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Schröcksnadel nach brutaler Kitz-Abfahrt sauer

Schröcksnadel hätte nach ÖSV-Debakel lieber einen Abbruch gesehen
Schröcksnadel hätte nach ÖSV-Debakel lieber einen Abbruch gesehen
ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel hat unmittelbar nach dem Sturz von Aksel Lund Svindal für einen sofortigen Abbruch der Kitzbühel-Abfahrt plädiert und bei FIS-Renndirektor Markus Waldner interveniert. Weil es nicht dazu kam, gab sich der 74-Jährige verstimmt. "Die Show ist die eine Sache, aber der Sport ist die andere. Und die Sicherheit der Läufer muss das Primäre sein", sagte er im Zielraum.


“Man hat sich beraten und gesagt, die Sicht sei besser, als man glaubt”, berichtete der Tiroler. Daher habe man zunächst nicht reagiert, ehe man sich nach Startnummer 30 schließlich doch zum Abbruch entschied, womit das Rennen regulär gewertet werden konnte. Svindal war mit Nummer 19 gestürzt, zuvor hatte die Streif Georg Streitberger (7) und Hannes Reichelt (17) abgeworfen.

Der Tiroler hätte den Entschluss des Ski-Weltverbandes, die Hahnenkammabfahrt vorzeitig zu beenden, gerne früher gesehen. “Das Rennen hätte man vielleicht auch am Montag fahren können. Es sind natürlich sehr viele Zuschauer da, aber trotzdem muss der Sport im Vordergrund stehen. Wenn es solche Stürze gibt, dann muss man reagieren.” Die Entscheidung, dass Rennen überhaupt zu starten, zog Schröcksnadel hingegen nicht in Zweifel.

Das Problem sei die schlechte Sicht an der betreffenden Passage gewesen. In der Kompression vor der Einfahrt in die Traverse hätten die Läufer fast einen Blindflug hinlegen müssen. “Eine normale Welle. Es war kein Fahrfehler”, fand Schröcksnadel. “Aber wenn du fährst und siehst die Welle nicht, kommst auf den Bergski und der fängt dich, dann kommst du in die Vorlage. Einen Highsider mit Abfahrtsski habe ich selten gesehen.”

Die Präparierung der Piste ist für Schröcksnadel nicht das eigentliche Problem. “Es ist natürlich sehr unruhig präpariert, aber dafür bin ich eigentlich, weil der Athlet dann viel konzentrierter fährt. Aber bei solchen Sichtverhältnissen und bei der hohen Geschwindigkeit ist es dann halt auch gefährlich.”

Der als Erster gestartete Otmar Striedinger kam vor der Ziellinie nach einem Verschneider zu Fall, überstand die Schrecksekunde aber unbeschadet. Er trug wie Reichelt einen Airbag. Schröcksnadel: “Der hat Striedinger sicherlich geholfen, beim Hannes wahrscheinlich auch. Beim Sturz war dadurch eigentlich alles gedämpft. Ich glaube, da sind wir auf einem guten Weg.”

Streitberger trug laut Marco Pastore von Airbag-Herstellerfirma Dainese keine der Schutzwesten, die heuer erstmals im Weltcup zum Einsatz kommen. “Er fühlt sich damit nicht wohl”, wusste der Athletenbetreuer.

Die Verletzungsmisere im ÖSV-Team hat spätestens mit dem Kitzbühel-Wochenende jedenfalls eine Dimension erreicht, die nicht mehr zu erklären ist. Neben Reichelt und Streitberger hatte es am Dienstag bzw. Donnerstag auch Max Franz und Florian Scheiber erwischt.

Bei Franz musste ein Riss des vorderen Syndesmosebandes im linken Sprunggelenk operativ behandelt werden, Scheiber und Streitberger erlitten schwere Verletzungen am Bänderapparat im Knie. Bei Scheiber lautete die Diagnose auf Riss des vorderen Kreuzbandes sowie Riss des inneren und äußeren Meniskus im rechten Knie, bei Streitberger handelte es sich um einen Riss des vorderen Kreuzbandes und des Außenmeniskus im rechten Knie. Reichelt zog sich eine Knochenprellung im linken Knie zu.

Weitere verletzungsbedingte Ausfälle im ÖSV-Speedteam sind Abfahrts-Olympiasieger Matthias Mayer (sechster und siebenter Brustwirbel gebrochen), Joachim Puchner (Patellasehnenverletzung), Thomas Mayrpeter (Kreuzbandriss), Markus Dürager (Schien- und Wadenbeinbruch) und Daniel Danklmaier (Kreuzbandriss, Meniskusverletzungen). Zudem fiel auch Europacupfahrer Adrian Pertl diese Woche mit Kreuzbandriss aus.

“Mir geht es nicht mehr gut. Das Resultat heute ist uns ganz wurscht”, sagte Schröcksnadel. Die Streif verzeihe eben “nicht den kleinsten Fehler”, meinte ÖSV-Sportdirektor Hans Pum. “Wenn da irgendetwas ist, wirkt sich das dementsprechend negativ aus. Da siehst du im Grund auch, was die Burschen leisten und riskieren. Wie man sich da fühlt in meiner Position, kann man gar nicht so ausdrücken. Das schlägt sich wirklich auf den Magen”, rang der Oberösterreicher nach Worten.

“Von den Ursachen her kannst du nicht sagen, das oder das ist es. Aber jetzt schaut man sich natürlich alles an”, versicherte Pum. “Wir werden natürlich schauen, dass wir alles machen für die Athleten. Aber wenn die beim Starthaus rausfahren in Kitzbühel, dann kann ihnen keiner helfen. Da sind sie auf sich alleine gestellt.”

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