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"Oma-Revolte" demonstrierte vor dem Vorarlberger Landhaus

Die "Oma-Revolte" demonstriert mit einem Hungerstreik vor dem Landhaus.
Die "Oma-Revolte" demonstriert mit einem Hungerstreik vor dem Landhaus. ©APA
Die "Oma-Revolte" meldet sich mit einem 24-stündigen Hungerstreik und einer Protestaktion vor dem Vorarlberger Landhaus zurück.
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Die Initiative um Gertraud Burtscher, die sich für gerechtere Pensionen für Frauen einsetzt, fordert vom Land Vorarlberg einen “Anerkennungsbeitrag für Erziehungsarbeit” für ältere Frauen, “da wir von der Bundesregierung vollkommen ignoriert werden”.

Bregenz. Von weitem sieht es ganz gemütlich aus: Vor dem Landhaus sitzen etwa fünfzehn ältere Frauen auf Klappstühlen in der Sonne, eine strickt – wäre da nicht ein rotes Plakat mit der Aufschrift “Alte Mütter mit viel Kind’ sollen betteln gehen, wenn ‘s hungrig sind” und der Zorn der Demonstrantinnen auf die politisch Verantwortlichen, von denen sie sich im Stich gelassen fühlen. Die Initiative verlangt für Mütter, die vor 1955 geboren sind, einen Anerkennungsbeitrag von 50 Euro pro Kind und Monat (14 mal), ohne Anrechnung auf Sozialleistungen. Im August 2017 stellte das damals rote Sozialministerium eine Finanzierung aus dem Familienlastenausgleichsfonds in Aussicht, seither sei nichts geschehen.

Burtscher Mitglied der verbotenen Neonazi-Partei NDP

Seit Mitternacht verzichten die Demonstrantinnen nun auf Nahrung. Die “Oma-Revolte” wurde 2017 von der noch immer arbeitenden, heute 75-jährigen Juristin Gertraud Burtscher gestartet. Anfänglich stieß die siebenfache Mutter bei vielen auf große Sympathie, auch in der Politik. Als bekannt wurde, dass Gertraud Burtscher Mitglied der 1988 verbotenen Neonazi-Partei NDP war, gingen die Unterstützer auf Distanz. Sie sei “nach kurzer Zeit (und etliche Jahre vor deren Verbot)” wieder ausgetreten, verteidigte sich Burtscher damals. Sie werde sich aber nicht mundtot machen lassen, angesichts der Landtagswahl 2019 werde es weitere Aktionen geben. “Die Oma-Revolte stirbt mit mir, vorher nicht”, betonte sie.

Die Frauen vor dem Landhaus berichten von anderen Zeiten, als Väter sich nicht an der Kindererziehung beteiligten, Frauen ohne Zustimmung ihres Mannes nicht arbeiten durften. Sie erzählen von schlecht bezahlten Teilzeitstellen und der Geringschätzung älterer Frauen auf dem Arbeitsmarkt. Eine der Demonstrantinnen nimmt für ihre Mutter teil. “Sie kann nicht selbst kommen, da mein Vater pflegebedürftig ist”, sagt sie. Eine Mitstreiterin erinnert daran, dass viele der Frauen auch ihre eigenen Eltern gepflegt hätten. “Ich habe mich 20 Jahre um meine Tante gekümmert. Ich habe es gern getan, aber es fehlt jede Wertschätzung dafür. Was hätte ein Heim 20 Jahre lang gekostet?”, fragt sie. “Das haben wir nicht verdient, dass wir im Alter betteln gehen müssen”, ergänzt eine Gleichgesinnte.

Eine Passantin wünscht im Vorbeigehen alles Gute, eine andere Frau kommt, um eine Petition zu unterschreiben. “Unterschriften nützen nichts, die landen nur im Papierkorb. Aber wir freuen uns über jeden, der uns besucht”, klärt Gertraud Burtscher auf und bietet einen Platz an. Sie wollte eigentlich auch per Internet für die Aktion werben, “aber die facebook-Anmeldung hat nicht geklappt”.

Rudolf Gehring, Obmann der Christlichen Partei Österreichs (CPÖ), sitzt als einziger Mann unter den Demonstrantinnen. Seine Frau sei selbst Betroffene, erklärt er. “Vollzeitmütter kommen auf 14 Arbeitsstunden pro Tag. Viele Frauen haben zugunsten der Kinder zurückgesteckt. Und das wird nun bestraft”, so Gehring. Die durchschnittliche Alterspension bei Frauen betrage 842 Euro. 203.000 Über-65-Jährige seien von Armut betroffen, davon 136.000 Frauen.

Ritsch besuchte die Demonstrantinnen

SPÖ-Klubobmann Michael Ritsch besuchte die Demonstrantinnen am Vormittag. “Um zu zeigen, dass er uns lieb hat”, meint Gertraud Burtscher. Von dem SPÖ-Landtagsantrag, der eine Sonderleistung für vor 1958 geborene Personen als Ausgleich für die geleistete Erziehungsarbeit fordert, sei sie jedenfalls “schwer begeistert”. Zudem will die SPÖ diese Personen, wenn sie wie Gertraud Burtscher trotz bestehenden Pensionsbezugs einer Erwerbsarbeit nachgehen, vom Pensionsversicherungsbeitrag befreien.

Der Familiensprecher des VP-Parlamentsklubs, Norbert Sieber, erklärte per Aussendung, die Forderung der Initiative sei berechtigt, “insbesondere dann, wenn die Frauen aufgrund dieser Erziehungsleistungen keine eigenständige Pension erwerben konnten und nun ohne Altersabsicherung dastehen”, so Sieber. Das sei allerdings ganz klar eine Aufgabe des Bundes, nicht des Landes. Dafür wolle er sich im Nationalrat weiter einsetzen.

(APA)

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