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Ökoenergie aus dem Speicher Raggal

Im Großwalsertal wird seit Jahrzehnten das Wasser der Lutz und des Marulbaches energiewirtschaftlich genutzt.

Raggal Beinahe verborgen im Großen Walsertal liegt der Speicher Raggal. Hier wird das Wasser der Lutz und des Marulbaches gefasst und seit Jahrzehnten zur Gewinnung sauberer Ökoenergie genutzt. Eine dreiteilige Serie beleuchtet die energiewirtschaftlichen Hintergründe und zeigt, von der Stromerzeugung bis zur Sedimentbewirtschaftung, was alles nötig ist, um Tausende Haushalte in Vorarlberg mit Strom aus Wasserkraft zu versorgen.

Ganz egal, ob man den Eintritt ins Große Walsertal via Faschinastraße oder über Raggal wählt – auf dem Weg nach Sonntag vermutet kaum jemand eine pulsierende Energieader, wie sie in dem teils beengten V-Tal zu finden ist. Versteckt am Talgrund, zwischen Blons und Raggal, wird die Lutz seit Jahrzehnten mit einer Talsperre gefasst und zur Energiegewinnung eingesetzt. Unterstützt vom Marulbach verbreitert sich die Lutz allmählich und trifft schließlich auf eine 48 Meter hohe und 105 Meter breite Gewichtsmauer. Bis zu dieser Stelle haben die beiden Gewässer ein Wasser-Einzugsgebiet von über 160 Quadratkilometern zusammengefasst.

Zwischenstopp

An der gewaltigen Mauer, für die eine Betonkubatur von rund 45.000 Kubikmetern entstanden ist, wird das Wasser kurz aufgehalten. Dadurch entsteht ein Stauraum von rund 2,3 Kilometern Länge mit Platz für 2,4 Millionen Kubikmeter Wasser. In einem Regeljahr darf der Speicher Raggal rund 290 Millionen Kubikmeter Wasser begrüßen, ehe sich das kühle Nass entweder in das natürliche Flussbecken verabschiedet, oder über einen kurzen Abstecher durch das Kraftwerk Lutz Oberstufe umweltfreundlichen Strom aus Wasserkraft generiert. Dazu strömt es über einen 4,5 Kilometer langen Druckstollen zum Wasserschloss und von dort in einem Vertikalschacht in die Maschinenkaverne. Rund 100 Meter im Berginneren trifft es auf eine vertikale Francis-Turbine und erzeugt auf diese Weise Strom für rund 22.000 Haushalte.

Kraftwerksgruppe

Weitere 8000 Haushalte kommen dazu, wenn das Wasser über die Sperre Gstins auch noch das zweite Kraftwerk der Lutz-Gruppe durchströmt. Vom Staubecken Gstins führt dazu eine weitere, rund 4,6 Kilometer lange Druckrohrleitung in das noch früher, anno 1957, erbaute KW Lutz Unterstufe. Zwei vertikalachsige Maschinengruppen, bestehend aus Francis-Turbine und Generator, sorgen für 8,6 Megawatt Leistung. Nach getaner Arbeit mündet das Wasser – mittlerweile in Ludesch im Walgau angekommen – bei der A 14 schließlich in die Ill.

Durch natürliche Sedimentation lagern sich aus dem Wildbach Lutz pro Jahr rund 50.000 Kubikmeter Material im Speicher Raggal ab. Durch solche Verlandungen können wichtige Einläufe der Wasserentnahmestellen mit der Zeit verlegt werden. Die Funktion der Kraftwerke würde beeinträchtigt.

Gezielte Feststoffbewirtschaftung

Um das zu verhindern, setzen die Experten auf eine begleitende Feststoffbewirtschaftung. Dazu gehören zahlreiche Maßnahmen wie beispielsweise der Einsatz eines Schwimmbaggers, der jährlich zur Schneeschmelze rund sechs Wochen lang im Einsatz ist. Dieser entnimmt die Ablagerungen im vorderen Stauseebereich und gibt sie kontrolliert dem Fluss zurück. So wird der natürliche Feststoffhaushalt des Gewässers beibehalten. Der problemlose Einsatz des Kraftwerks und dessen Einrichtungen ist sichergestellt.

Aus Sicherheitsgründen werden Stauanlagen und die damit verbundenen Bauwerke alle 10 Jahre genau kontrolliert. Nach Vorgaben der Wasserrechtsbehörde in Wien wird der Speicher dazu schonend entleert. Die Planungen dazu laufen seit rund einem Jahr. Die weiteren Teile dieser Serie thematisieren die Feststoffbewirtschaftung und erklären die begleitenden Maßnahmen der 10-jährigen Absenkung des Speichers, die im heurigen Jahr im Juni über die Bühne gehen soll.

„Energie für unser Leben“ ist eine redaktionell unabhängige Serie der Vorarlberger Nachrichten mit Unterstützung der illwerke vkw.

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