Über 40 Oberrabbiner, die derzeit an einer Rabbinerkonferenz in Wien teilnehmen, waren Montag Vormittag zu Gast bei Bundespräsident Klestil. Klestil betonte, dieses Beisammensein sei ein Zeichen, dass Juden aus aller Welt in Österreich willkommen sind. Israels Oberrabbiner Yona Metzger sagte, es sei anzuerkennen, was Österreich heute für die religiösen Minderheiten, vor allem für die Juden, tue.
Klestil sagte in seiner Ansprache, dass die historisch gewachsenen Rolle des Judentums in Österreich nicht vergessen machen könne, dass unser Land auch Anteil am größten Verbrechens hatte, das am jüdischen Volk begangen wurde: der Shoa. Über 60.000 österreichische Landsleute jüdischer Herkunft wurden unter den Nationalsozialisten verfolgt, gedemütigt und ermordet. Noch heute ist der Verlust dieser Menschen eine schmerzhafte Narbe in der Geschichte Österreichs.
Nach dem Ende der Nazi-Herrschaft sei ein neues, ein demokratisches, freies und tolerantes Österreich entstanden, zu dessen geistigen Grundpfeilern ein klares und oft wiederholtes Nie wieder gehöre, so Klestil. Als erfreulich bezeichnete es der Bundespräsident zudem, dass sich die Beziehungen Österreichs zu Israel in den vergangenen Monaten merklich verbessert hätten.
Auszeichnung für Prodi
Montag Nachmittag wird im Rahmen der Rabbinerkonferenz das neue Gebäude der jüdischen religionspädagogischen Akademie eröffnet und anschließend vom Rabbinical Center of Europe ein Menschenrechtspreis an EU-Kommissionspräsident Prodi überreicht.
Die noch bis Dienstag dauernde Konferenz wird von dem Rabbinical Center of Europe, dem Jewish Welcome Service und der Ronald S. Lauder-Foundation in Wien veranstaltet. Zentrales Thema ist die Situation der jüdischen Gemeinden in den Oststaaten.
Redaktion: Bernhard Degen
