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Stronach-Satire von der Tagespresse als "Debakel" für Medien

Stronach als Bundespräsident? Man hätte ihm zumindest die Kandidatur zugetraut.
Stronach als Bundespräsident? Man hätte ihm zumindest die Kandidatur zugetraut. ©APA/AFP
Zeitungsente, Satire oder schlicht gelogen? Am Dienstag ging die Meldung durch Österreich, dass Frank Stronach als Kandidat für das Bundespräsidentenamt antritt. Auch Vienna.at hatte die Falsch-Meldung von der APA übernommen.

Es war ein Hoax wie aus dem Lehrbuch. Die "Tagespresse" fälschte am Dienstag eine Pressemitteilung und Homepage - die Nachricht, dass Frank Stronach bei der Bundespräsidentenwahl 2022 antreten will, landete schnell auf den Medienportalen des Landes. Auch auf Basis einer APA-Meldung. "Ein Debakel", sagt APA-Chefredakteur Johannes Bruckenberger, und zugleich "ein Weckruf": Medien müssten angesichts grassierender Desinformation ihre Standards hinterfragen und nachschärfen.

Redakteur bei Rückfrage angelogen

Unhinterfragt wird solch eine Information nicht verbreitet. So war die Adresse in der Mail-Signatur der Einladung zur Stronach-Pressekonferenz gleichlautend mit dem früheren Sitz der einstigen Team-Stronach-Parteiakademie. Der APA-Redakteur nahm zudem Kontakt zum in der Aussendung genannten Rückfragehinweis auf. "Dort haben wir aber nur die - falschen - Infos bestätigt erhalten", berichtet Bruckenberger. Oder, wie es die "Tagespresse" schilderte: "Unser Telefon läutet im Sekundentakt, auf Nachfragen, ob der Antritt wirklich ernst gemeint sei, tun wir das, was jeder echte Politiker machen würde - lügen."

APA-Chefredakteur spricht von Falschinformationsbusiness

Nun gehört es auch zum täglichen journalistischen Geschäft, Politiker-Aussagen auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen. Üblicherweise können die Journalistinnen und Journalisten - auch in der APA-Redaktion - indes davon ausgehen, ihr Gegenüber zu kennen. "Sicherzugehen, dass eine hochrelevante Aussendung tatsächlich vom angegeben Absender kommt, ist der Standard-Recheck. In diesem Fall hätten wir hinterfragen müssen, ob der angegebene Absender auch der ist, als der er sich ausgibt. Unsere Standard-Prozeduren greifen in einem zunehmend professionalisierten Falschinformationsbusiness zum Teil zu kurz - auch wenn sie unter früheren, anderen Umständen vielleicht ausreichend gewesen wären", schlussfolgert der APA-Chefredakteur daraus.

Medien müssen sich verlassen, "dass man APA-Meldungen nicht gegenchecken muss"

Schließlich müssen sich die Medien darauf verlassen, "dass man APA-Meldungen nicht gegenchecken muss", betont Bruckenberger. "Dieser Vorfall zeigt Schwächen auf, wenn wir punkto Recherche nicht das maximal Mögliche tun." Denn es gebe etliche Gruppierungen, die "auch in Zukunft versuchen werden, den Medien und damit uns Falschinformation und Desinformation unterzujubeln. Wir müssen unsere Sicherheitskontrollen verstärken."

Als konkreter Schritt sollen die Spezialistinnen und Spezialisten des APA-Faktencheck-Teams, die regelmäßige, komplexe Schwerpunktthemen recherchieren, verstärkt in die tagesaktuelle Produktion des Basisdiensts eingebunden werden. "Mit ihrem Know-how und ihren Tools können wir vor allem im Bereich Check von elektronischen Quellen, Überprüfung von Internet-Domains etc. nachschärfen."

(APA/Red)

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