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Substanz aus Moos könnte Cannabis in der Medizin ersetzen

Ist dieses Moos ein neues Wundermittel?
Ist dieses Moos ein neues Wundermittel? ©Uni Bern / Stefan Fischer
Redaktion redaktion@vol.at
Bestimmte Lebermoose aus Japan, Neuseeland und Costa Rica enthalten eine Substanz namens Perrottetinen, das der psychoaktiven Substanz Tetrahydrocannabinol (THC) aus Cannabis sehr ähnlich ist. Die Lebermoose kursieren daher mitunter als legale Rauschmittel.

Ein Forscherteam um Jürg Gertsch von der Universität Bern und Erick Carreira von der ETH Zürich hat nun Perrottetinen und THC biochemisch und pharmakologisch verglichen, wie die Universität Bern am Mittwoch mitteilte. Im Fachblatt “Science Advances” berichten die Wissenschaftler, dass Perrottinen dem Cannabis-Wirkstoff THC für therapeutische Zwecke überlegen sein könnte. In niedriger Dosis wird THC bei verschiedenen chronischen Erkrankungen eingesetzt, um Schmerzen zu stillen, sowie Entzündungen, Muskelkrämpfe und Übelkeit zu bekämpfen. Da THC aber in höherer Dosis stark psychoaktiv wirkt, gilt es als illegales Rauschmittel und ist entsprechend streng reguliert.

 Bessere Alternative?

Perrottetinen könnte sich als bessere Alternative für die Medizin erweisen: In Tierversuchen gelangte die Lebermoos-Substanz sehr einfach ins Gehirn und entfaltete dort sogar eine größere entzündungshemmende Wirkung als THC, wie das Team um Gertsch und Carreira berichtet. Zudem sei es weniger psychoaktiv und wirke ähnlich wie körpereigene Schmerzmittel – die Endocannabinoide.

Psychoaktive Cannabionide

Lange war man davon ausgegangen, dass nur Cannabis THC produziere. 1994 entdeckte jedoch der japanische Pflanzenchemiker Yoshinori Asakawa im Lebermoos Radula perrottetii die THC-ähnliche Substanz, die er Perrottetinen taufte. “Es ist erstaunlich, dass nur zwei Pflanzengattungen, die 300 Millionen Jahre in der Entwicklungsgeschichte auseinanderliegen, psychoaktive Cannabinoide produzieren”, so Gertsch. Die Forscher betonen jedoch, dass weitere Studien nötig seien, um die Wirkung und möglichen Nebenwirkungen von Perrottetinen genauer zu ergründen.

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