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Rechte Flugblätter: Wiener Gymnasium wurde nach Waldhäusl-Sager zur Zielscheibe

Unbekannte verstreuten zahlreiche Flugblätter im Schulhof des Wiener Gymnasiums.
Unbekannte verstreuten zahlreiche Flugblätter im Schulhof des Wiener Gymnasiums. ©Leserreporterin Tatjana S.
Unbekannte Personen haben am Freitag am Laaerberg-Gymnasium in Wien-Favoriten zahlreiche Flugblätter verstreut, auf denen dem Asyl-Sager von FPÖ-Landesrat Gottfried Waldhäusl zugestimmt und "Remigration" gefordert wird. Die Polizei ermittelt.
Flugblätter an Wiener Gymnasium
Ludwig kritisiert Waldhäusl scharf
Waldhäusl steht zu seiner Aussage
Asyl-Sager sorgt für Empörung

VIENNA.at-Leserreporterin Tatjana S. schickte Freitagfrüh kurz nach 8.00 Uhr Fotos vom Eingangsbereich des Gymnasiums GRG10 am Laaerberg in Wien-Favoriten. Darauf zu sehen sind zahlreiche verstreute Flugblätter, auf denen der umstrittenen Aussage von FPÖ-Landesrat Gottfried Waldhäusl zur Asylpolitik in Österreich zugestimmt und der Anteil an Schülern mit Migrationshintergrund am Gymnasium angeprangert wird.

Flugblätter gegen Migration an Wiener Gymnasium verteilt

"Waldhäusl hat Recht, das ist nicht mehr Wien!", ist in Großbuchstaben auf den Flugblättern zu lesen. Die Personen hinter der Aktion fordern "Remigration" und benennen sich selbst als "Stimme der Jugend ohne Migrationshintergrund". Man stehe hinter Waldhäusls "mutiger" Aussage.

Auch ein großer Banner mit der Aufschrift "Das ist nicht mehr Wien" wurde vor der Schule aufgehängt. Laut Berichten soll es sich um Aktion der Identitären gehandelt haben.

Wiener Polizei und Verfassungsschutz ermitteln

VIENNA.at hat bei der Wiener Polizei zu dem Vorfall nachgefragt und wurde darüber informiert, dass das zuständige Stadtpolizeikommando bereits die Ermittlungen aufgenommen hat. Auch das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT Wien) ist über den Vorfall in Kenntnis gesetzt worden. Weitere Informationen seien derzeit nicht bekannt.

Grüne orten rechtsextreme Aktion gegen Kinder

"Die rassistische Hetze von Gottfried Waldhäusl hat binnen kürzester Zeit zu einer rechtsextremen Aktion gegen Kinder geführt. Das zeigt auf schmerzliche Weise: Jemand wie Gottfried Waldhäusl hat in einem politischen Amt nichts verloren. Ihm und seiner Partei geht es nicht um Lösungen, sondern nur darum, Hass und Hetze zu streuen und die Menschen in Österreich gegeneinander aufzubringen", zeigte sich die Jugendsprecherin der Grünen, Barbara Neßler, überzeugt.

Die Tat müsse mit aller Härte verfolgt werden. "Es kann nicht sein, dass in Österreich Kinder bereits Angst haben müssen, in die Schule zu gehen." Wenn solche "menschenverachtende Widerlinge" am Werk sind, sei es umso wichtiger, dass man gegen diesen fremdenfeindlichen Hass zusammenstehe, betonte Neßler.

Karner verurteilt "rechtsextreme Aktion" vor Wiener Schule

Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) hielt am Nachmittag ebenfalls fest: "Die rechtsextremen Identitären sind Geister, die Herbert Kickl rief. Sie haben jetzt gezeigt, dass sie auch vor der Einschüchterung von Kindern nicht zurückschrecken", so Karner in einer der APA übermittelten Stellungnahme: "Die rechtsextreme Aktion vor einer Wiener Schule heute früh verdeutlicht, dass es keine Hemmungen mehr gibt. Es wird ihnen dennoch nicht gelingen, durch ihre Parolen Hass zu schüren und unser demokratisches Zusammenleben zu gefährden."

Oskar Deutsch, der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG), erinnerte gegenüber der APA an die Warnung vor der Zusammenarbeit mit der FPÖ, die er am Holocaust-Gedenktag am 27. Jänner betont habe: "Es waren nur wenige Tage, dass nach der Entgleisung eines FPÖ Mandatars nun Kinder in Wien drangsaliert werden. Es ist eine Schande: Auf den Rassismus der Worte folgen rassistische Taten."

Der Vorfall zeige, dass jede Zusammenarbeit mit dieser Partei ausgeschlossen werden müsse und das in unserem gesamten Land. "Vielfalt macht Wien zur Weltstadt und jeder Ewiggestriger, der diese attackiert, schadet Österreich", so Deutsch.

Wiederkehr: "Solche Angriffe in Wien nicht geduldet"

Auch der Wiener Integrationsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) verurteilte die Tat: "Solche Angriffe dulden wir in Wien nicht und müssen Konsequenzen haben! Dieser Vorfall zeigt deutlich, welche Folgen die hetzerische und menschenverachtende Politik der FPÖ hat." Diese Politik gefährde, und zwar im konkreten Fall junge Menschen.

In Wien sei Platz für alle, die etwas zum gemeinsamen Zusammenleben beitragen wollten und sich an die Regeln halten. "Menschenverachtende Rassisten gehören nicht dazu", hielt der Ressortchef fest.

SPÖ fordert umgehenden Rücktritt von Waldhäusl

Auch Justizministerin Alma Zadić (Grüne), die ebenfalls mit Migrationshintergrund in Wien-Favoriten aufgewachsen ist, äußerte sich am Freitag zu der Aktion am Schulgelände. Via Twitter hielt sie fest: "Wie schnell aus Worten Taten werden, zeigt der rechtsextreme Angriff auf die Schule der mutigen Schüler:innen, denen von Gottfried Waldhäusl ihre Zugehörigkeit zu unserer Gesellschaft abgesprochen wurde." Man müsse sich dem Hass entschieden entgegenstellen.

SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch konstatierte am Nachmittag: "Die schlimmsten Befürchtungen werden wahr." Waldhäusl sei ein Brandbeschleuniger und gefährde die Sicherheit von Schülerinnen und Schülern. Er bekräftigte seine Forderung nach einem umgehenden Rücktritt des FP-Politikers. Auch rote Jugendorganisationen verurteilten die Tat. Die SPÖ-Favoriten versicherte, geschlossen hinter den Schülerinnen und Schülern der Schule zu stehen.

Der designierte niederösterreichische Landesparteichef Sven Hergovich meinte in einer Aussendung, die SPÖ Niederösterreich stehe für Vielfalt und keinesfalls für Ausgrenzung. "Die Art und Weise wie hier mit jungen Menschen umgegangen wurde, ist daher mit aller Schärfe abzulehnen."

Waldhäusl sorgte mit Asyl-Sager für Empörung

Anlass für die massive Kritik an Waldhäusl sind Aussagen, die er am Dienstabend in der Puls 4-Sendung "Pro und Contra" getätigt hat. Eine Schülerin hatte auf den Migrationshintergrund von sich und Personen aus ihrer Klasse verwiesen und betont, dass sie nicht in Wien wären, wenn Waldhäusls Vorstellungen zum Thema Asyl umgesetzt worden wären. Die Antwort des Freiheitlichen: "Auf die Frage, wenn das schon geschehen wäre, dass hier sehr viele nicht in der Schule wären: Dann wäre Wien noch Wien."

(APA/Red)

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