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Mahrer für Sonntagsöffnung vor Weihnachten

Wirtschaftskammer-Chef: Es geht auch "um das Entzerren der Kundenströme"
Wirtschaftskammer-Chef: Es geht auch "um das Entzerren der Kundenströme" ©APA
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Im Handel drohen 6000 Pleiten

Harald Mahrer wird am Donnerstag in der Sendung "Vorarlberg Live" bei Pascal Pletsch zu Gast sein, und Fragen zu seinen jüngsten Forderungen für den Handel beantworten. Live ab 17 Uhr auf VOL.AT.

Den Österreichern fehlen die Lust und das Geld, um die Wirtschaft anzukurbeln. Auch nach dem derzeitigen Lockdown, der in den Wochen vor Weihnachten wieder entspanntes Einkaufen ermöglichen soll, dürfte das Geschäft nur teilweise anspringen. "Gewinnen wird 2020 keiner mehr", erwartet Dieter Scharitzer, Assistenzprofessor an der Wirtschaftsuniversität Wien. Denn inzwischen haben 37 Prozent der Menschen weniger Geld verfügbar als im Vorjahr, viele Einkäufe gehen ins Internet.

"Weihnachten wird heuer anders"

"Weihnachten wird heuer anders", schließt Scharitzer aus einer Umfrage seines Instituts TQS Research & Consulting unter 1.000 erwachsenen Österreicherinnen und Österreichern, die am 16 November, unmittelbar vor dem Lockdown durchgeführt wurde. Sollte der Handel massiv Rabatte gewähren, dann können die Österreicher zwar schon noch zum Einkaufen motiviert werden, "ich glaube aber, dass es in Summe schlechter wird" als im Vorjahr, so Scharitzer.

Verlagerung ins Online-Geschäft

Das hat auch mit dem Wechsel zum Online-Einkauf zu tun. 11 Prozent der Österreicher und Österreicherinnen kaufen seit der Corona-Pandemie viel mehr und 37 Prozent etwas mehr online ein, 45 Prozent gleich viel. 61 Prozent geben dabei insgesamt weniger Geld aus und 53 Prozent wollen weniger Geschenke kaufen.

Der Pessimismus im eigenen Einkaufsverhalten scheint sich auch in Bezug auf die Gesamtwirtschaft auszubreiten. Während im April in einer Umfrage noch 56 Prozent davon ausgegangen waren, dass sich die Wirtschaft in naher Zukunft erholt, waren es jetzt vor dem zweiten Lockdown nur mehr 46 Prozent.

Mahrer für Sonntagsöffnung

Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer fordert für die Zeit nach dem Lockdown längere Öffnungszeiten und das Aufsperren für den Handel auch am Sonntag. Einerseits soll damit der Umsatz in der Vorweihnachtszeit noch angekurbelt werden, andererseits gehe es auch "um das Entzerren der Kundenströme", so Mahrer.

Der Wirtschaftskammer-Chef plädierte dafür, auch beim Online-Shopping "regional-digital" auf österreichischen Shopping-Portalen einzukaufen. "Wichtig ist jetzt, dass die Umsätze in Österreich bleiben." Der Lockdown sei ein schwerer Schlag für den Handel. "Die haben sich alle eingedeckt mit Ware für das Weihnachtsgeschäft, das ist für den Handel die stärkste Zeit im Jahr."

Gewerktschaft lehnt Sonntagsöffnung ab

Der Vorarlberger ÖGB-Landesvorsitzende Reinhard Stemmer lehnt den Vorschlag der Wirtschaftskammer nach einer Sonntagsöffnung im Handel nach dem Lockdown hingegen ab.

„Finger weg vom arbeitsfreien Sonntag als Ruhetag für die eh schon schwer belasteten Beschäftigten im Handel“, fordert ÖGB-Landesvorsitzender Reinhard Stemmer. „Es ist unverschämt für Beschäftigtengruppen, die in der Krise schwer gefordert waren, die Arbeitsbedingungen verschlechtern zu wollen“, kritisiert Stemmer.

Auch AK gegen WK-Vorschlag

Auch die Vorarlberger Arbeiterkammer lehnt den Vorschlag von Mahrer ab. „Ja“, sagt AK-Präsident Hubert Hämmerle, „der Handel leidet. Das sehen wir auch. Aber die Kaufkraft wird durch verkaufsoffene Sonntage nicht über Nacht wachsen. Mahrers Idee würde kaum Wunder bewirken, aber viel Elend erzeugen. "Gerade die Handelsangestellten, die in den vergangenen Monaten arg drangekommen sind und sich permanent einem gesundheitlichen Risiko aussetzten, brauchen die Erholung am Sonntag dringend", so Mahrer.

Lugner unterstützt Mahrer

Richard Lugner, Eigentümer der Lugner City in Wien Rudolfsheim-Fünfhaus und seit Jahrzehnten ein Befürworter längerer Öffnungszeiten, sehnt hingegen ebenfalls den offenen Sonntag herbei - und auch die Kunden, wie er der APA versichert. Für diese sei der gemeinsame Familieneinkauf ein Event.

Das habe sich bei der Sonntagsöffnung während der Fußball-Europameisterschaft 2008 gezeigt, als die Händler in seinem Einkaufszentrum an den Sonntagen mehr Umsatz gemacht hätten als an jedem anderen Tag. Und das bei deutlich kürzeren Öffnungszeiten.

Die Regierung müsse endlich den Händlern die Möglichkeit geben, sich gegen Amazon und Co. zu wehren. Gerade an den Sonntagen würde hier viel Kaufkraft ins Ausland abfließen, so Lugner. Viele andere Länder in Europa hätten das schon erkannt und die Öffnungszeiten ausgedehnt - nur eben Österreich nicht.

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(APA/red)

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