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Schweiz: Exporte nach Russland boomen

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Geschäfte mit Russland sind seit dem Einmarsch in die Ukraine Ende Februar für viele Unternehmen ein rotes Tuch. Ein komplett anderes Bild zeigt sich jedoch bei der Schweizer Pharmaindustrie.

Von März bis Juni 2022 haben die Pharmakonzeren Roche, Novartis und Co durch den Export von Arzneimittel nach Russland bereits über 720 Millionen Schweizer Franken eingenommen. Dies zeigt eine Analyse der Nachrichtenagentur AWP basierend auf den frei verfügbaren Außenhandelsdaten vom Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG).

Russland kauft Schweizer Medikamente

Der Juni 2022 war dabei der ertragreichste Monat seit mindestens 30 Jahren. Russland kaufte Schweizer Medikamente für über 330 Millionen Schweizer Franken. Damit hat das ehemalige Zarenreich zweieinhalb Mal mehr ausgegeben als noch im Vorjahresmonat. In der Datenbank Swiss-Impex vom BAZG sind Außenhandelsdaten zu pharmazeutischen Produkten, Vitaminen und Diagnostika seit Jänner 1992 verfügbar.

Rekordumsatz

Der bisherige Rekordumsatz stammt aus dem November 2021, als der Medikamenten-Export nach Russland dem Schweizer Handelsplatz 237 Mio. Franken einbrachte. Im Juni 2022 wurde dieser Rekord mit rund 93 Mio. Franken zusätzlichen Einnahmen regelrecht pulverisiert.

Gesamtexportumsatz auf Rekordhoch

Dank des Schweizer Medikamenten-Booms in Russland erreichte auch der Gesamtexport nach Russland im Juni 2022 ein neues Rekordhoch. Insgesamt hat die Schweiz Waren für rund 430 Mio. Franken nach Russland verkauft, so viel wie noch nie seit 1992. Exporte aus der Pharmabranche machen dabei über 80 Prozent des Gesamtumsatzes aus.

Aufgrund des Angriffskriegs auf die Ukraine wurde Russland mit zahlreichen Sanktionen belegt und der Handel ist stark eingeschränkt. Medikamente stehen allerdings aus humanitären Gründen nicht auf der Sanktionsliste des Westens und dürfen weiterhin exportiert werden.

Schweiz profitiert

Von dieser Regelung profitiert vor allem die Schweiz, da die Pharmaindustrie der mit Abstand wichtigste Exporttreiber ist. 2022 stammt bisher rund die Hälfte der Exportumsätze von Produkten der Chemisch-Pharmazeutischen Industrie. Wichtigste Handelspartner in der Sparte sind die USA und Deutschland. Russland folgt an 15. Stelle mit einem Anteil von 1,6 Prozent.

Russland bezahlt mehr Geld für Medikamente

Was auffällt: Obwohl der Exportumsatz von Medikamenten nach Russland im ersten Halbjahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr um rund 59 Prozent gestiegen ist, wurden nur rund 18 Prozent mehr Medikamente exportiert. Das heißt, Russland hat wesentlich mehr für die Schweizer Medikamente bezahlt als bisher üblich."Die Pharmaexporte nach Russland waren in den letzten Jahren Schwankungen ausgesetzt", sagt Daniela Dürr vom Verband Interpharma. Sie betont, dass im 2. Halbjahr 2019 sogar mehr Medikamente nach Russland exportiert wurden als im ersten Halbjahr 2022.

Exporte in die Ukraine rückläufig

Im Gegensatz zu Russland sind die Medikamentenexporte in die Ukraine rückläufig. Im ersten Halbjahr 2022 wurden über 40 Prozent weniger Medikamente in das Kriegsgebiet exportiert im Vergleich zum Vorjahr. Mit rund 91 Millionen Franken war auch der Exportumsatz über 20 Prozent tiefer.

"Kriegsgewinner": Kritik auf Twitter & Co

Für die Geschäfte mit Russland hagelt es in den Sozialen Netzwerken aber auch Kritik. Dort schreiben User unter anderem: "Pufi Geschäfte mit einem Kriegstreiber ..." oder "So viel zur Schweizer Neutralität". (APA, VOL.AT)

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