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Saisonende für Svindal nach Sturz in Kitzbühel

Svindals Verletzung schlimmer als befürchtet
Svindals Verletzung schlimmer als befürchtet
Die Ski-Weltcup-Saison 2015/16 hat am Samstag ihr nächstes hochkarätiges Opfer gefordert. Wegen eines Kreuzband- und eines Meniskusrisses im rechten Knie, zugezogen im Abfahrtsklassiker auf der Streif, fällt Speed-Gigant Aksel Lund Svindal aus Norwegen für den Rest der Saison aus. In seinem Team herrscht aber Hoffnung auf eine Rückkehr im nächsten Winter.

Die norwegische Teamführung um Cheftrainer Christian Mitter verkündete die schwarze Nachricht am Abend in ihrem Teamhotel in Kitzbühel. Svindal war am Nachmittag in der Hahnenkammabfahrt wie vor ihm die ÖSV-Athleten Georg Streitberger und Hannes Reichelt vor der Einfahrt zur Traverse gestürzt und wurde daraufhin zur Abklärung nach Innsbruck ins Krankenhaus gebracht. Es bestand sofort der Verdacht auf eine Verletzung im rechten Knie, wiewohl man im norwegischen Lager anfangs nicht von einer großen Sache ausging.

“Aksel hat sich das Kreuzband und den Meniskus gerissen”, bestätigte Mitter dann allerdings, was bereits kurz zuvor am Rande des Team Captain’s Meeting durchgesickert war. “Bei Kreuzbandverletzungen ist das öfter so, dass man das am Anfang nicht so recht sagen kann.” Er werde damit mindestens neun Monate nicht auf den Skiern stehen können. Svindal sollte noch am späteren Abend im Klinikum Hochrum von Christian Fink operiert werden.

“Es ist immer ein großes Risiko, wenn man Abfahrt fährt. Ich bin dankbar dafür, dass es in dieser Saison so gut gelaufen ist, das ist keine Selbstverständlichkeit in einem solch anspruchsvollen Sport”, verlautete Svindal in einer ersten Reaktion. Vor dem Kitzbühel-Slalom am Sonntag war er im Gesamtweltcup mit 107 Punkten Vorsprung auf den österreichischen Titelverteidiger Marcel Hirscher an erster Stelle gelegen.

Auf Facebook postete der Topstar der norwegischen Mannschaft ein Bild im Krankenbett und schrieb darunter: “Ich habe mein Knie ein bisschen zerstört und bin kurz vor der Operation. Das ist irgendwie Scheiße mitten im Winter, aber so ist das Leben.”

“So wie ich ihn kenne, glaube ich schon, dass wir ihn nächstes Jahr wieder sehen werden”, machte Mitter den Svindal-Fans Hoffnung auf eine Rückkehr im nächsten Winter. “Er ist guten Mutes, blickt positiv in die Zukunft und setzt sich schon neue Ziele”, sagte Norwegens Konditionstrainer Lars Maeland.

Der mittlerweile 33-Jährige erlitt den nächsten Rückschlag, nachdem er erst Anfang dieser Saison in Sölden sein Comeback im Weltcup nach einjähriger Verletzungspause gegeben hatte. Im Oktober 2014 hatte er sich beim Fußballspielen einen Achillessehnenriss zugezogen und musste deswegen eine Zwangspause einlegen – unterbrochen nur von den Speed-Bewerben bei den Weltmeisterschaften Beaver Creek. Die konnte Svindal bestreiten, ohne beim Weltverband FIS seinen Verletztenstatus zu verlieren.

Gerade in seinen Kerndisziplinen Abfahrt und Super-G übte Svindal seit seiner Rückkehr in den Weltcup-Zirkus eine Dominanz aus, die man davor selten gesehen hatte. Von den neun Speedrennen bis zum grenzwertigen Streif-Spektakel hat der in Mutters bei Innsbruck wohnhafte Norweger sieben gewonnen, sein letzter Streich war der Super-G in Kitzbühel am Freitag. Doch Svindal belegte auch den zweiten Platz in der Wengen-Kombination sowie im Parallel-Riesentorlauf in Alta Badia, jeweils hinter seinem Landsmann und guten Freund Kjetil Jansrud.

Die Abfahrt auf der Streif, die schon oft von schweren Stürzen begleitet worden, stand auch diesmal unter keinem guten Stern. Problematisch war die schlechte Bodensicht in der Kompression vor der Einfahrt in die Traverse, was FIS-Kurssetzer Hannes Trinkl schließlich dazu bewog, das Rennen nach der Startnummer 30 abzubrechen.

“Man muss schon sportlich und fair bleiben. Die Bedingungen waren fahrbar. Es war einfach ein blöder Sturz”, wollte Norwegen-Coach Mitter das aber nicht als ursächlich für Svindals Abwurf gelten lassen. “Wenn es nicht so gewesen wäre, ist es speziell meine Verantwortung, weil ich auf der Position war, um zu sagen, es geht nicht. Meiner Meinung nach ging es.” Svindal war allerdings mit einer im Kombinationsslalom am Freitagabend erlittenen Zerrung im Oberschenkel leicht angeschlagen ins Rennen gegangen.

Im Gesamtweltcup dürfte damit eine Vorentscheidung zugunsten von Hirscher gefallen sein. Zumindest sind die Chancen des bereits vierfachen Kugel-Gewinners, der auf einen noch nie da gewesenen fünften Erfolg losgeht, signifikant gestiegen, wenn sein bisheriger Punkteschnitt in den kommenden Wochen nicht dramatisch abfällt. Svindals “Erben” im norwegischen Team als Hirscher-Herausforderer heißen Henrik Kristoffersen und Jansrud, die im Gesamtranking auf den Plätzen drei und vier liegen.

“Das kommt überraschend für uns alle, weil wir doch das Beste gehofft haben und auch gesehen haben, dass er selbstständig die Strecke verlassen hat können. Das ist ein Riesenschock”, ließ Hirscher ausrichten. “Ich glaube, das ist der Punkt, wo man sich Gedanken machen muss, was ist möglich und fahrbar, und was ist einfach zu gefährlich”, meinte er auch in Hinblick auf die Verletzungsmisere im Österreichischen Verband.

(APA)

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