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Peter Doherty sorgte für schöne und ruppige Klänge im Wiener WUK

Peter Doherty spielte mit seiner aktuellen Band "The Puta Madres" im Wiener WUK.
Peter Doherty spielte mit seiner aktuellen Band "The Puta Madres" im Wiener WUK. ©AP (Sujet)
Bei Peter Doherty weiß man nie, was Konzertbesucher erwartet und ob sie überhaupt etwas erwartet. Der Brite ist seinem Image als schlampiges Genie auch am Montag im Wiener WUK gerecht geworden, allerdings zeigte sich die Junkie-Indierock-Ikone diesmal in guter Form und verstand, ruppigen Klängen wunterschöne entgegenzusetzen.

Doherty war mit seiner jüngsten Band, den Puta Madres, angereist, im Gepäck das gelungene, vom deutschen Feuilleton missverstandene und – im Gegensatz zu britischen Medien – großteils mit harschen Kritiken bedachte Album “Peter Doherty & The Puta Madres”. Ein Song davon, “Paradise Is Under Your Nose”, sollte am gestrigen Abend ein Höhepunkt des eigenwilligen (mit zwischendurch 15-minütiger Unterbrechung) wie spannenden Auftritts werden: Mit wunderbarer Stimme sang sich Doherty durch die Herz-Schmerz-Ballade mit der richtigen Prise Kitsch und schwelgte in Melancholie: “I miss you now my love”. Schöner kann man kaum leiden.

Mit Pete Doherty im Proberaum/Wiener WUK

Leider schaffte es Geigerin Miki Beavis nicht mit auf diesen Abschnitt der Tour. Vielen Tracks auf “Peter Doherty & The Puta Madres” verpasste sie einen Scarlet-Rivera-Effekt (man schlage nach bei Bob Dylan), gerne hätte man auch in Wien gehört, wie sie mit ihrem zarten Spiel die eine oder andere Trauerweide an Liedgut veredelt. Mit dabei war dagegen Keyboarderin Katia DeVidas, deren bombastische Synthflächen bei “Lamentable Ballade Of Gascony Avenue” beispielhaft verdeutlichten, welch positiven Effekt die Hinzunahme ihres Instruments hat.

Doherty begeisterte sein Publikum mit Gassenhauern wie “Last Of The English Roses”, zelebrierte eine gefühlt endlos lange, etwas zermürbende Version des Babyshambles-Klassikers “Merry Go Round” und brachte eine fulminante Coverversion des Velvet-Underground-Demos “Ride Into The Sun”, das er mit Oasis(!)-Textzitaten angereichert zu “Someone Else To Be” – genial, möchte man fast sagen – weiterverarbeitet hat. Dazwischen jammten der Chef, sein Bassist Michael Bontemps und der zweite Gitarrist Jack Jones, der auch eine formidable zweite Stimme ablieferte, als wäre man im Proberaum.

So wie Doherty, der es wagt, einen signierten Zettel mit Songtexten am T-Shirt-Stand um 130 Euro anzubieten, war auch das Konzert unberechenbar. Kaum war ein zart-filigraner Beitrag verklungen, standen die drei Musiker vor dem Schlagzeug, die Rücken dem Publikum zugewandt, und bauten eine Wand aus sich monoton wiederholenden Gitarrenläufen auf. Und immer wieder suchten sie auf schlecht (ab)gestimmten Instrumenten den Weg in bzw. aus einem Song. Diese Schlampigkeit gehört zu Doherty wie sein im Laufe der Darbietung befreiter Oberkörper und sein Stolpern über die Bühne. Die Punk-Attitüde muss ja gepflegt werden! So lange charmante Popsongs wie “Kolly Kibber” auch dabei sind, ist das ja alles ok.

(APA/Red)

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