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Nach Grippe-Impfrekord im Vorjahr könnte Rückgang drohen

Experten raten für alle Menschen ab sechs Monaten zur Impfung
Experten raten für alle Menschen ab sechs Monaten zur Impfung ©APA/THEMENBILD/HERBERT PFARRHOFER
Im vergangenen Winter sind den verstärkten Aufrufen zur Grippe-Impfung so viele Menschen in Österreich gefolgt wie nie zuvor.

Die Impfrate wurde zur Vorsaison von 8,5 auf 21,3 Prozent gesteigert. Vor allem durch die Corona-Maßnahmen blieben Influenza-Fälle aus, wodurch nun aber eine starke Welle droht. Gleichzeitig könnte die Impfquote wieder sinken, warnten Impfstoffhersteller und Mediziner am Mittwoch. Die Impfung ist für alle, vor allem für Kinder und Senioren, empfohlen.

Jeder Fünfte will sich sicher impfen lassen

"Wir hatten im Vorjahr ausreichend Impfstoff zur Verfügung in Österreich", berichtete Renée Gallo-Daniel, Präsidentin des Verbandes der Impfstoffhersteller (ÖVIH), bei einer Online-Pressekonferenz. "Leider ist es auch so gewesen, dass wir Impfstoffe wegwerfen mussten, weil wir sie nicht verimpfen konnten." Dennoch war die Impfrate erstmals in den vergangenen Jahren zweistellig, nachdem Impfaktionen gestartet wurden, um durch schwere Influenza-Fälle das Gesundheitssystem und Spitäler in der Covid-Pandemie nicht zusätzlich zu belasten.

"Es haben sich 25 Prozent der Männer impfen lassen", erläuterte Gallo-Daniel aus einer ÖVIH-Umfrage. Im Gesundheitsbereich waren es 30 Prozent und in Risikogruppen wie etwa unter Diabetes- und COPD-Kranken auch deutlich mehr als der Österreichschnitt von 21 Prozent. Gefragt nach einer Impfung für die kommende Grippesaison sagten 18 Prozent "Ja, auf jeden Fall", dass sie sich gegen Influenza impfen lassen werden, elf Prozent "vielleicht", berichtete die ÖVIH-Präsidentin. Heuer stehen rund 1,8 Millionen Impfdosen zur Verfügung. "Das sollte sich ausgehen, dass all jene geschützt sind, die sich impfen lassen wollen", sagte Gallo-Daniel.

Für Kinder kostenlos

Im Vorjahr wurde die Impfung gegen Influenza ("echte Grippe") in das kostenlose Kinderimpfprogramm aufgenommen. Rund 300.000 Dosen stehen dafür auch heuer wieder gratis für Kinder von sechs Monaten bis 15 Jahren zur Verfügung, wobei ab zwei Jahren ein Nasenspray statt einer Spritze zum Einsatz kommt. 128 von 100.000 Grippe-infizierten Kindern kommen in Österreich in Spitäler. Trotz guter Gesundheitsversorgung gibt es auch hierzulande Todesfälle, warnte Maria Paulke-Korinek, Leiterin der Abteilung für Impfwesen im Gesundheitsministerium. In der Grippesaison 2017/18 starben neun Kinder an Influenza, im Jahr darauf fünf.

Influenzaausbruch in Kroatien

Ab Ende Oktober, Anfang November sollte mit den Impfungen begonnen werden, empfahl Kinderarzt Albrecht Prieler. Der Impfstoff ist bereits lagernd, sowohl für die kostenfreien Programme als auch der privat zu zahlende, riet der Impfexperte zu einem baldigen Termin beim Arzt. Vor allem Kroatien-Reisende sollten sich schon früher impfen lassen, beispielsweise vor den Herbstferien. In Kroatien wurde in mehreren Wochen im September "ein Influenzausbruch detektiert", berichtete Monika Redlberger-Fritz, Leiterin des Nationalen Referenzlabors für die Erfassung und Überwachung von Influenza-Virusinfektionen. Auch in Deutschland gab es bereits Fälle durch Kroatien-Reiserückkehrer. "Was wir sehen ist, dass nach einer oder zwei milden Saisonen eine starke Grippe-Welle folgt", warnte Redlberger-Fritz.

Empfehlung für Risikogruppen

100.000 Influenza-Impfdosen kommen wie im Vorjahr kostenlos in Alters- und Pflegeheimen zum Einsatz. Empfohlen ist die Impfung laut Paulke-Korinek prinzipiell für alle, aber besonders für Menschen mit Risiko für einen schweren Grippe-Verlauf, wie Kinder, Schwangere, Senioren und chronisch Kranke. Aber auch Personen mit erhöhtem Ansteckungsrisiko, wie Gesundheitspersonal, Personal in der Kinderbetreuung, Personen in Gemeinschaftseinrichtungen oder mit viel Kunden- sowie Publikumskontakt und Reisenden, wird zu einer Influenza-Immunisierung geraten. "Erwachsene sollten sich genau so impfen lassen wie Kinder", sagte Kinderarzt Prieler. "Es ist eine Gemeinschaftsaktion, wie es auch bei Covid eine Gemeinschaftsaktion sein könnte, wenn wir eine höhere Impfrate hätten", kritisierte er die noch zu niedrige Impfbereitschaft beim Coronavirus.

(APA)

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