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Deutsche Regierung: Nawalny mit Nervenkampfstoff vergiftet

Alexei Navalny
Alexei Navalny ©APA
Bei dem in Deutschland in Behandlung befindlichen russischen Regierungskritiker Alexej Nawalny wurde nach Angaben der deutschen Regierung "der zweifelsfreie Nachweis" eines chemischen Nervenkampfstoffes aus der Nowitschok-Gruppe erbracht.

Das erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch in Berlin.

Festgestellt habe dies ein Speziallabor der Bundeswehr auf Veranlassung der Charite. Seibert sprach von einem "bestürzenden Vorgang": "Die Bundesregierung verurteilt diesen Angriff auf das Schärfste." Die russische Regierung sei "dringlich aufgefordert, sich zu dem Vorgang zu äußern". Die deutsche Regierung werde nun mit den Partnern in EU und NATO über eine "angemessene gemeinsame Reaktion beraten". Die Regierungsspitze habe zu Mittag beraten und weitere Schritte abgestimmt.

Russische Ermittler fordern Auskunft

Russische Ermittler haben unterdessen von Deutschland Auskunft über medizinische Erkenntnisse eingefordert. Das Blatt "RBC" berichtete am Mittwoch, der Moskauer Generalstaatsanwalt habe ein entsprechendes Gesuch an das Justizministerium in Berlin gestellt. Demnach hat sich der Moskauer Generalstaatsanwalt am 27. August an das Bundesamt für Justiz gewandt. Weitere Angaben wollte der Sprecher nicht machen. Die Zeitung "RBC" berichtete, die russischen Behörden wollten Auskunft über die Behandlung Nawalnys, Ergebnisse von Blut- und Urintests sowie Erkenntnisse über Stoffe, die dabei gefunden worden seien. Nawalny wird seit dem 22. August in der Berliner Charite behandelt.

Vom Generalstaatsanwalt in Moskau war zunächst keine Bestätigung zu erhalten. Das Justizministerium in Berlin äußerte sich vorerst ebenfalls nicht.

Russische Sicherheitsbehörden haben bisher erklärt, sie sähen keinen Anlass für Ermittlungen. Anzeichen für eine Straftat gebe es nicht. Russische Ärzte hatten erklärt, dass sie keine Hinweise auf eine Vergiftung gefunden hätten.

Zustand stabil

Die Charite hatte sich zuletzt am vergangenen Freitag zu dem Fall geäußert. In einer Erklärung teilte das Universitätsklinikum mit, dass sich die Vergiftungssymptome bei Nawalny zurückbildeten. Sein Zustand sei stabil, er befinde sich weiter auf einer Intensivstation im künstlichen Koma und werde maschinell beatmet. Akute Lebensgefahr bestehe nicht, Langzeitfolgen der "schweren Vergiftung des Patienten" seien aber nicht absehbar.

Nawalny war am 20. August auf einem Inlandsflug in Russland zusammengebrochen.

Zunächst wurde er im sibirischen Omsk behandelt, bevor er nach Deutschland geflogen wurde. Russland wird für mehrere Giftattentate auf Kremlkritiker verantwortlich gemacht.

(APA/ag.)

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