AA

Parlamentssanierung in Wien geht in letzte Runde

Die Parlamentssanierung biegt in die Zielgerade.
Die Parlamentssanierung biegt in die Zielgerade. ©APA/HANS KLAUS TECHT
Die Sanierung des Parlaments in Wien geht in die letzte Runde. Die Rückübersiedlung aus dem Ausweichquartier in der Wiener Hofburg läuft bereits.
Ernstfall im Parlament in Wien geprobt
Parlamentssanierung: Kurator ohne Ausschreibung bestellt

Am Montag ist das vom Keller bis aufs Dach renovierte und modernisierte Parlament bei einer Medienführung vorgestellt worden. Das Haus am Wiener Ring wird am 12. Jänner 2023 mit einem Festakt eröffnet. Zwei Wochen darauf wird Alexander Van der Bellen im Historischen Sitzungssaal erneut als Bundespräsident angelobt.

Schlussabrechnung für Parlamentssanierung soll 2023 vorliegen

Erbaut wurde Österreichs Parlament nach den Plänen von Theophil Hansen in den Jahren 1874 bis 1883. Nach schweren Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurde es bis 1956 von den Architekten Fellerer & Wörle wiederaufgebaut. Damals entstand der neue Sitzungssaal des Nationalrats. Die nunmehrige Sanierung wurde vom Büro Jabornegg & Pálffy geplant.

3D-Modell des Parlaments ©APA

Die Kosten wurden 2014 per Gesetz mit 352,2 Mio. Euro sowie 51,4 Mio. Euro für das Ausweichquartier festgelegt, jeweils samt 20-prozentiger Reserve. Diese wurde 2020 auch aktiviert. Die Schlussabrechnung soll Ende 2023 vorliegen, nach Parlamentsangaben besteht weiterhin ein finanzielles Restrisiko von zwei bis drei Prozent.

Nationalratssitzungsaal des Parlaments erhielt Glaskuppel

Einige Zahlen: Unter dem operativen Baumanagement der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) wurden 55.000 Quadratmeter Netto-Geschoßfläche in dem denkmalgeschützten Haus saniert, 40.000 m2 Böden abgebrochen und samt Technikinstallationen neu verlegt, 740 Fenster und 600 Türen saniert sowie 500 Luster in Schuss gebracht. Die Nutzfläche wurde um 10.000 Quadratmeter erhöht, durch neue Räume und ein 1.500 Quadratmeter großes Besucherzentrum ("Demokratikum") im Erdgeschoss. Neu sind auch 800 m2 Gastronomiefläche (vor allem im ausgebauten Dachgeschoß) und vier Terrassen mit insgesamt 400 m2 Fläche.

Highlight des Umbaus ist die Glaskuppel über dem Nationalratssitzungssaal mit 28 Metern Durchmesser und einer Fläche von 550 m2. Die Paneele sind elektrochrom, ihre Lichtdurchlässigkeit kann gesteuert werden. Im Saal wurde zuletzt noch bei der Akustik nachgebessert, durch Dämmmaterial im Unterboden und durchsichtigen Akustiksegeln in der Kuppel. Alle Abgeordneten bekommen Computeranschlüsse und ein Zehn-Zoll-Display.

3D-Ansicht und Grundriss des sanierten Nationalrats-Sitzungssaals ©APA

Elektronische Abstimmung in Sitzungssaal fehlt weiter

Einer elektronischen Abstimmungsanlage - und damit der Transparenz ihres Stimmverhaltens - verweigern sich die Abgeordneten hingegen weiterhin. Die Geschäftsordnung des Parlaments müsste dafür entsprechend geändert werden. Auch nach der Komplettsanierung müssen Beobachter also vor Ort verfolgen, wer bei Abstimmungen anwesend ist, aufsteht (als Pro-Stimme) oder ablehnend sitzen bleibt. Technisch sei eine Nachrüstung aber leicht möglich, heißt es im Parlament, die Kabel dafür seien verlegt.

Direkt unter der Glaskuppel im Nationalratssaal entstand ein verglaster Rundgang für Besucherinnen und Besucher - das "Plenarium". Führungen können so auch während laufender Sitzungen stattfinden. In der Beletage übersiedelte der Bundesrat in den bisherigen Budgetsaal. Unter den beiden großen Sitzungssälen wurden zwei Ausschusslokale neu errichtet, u.a. für Untersuchungsausschüsse. Es wurden vier neue Haupttreppenhäuser gebaut.

Parlament nach Sanierung weitgehend barrierefrei

Verbessert wurde die Sicherheitstechnik und Infrastruktur, auch für weitgehende Barrierefreiheit wurde gesorgt. Außen wurde die Fassade ringstraßenseitig restauriert, aber auch der Pallas-Athene-Brunnen und 44 Attika-Figuren aus Carrara-Marmor. Mit 1,8 Mio. Euro wurde zudem für Kunst im Parlament gesorgt - und das nicht nur mit einem angemieteten, gold-geschmückten Bösendorfer-Flügel.

Tage der offenen Tür im Parlament im Jänner

Am 14. und 15. Jänner 2023 öffnet sich das wiedereröffnete Parlament den Bürgerinnen und Bürgern mit zwei Tagen der offenen Tür. Besichtigt werden können Nationalrats-, Bundesrats- und Bundesversammlungssaal, die Amtsräume von Nationalrats- und Bundesratspräsident, die Säulenhalle, das neue Besucherzentrum und die Bibliothek.

(APA/Red)

home button iconCreated with Sketch. back to homepage
  • ADMIN AT
  • Politik
  • Parlamentssanierung in Wien geht in letzte Runde