwestlich von Luhansk, ohne weitere Einzelheiten zu nennen.

Russische Truppen greifen weiterhin zahlreiche Städte an

Russische Truppen greifen nach Angaben des ukrainischen Militärs weiter zahlreiche Städte und Gebiete im ganzen Land an - sind allerdings bei der Hauptstadt Kiew am Vorrücken gehindert worden. Beim Kiewer Vorort Browary seien russische Truppen gestoppt worden, postete der ukrainische Generalstab Donnerstagnacht auf Facebook. Es sei ihnen nicht gelungen, die ukrainischen Verteidigungsstellungen zu durchbrechen, um den nordwestlichen Stadtrand der Hauptstadt Kiew zu erreichen.

Im Gebiet rund um die belagerte Stadt Isjum versuchten russische Einheiten, Abwehrstellungen der ukrainischen Streitkräfte in den südlich von Isjum gelegenen Dörfern Donezke, Topolske und Kamjanka zu durchbrechen, hieß es in dem Bericht weiter. Die Gefechte dort dauerten an. Im Gebiet Donezk sei die überwiegende Mehrheit der ukrainischen Einheiten unter Beschuss. Russische Truppen wollten in dem Gebiet vor allem die Orte Werchnoterezke, Marjinka und die Großstadt Mariupol einnehmen. Sie versuchten auch ohne Kampf die Positionen ukrainischer Truppen zu passieren und sich vorwärtszubewegen.

Konzentration der russischen Angriffe auf die Städte in Luhansk

Im Gebiet Luhansk konzentrierten sich die Anstrengungen auf die Städte Rubischne mit 60.000, Sjewjerodonezk mit 100.000 und Popasna mit 20.000 Einwohnern, hieß es in dem Bericht weiter. Bei Popasna versuchten sie mit Artillerie-Unterstützung weiter in die Stadt vorzudringen, was aber nicht gelinge.

Auch im Norden des Landes dauerten die Kampfhandlungen an. Russische Einheiten hätten am Mittwoch die Orte Kalinowka, Horinka, Romanowka oder die nordöstlichen Randgebiete der Hauptstadt Kiew mit Artillerie beschossen. Russische Truppen verminten in dem Gebiet auch Bereiche. Die Angaben können nicht unabhängig geprüft werden.

Einen Fluchtkorridor aus dem Zentrum der belagerten Stadt Mariupol konnte die Ukraine offenbar auch für Donnerstag nicht aushandeln. Vize-Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk erklärt wie bereits am Mittwoch, für die Bewohner von Mariupol stünden Transportmöglichkeiten in Berdjansk bereit. Die Stadt liegt rund 85 Kilometer westlich von Mariupol. Gerade in Mariupol gilt die Lage für die Bevölkerung als besonders kritisch. Um Zivilisten aus anderen umkämpften Orten in Sicherheit zu bringen, seien sieben Fluchtkorridore vereinbart worden, sagt Wereschtschuk. Am Mittwoch waren es neun.

Ukrainische Truppen konnten Russen in Kiew zurückdrängen

Laut Angaben eines Pentagon-Vertreters ist es der ukrainischen Armee gelungen, die russischen Truppen im Osten von Kiew deutlich zurückzudrängen. Die russischen Streitkräfte hätten sich dort binnen 24 Stunden mehr als 30 Kilometer weit zurückgezogen, sagte der ranghohe Vertreter des US-Verteidigungsministeriums, der anonym bleiben wollte, am Mittwoch. "Wir beginnen zu sehen, wie sie sich verschanzen und Verteidigungspositionen aufbauen", fügte er hinzu. Beim Kiewer Vorort Browary seien russische Truppen gestoppt worden, postete der ukrainische Generalstab Donnerstagnacht auf Facebook.

Nicht voran kommen die russischen Streitkräfte nach Einschätzung des Pentagon auch in der Umgebung der nördlich von Kiew gelegenen Großstadt Tschernihiw. Dort säßen die russischen Soldaten zehn Kilometer vom Zentrum entfernt fest. In einigen Bereichen seien die russischen Soldaten zuletzt zurückgewichen. "Sie bewegen sich sogar in die entgegengesetzte Richtung, aber nicht viel", erklärte der Ministeriumsvertreter.

Ukraine erhöht nordöstlich von Kiew Druck auf russisches Militär

Nordöstlich von Kiew erhöht die Ukraine nach Einschätzung britischer Geheimdienste den Druck auf die russischen Streitkräfte. Diese stünden dort bereits vor erheblichen Problemen in der Versorgung und in ihrer Kampfmoral, hieß es in einem Update des britischen Verteidigungsministeriums unter Berufung auf Geheimdienstinformationen. Ukrainische Streitkräfte führten zudem erfolgreiche Gegenangriffe gegen russische Stellungen in Orten am Rande der Hauptstadt durch und hätten möglicherweise Makariw und Moschun zurückerobert. Es bestehe "eine realistische Möglichkeit, dass die ukrainischen Streitkräfte nun in der Lage sind, russische Einheiten in Butscha und Irpin einzukreisen", hieß es weiter.

Russisches Militär hat immer noch nicht die Lufthoheit in der Ukraine

Die Lufthoheit haben die russischen Streitkräfte nach Einschätzung des US-Verteidigungsministeriums auch einen Monat nach Kriegsbeginn noch immer nicht erobert. Der Luftraum sei weiterhin umkämpft, stellte der Pentagon-Vertreter fest. Die USA und ihre Verbündeten arbeiteten daran, den Ukrainern mehr Luftabwehrsysteme mit großer Reichweite zu beschaffen. Die derzeit vorhandenen Systeme setzten die Ukrainer "sehr effektiv" ein. Das sei ein Grund dafür, "warum wir ein ziemlich risikoscheues Verhalten einiger russischer Piloten beobachten".

(APA/Red)

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