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"Pfahlbau" im Sumpf

Der neue Kurs in Schanghai stellt alle bisherigen Formel-1-Strecken in den Schatten.40 Kilometer von der ostchinesischen Hafenmetropole entfernt entstand ein gigantischer und technisch anspruchsvoller Kurs.

Architekt ist der Deutsche Hermann Tilke, der unter anderen auch die Strecke in Bahrain konzipierte. Der kleine Wüstenstaat am Persischen Golf erlebte im April seine Grand-Prix-Premiere. Das China-Projekt mit einer Kapazität für 200.000 Zuschauer war für Tilke und seine Mitarbeiter eine besondere Herausforderung. In einem Sumpfgebiet mit 17 Flüssen im Jiading-Distrikt wurden 40.000 Betonpfähle mit einer Länge zwischen 40 und 80 Metern in den Boden gerammt, um dem Kurs die Standfestigkeit zu geben. Darüber wurde meterdick Styropor gelegt. 18 Monate dauerten die Bauarbeiten, an denen bis zu 8.000 Menschen beteiligt waren.

Der Kurs ist 5,451 Kilometer lang und damit der fünftlängste in der Formel 1. Die Renndistanz am Sonntag beträgt 305,256 Kilometer. Besonderheiten sind unter anderen zwei lange Geraden, drei eingeplante Überholmöglichkeiten und zwei sehr anspruchsvolle Kurven: Eine sich verengende „Schnecke”, in der von rund 300 Stundenkilometern auf 90 km/h heruntergebremst wird, und ihr Gegenstück, eine sich öffnende Kurve mit acht Prozent Quersteigung. Der Kursverlauf ähnelt dem chinesischen Zeichen „shang”, ist Bestandteil des Stadtnamens Schanghai und bedeutet „aufstrebend”. „Das ist eher Zufall, wenn auch ein willkommener”, sagt Tilke.

Ansonsten hat er bei den futuristischen Bauten bewusst auch landestypische Symbolik in seinen Entwurf aufgenommen. So bricht sich im Dach der Tribüne mit rund 30.000 Plätzen Licht in den Macht und Glück symbolisierenden Farben gelb und rot. Für die Teamgebäude wurde ein chinesischer Garten nachgebaut. Zick-Zack-Stege, mit denen böse Geister abgeschreckt werden sollen, führen über die Seen. Die Kosten für die Strecke liegen bei rund 260 Millionen Euro, das gesamte Projekt soll rund 500 Millionen Euro verschlungen haben. China hat sich bis 2010 für geschätzte 20 Millionen Euro jährlich die Rechte zur Austragung des Formel-1-Rennens gesichert. Ein profitables Geschäft wird der Grand Prix in den nächsten Jahren aber nicht.

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