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St. Gallenkirch: Probejäger erschießt Rehgeiß und Hirschkalb

Ein Jäger erschoss zwei zahme Tiere in einem Gehege.
Ein Jäger erschoss zwei zahme Tiere in einem Gehege. ©handout/Privat, Symbolbild: Pixabay
In St. Gallenkirch erschoss ein Jäger eine Rehgeiß und ein Hirschkalb. Diese waren auf einem Privatgelände in einem eingezäunten Gehege.
Reh und Hirsch bei Felders
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Das Ganze ereignete sich vergangene Woche Donnerstag in Gortipohl, St. Gallenkirch. Ein sogenannter "Probejäger" sei mit einem Firmenauto auf den Radweg herausgefahren, schildert David Felder. "Mein Vater ging am Morgen zur Arbeit", erzählt er im Gespräch mit VOL.AT. "Er hat im Haus den ersten Schuss gehört. Dann ist er raus, hat ums Garageneck geschaut und dann kam der zweite Schuss." Was war passiert? Ein Jäger, der in dem Gebiet auf die Jagd geht, hatte vom Radweg aus die beiden Tiere erschossen. Um ca. 6:30 Uhr die Rehgeiß und kurz darauf das Hirschkalb. "Mein Vater ist dann rauf gegangen und hat ihn gestellt", meint Felder.

Ein Jäger erschoss vom Radweg aus die beiden Tiere. Grafik: VOL.AT, handout/Privat

Das Tier wurde noch immer mit der Flasche gefüttert

Die beiden Tiere wurden von Felder und seiner Familie mit der Flasche aufgezogen. "Ich bin mit einem Jäger befreundet", erklärt er. Dieser habe damals das Rehkitz gefunden, dessen Mutter gestorben war. Die Gelegenheit, das Tier aufzuziehen, habe sich ergeben, weil sie ein großes Gehege hätten. Dieses ist bis zum Haus hin eingezäunt, rund 3.500 Quadratmeter groß und liegt direkt am Waldrand. "Das hat natürlich bei uns jeder gewusst. Da sind auch Kinder gekommen. Es war ja handzahm und hat bei uns auch in der Stube geschlafen", schildert er. Heuer habe ein anderer befreundeter Jäger in seinem Jagdgebiet ein Hirschkalb gefunden, dessen Mutter ebenfalls gestorben war. Früher hatten sie Kühe, heute sind im Gehege Hühner – und bis vor kurzem auch die beiden Tiere. "Die hatten alles", verdeutlicht David Felder gegenüber VOL.AT. "Das Reh hatten wir drei Jahre und das andere ist jetzt nur vier Monate alt geworden. Das hing immer noch an der Flasche."

David Felder mit Kind und Tier. Bild: handout/Privat

Gefährliche Situation

"Wir haben das jetzt der Polizei gemeldet, alles miteinander", konstatiert Felder. Auch eine Vermessung habe es gegeben: "Er hat sie 50 Meter neben unserem Haus erschossen und dahinter ist noch in Schussrichtung ein Waldwanderweg", erklärt er. "Wenn es einen Querschläger gegeben hätte, dann hätte die Kugel auch bei uns in der Küche landen können." Seine Eltern würden zudem oft am Morgen zum Gehege gehen und die Hühner füttern. "Ein Bekannter von uns spaziert jeden Tag mit dem Hund auf dem Waldwanderweg zu genau der Zeit." Wenn die Kugel irgendwo abgeprallt wäre, hätte sie jemanden treffen und verletzen können. "Das geht einfach nicht. Und das noch vom Radweg aus."

Wild umher schießen

Der Jäger habe zugegeben, dass es "nicht so gut" gewesen sei. Er habe auch gemeint, sie sollen es ihm "anschreiben". Er stünde auch unter Druck und müsse auf seine Abschussquote kommen, habe er erzählt. Der Probejäger habe die Tiere für Mutter und Kind gehalten. "Dabei war es ja Reh und Hirsch. Das ist ganz etwas anderes", zeigt sich Felder empört. "Ein Hirschkalb ist viel größer als eine Rehgeiß." Und auch den Zaun habe er angeblich nicht gesehen, obwohl er vom Radweg aus gut sichtbar sei. "Er habe die Tiere eine Stunde vorher beobachtet und habe alles richtiggemacht", informiert Felder vom Gespräch mit dem Probejäger. "Ich habe mit vielen Jägern jetzt geredet und die haben alle gesagt, es sei brutal." Ein Jäger könne nicht einfach wild umher schießen. Jeder Jäger muss das Gebiet kennen, in dem er unterwegs sei.

Die beiden Tiere wurden mit der Flasche aufgezogen. Bild: handout/Privat

Schock sitzt tief

Felder befürchtet, dass die Sache unter den Teppich gekehrt werden könnte. Daher entschloss er sich auch, sich an die Medien zu wenden. "Wir sind alle geschockt. Mama hat es brutal getroffen, weil sie hat’s eigentlich zum Großteil aufgezogen", erklärt Felder im VOL.AT-Gespräch. David Felder, sein Bruder und seine Schwester wohnen alle mit ihren Kindern am Hof. "Die Kinder fragen jetzt natürlich, wo die Tiere sind, weil die waren mehr wie Vieh, waren nicht mehr wild", so der Betroffene. "Das ist ja Privatbesitz und er hat uns das einfach weggeschossen", zeigt er sich im VOL.AT-Gespräch schockiert.

Polizei: Ein Versehen des Jägers

Die Polizei bestätigte auf VOL.AT-Anfrage den Vorfall. Ein Jäger habe eine Rehkuh und ein Hirschkalb geschossen. Dabei habe er übersehen, dass das Areal am Waldrand eingezäunt war. In freier Wildbahn hätte er es schießen dürfen. So gesehen handle es sich um ein Versehen des Jägers ganz ohne böse Absicht. Der Geschädigte habe das bei der Polizeiinspektion Gaschurn angezeigt. Der Vorfall sei aufgenommen worden. Inzwischen wurde der Sachverhalt der Bezirkshauptmannschaft Bludenz zur verwaltungsrechtlichen Berurteilung geschickt. Nun soll überprüft werden, ob alles rechtens war.

(Red.)

Auf VN.at: Ruth Felder im Video-Interview

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