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Mutter und Tochter in Wien getötet: Verdächtiger weiter flüchtig

In einer Wohnung in Wien-Mariahilf wurden die Leichen von zwei Frauen entdeckt.
In einer Wohnung in Wien-Mariahilf wurden die Leichen von zwei Frauen entdeckt. ©APA/ROLAND SCHLAGER
Jener 49-Jähriger, der im Verdacht steht, seine Lebensgefährtin und deren Tochter in einer Wohnung in Wien-Mariahilf getötet zu haben, ist weiterhin auf der Flucht.
Fahndung nach Lebensgefährten
Mordalarm in Wien

Nach der Tötung zweier Frauen in Wien-Mariahilf, die am späten Donnerstagnachmittag entdeckt worden waren, ist am Samstag unverändert die Fahndung nach dem Lebensgefährten der 32-jährigen Mutter gelaufen. Das teilte Polizeisprecherin Irina Steirer am Samstag mit.

Die 32-Jährige und ihre 15-jährige Tochter waren tot in ihrer Wohnung in Wien-Mariahilf entdeckt worden. Die Obduktion ergab, dass beide durch Fremdeinwirkung gegen den Hals getötet wurden.

Mutter und Tochter laut Obduktion durch Fremdeinwirkung getötet

Die Ermittlungen liefen bereits vor dem Obduktionsergebnis auf Hochtouren, da die Auffindungssituation laut Polizei auf ein Verbrechen schließen ließ. Die Leichen lagen im Schlafzimmer, das versperrt war. Eine Ärztin hatte am Donnerstag gegen 17.15 Uhr die Polizei verständigt, da die anderen Kinder der Frau - zwei Buben im Alter von sieben und neun Jahren - alleine in ihre Ordination gekommen waren, teilte die Exekutive am Freitag mit. Zunächst hatte die Medizinerin versucht, die Mutter zu erreichen, was nicht gelang. Die Polizisten der Inspektion Taubstummengasse holten daraufhin die Kinder ab und fuhren sie nach Hause in die Mollardgasse.

Polizisten entdeckten Leichen in Wohnung in Wien-Mariahilf

Die Beamten entdeckten dort die offen stehende Wohnungstür. "Sie sind in die Wohnung hinein und haben vorerst niemanden entdeckt. In einem Zimmer, dessen Tür geschlossen war, haben sie dann die beiden Leichen gefunden", schilderte Polizeisprecher Markus Dittrich am Freitag. Die Toten sind in dem abgedunkelten Raum im Bett gelegen, leblos und am Bauch liegend. Der Notarzt hätte nur noch den Tod von Mutter, eine Ungarin, und Tochter feststellen können. Das Landeskriminalamt Wien übernahm die weiteren Ermittlungen. "Der Gerichtsmediziner war noch in der Nacht am Tatort", so Dittrich.

Die beiden Buben seien zunächst zu einer Polizeiinspektion gebracht worden und werden nun von einem Kriseninterventionsteam betreut. Die näheren Umstände, insbesondere wer für den Tod der beiden Frauen verantwortlich ist, ist nun Gegenstand laufender Ermittlungen.

Verdächtiger Lebensgefährte weiterhin auf der Flucht

Bei dem Lebensgefährten soll es sich um einen 49-jährigen Tunesier handeln. Er sei noch am Vorabend zu Besuch gewesen. Als die Buben in der Früh wach geworden seien, sei der Mann bereits weg gewesen. An seiner Wohnadresse hätten die Beamten den Mann nicht antreffen können - nun wird nach ihm gesucht. Er ist Steirer zufolge entgegen anderslautenden Medienberichten nicht vorbestraft.

Über das mögliche Motiv der Tat könne nur spekuliert werden, wie Steirer betonte. Das sei eine der Fragen, die nur der Tatverdächtige beantworten könne.

Kritik an Gesetzen zum Schutz von Frauen

Bei den beiden Frauen handelt es sich laut APA-Zählung in diesem Jahr um die 22 und 23. mutmaßliche Tötung einer Frau in Österreich. Zuvor kam es zu 13 vollendeten mutmaßlichen Femiziden, begangen durch (Ex-)Partner. Acht weitere Frauen wurden heuer getötet, zwei von ihren Söhnen, in einem weiteren Fall gilt der Sohn als tatverdächtig, nach diesem wird noch gefahndet. Zwei Frauen wurden von anderen Frauen, drei durch Personen ohne Naheverhältnis getötet. Außerdem starb ein sechsjähriges Mädchen durch seinen Vater, der anschließend Suizid beging.

Maria Rösslhumer vom Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) kritisierte am Freitagabend in der ORF-"ZiB Nacht", dass es zwar gute Gesetze zum Schutz von Frauen in Österreich gebe, diese aber nicht richtig umgesetzt würden. "Wir erleben immer wieder, dass Frauen leider von den Behörden im Stich gelassen, nicht ernst genommen und oft auch nicht adäquat unterstützt werden." Rösslhumer sprach von "massivem Hass immer wieder gegen Frauen", Gewalt und tagtäglichem Sexismus. Die Regierung tue zwar viel dagegen, "wir brauchen aber einen gesamtheitlichen Ansatz". Die Täter würden oft nicht wirklich zur Verantwortung gezogen. Dazu kommt: "Wir spüren die Kumulation der Krise." Der soziale Unfrieden steige, auch die Aggression gegen Frauen.

(APA/Red)

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