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Tag des Waldes: So viel Kohlenstoff speichern Österreichs Wälder

Am 21. März ist Tag des Waldes.
Am 21. März ist Tag des Waldes. ©APA/GEORG HOCHMUTH (Symbolbild)
Kommenden Dienstag ist der internationale Tag des Waldes. Zu diesem Anlass forderte der World Wide Fund for Nature (WWF) eine Anpassung des Forstgesetzes an die Klimakrise.
Treibhausgasemissionen - 2018 und 2019 mit "Klimasünder" Wald

In Österreich speichern die Wälder laut WWF rund eine Milliarde Tonnen Kohlenstoff. Damit sind sie derzeit noch der größte heimische Kohlenstoffspeicher - vor Mooren und Feuchtgebieten. "Das entspricht mehr als dem 45-fachen des jährlichen CO2-Ausstoßes in Österreich", so Enzenhofer. "Bei Übernutzung oder größeren Schäden kann der Wald auch sehr viel CO2 freisetzen, was die Klimakrise weiter anheizen würde."

Österreichs Wälder speichern laut WWf eine Mrd. Tonnen Kohlenstoff

Der WWF machte darauf aufmerksam, dass die Wälder in den Jahren 2018 und 2019 eine Kohlenstoffquelle waren. Demgegenüber betonte die Arbeitsgemeinschaft proHolz, dass die Wälder bewirtschaftet werden müssen.

Tag des Waldes: Anpassung des Forstgesetzes gefordert

Die Wälder "haben also mehr CO2 an die Atmosphäre abgegeben als aufgenommen und sind damit vom Klimaschützer zur Klimabelastung geworden", warnte WWF-Waldexpertin Karin Enzenhofer. "Unsere Wälder werden also nicht mehr wie lange angenommen noch über Jahrzehnte als Kohlenstoffsenke erhalten bleiben." Der WWF forderte daher Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) zur Anpassung des Forstgesetzes an die Klimakrise auf: "Die Politik muss unbedingt die letzten verbliebenen Naturwälder Österreichs unter Schutz stellen", fordert Enzenhofer. "Sie speichern enorm viel Kohlenstoff und gehören zu den letzten großen Bollwerken der Artenvielfalt. Deshalb spielen sie in den nächsten Jahren eine entscheidende Rolle im Kampf gegen die Klima- und Biodiversitätskrise."

WWF fordert den Schutz von Naturwäldern

Um die Naturwälder adäquat schützen zu können, braucht es neben ausreichend finanziellen Mitteln auch systematische Erhebungen zu deren genauer Verortung und Ausdehnung. "Besonders wichtig wäre eine gesetzliche Verankerung der Klimaschutzfunktion der Wälder", betonte Enzenhofer. "Dann könnten auch endlich Waldbesitzer belohnt werden, wenn sie sich für den Erhalt der Natur einsetzen."

Darum wurde 2018/2019 viel Kohlendioxid aus Wäldern freigesetzt

Warum 2018 und 2019 so viel Kohlendioxid aus den Wäldern freigesetzt wurde, erklärte die Expertin so: "In beiden Jahren gab es nur geringe Niederschläge, weshalb sich das Wachstum der Wälder verlangsamt hat. Gleichzeitig haben Stürme große Schäden angerichtet. Das hat dazu geführt, dass der Waldboden stärkerer Sonneneinstrahlung ausgesetzt war und mehr CO2 freigesetzt hat." Inzwischen speichern Österreichs Wälder wieder mehr Kohlenstoff. Die Entspannung könnte jedoch nur von kurzer Dauer sein. "Trockenjahre werden in Zukunft häufiger werden, ebenso wie Extremwetterereignisse", warnte Enzenhofer. Gleichzeitig steige der Druck durch die Bewirtschaftung. So wuchs die Holznutzung im Jahr 2021 um fast zehn Prozent im Vergleich zum Jahr 2020. "Die vielen Monokulturen und die zu intensive Nutzung bedrohen die Vielfalt der Waldarten und damit auch den Kohlenstoffspeicher Wald", mahnte Enzenhofer.

Forstindustrie betonte, dass Wälder bewirtschaftet werden müssen

Die Forstindustrie betonte hingegen, dass Wälder bewirtschaftet werden müssen, "um ihre vielfältigen Leistungen von Schutzwirkung über Holzversorgung bis Klimaschutz erbringen zu können und die Anpassung an den Klimawandel zu schaffen". Politische Ziele auf EU-Ebene würden noch keine schlüssige Gesamtstrategie für den Umgang mit der Ressource Wald und für die Nutzung des nachwachsenden Rohstoffs Holz ergeben, hieß es in einer Aussendung. Die Ressource Holz sei in Europa ausreichend vorhanden. In Österreich und Europa würden dank der jahrhundertelangen Tradition nachhaltiger, multifunktionaler Waldbewirtschaftung - entgegen dem weltweiten Trend - Waldfläche und Holzvorrat seit Jahrzehnten stetig zunehmen.

"Österreich verfügt über große Holzreserven in den Wäldern"

"Österreich verfügt, so wie Europa insgesamt, über große Holzreserven in den Wäldern. Diese gilt es zu nutzen. Denn Holz als klimapositives Material ist gefragter Hoffnungsträger in allen Klimaschutzstrategien, Bauen mit Holz kann die CO2-Emissionen im Bausektor deutlich reduzieren. Zugleich ist Holznutzung auch die Voraussetzung für den zukünftigen Erhalt der Wälder und ihrer vielfältigen Leistungen", so Richard Stralz, Obmann von proHolz Austria.

Forstwirtschaft bestehe aus vielen Familienwaldbetrieben

"Wälder nicht zu bewirtschaften und nicht zu nutzen, heißt auf den heimisch verfügbaren, nachwachsenden Rohstoff Holz zu verzichten, große Teile des Klimaschutzpotenzials der Ressource Wald nicht zu hebeln und die Zukunft der vom Klimawandel bedrohten Wälder zu riskieren", sagte Franz Titschenbacher, Vizepräsident Landwirtschaftskammer Österreich. Die Forstwirtschaft setze mit vielen Familienwaldbetrieben, die vom Wald leben und von sich aus Interesse an einem guten Waldzustand haben, laufend Maßnahmen für klimafitte Wälder. Dazu würden das Anpflanzen standortgeeigneter (z.B. trockenresistenter) Baumarten und die Erhöhung der Baumartenvielfalt zählen.

Vorhaben der EU seien für Herbert Jöbstl "der falsche Weg"

"Vorhaben der EU, die nachhaltige Waldnutzung einzuschränken, sind der falsche Weg. Gerade jetzt kommt es darauf an, die eigenen Rohstoffe zu nutzen und unabhängige Wertschöpfungsketten in Europa zu stärken", meinte Herbert Jöbstl, Obmann Fachverband der Holzindustrie Österreichs und Präsident Europäische Organisation der Sägeindustrie (EOS). Der EU-Green-Deal beinhalte Ziele, "die zueinander in Konflikt stehen". Für den Klimaschutz mehr mit Holz bauen zu wollen, aber gleichzeitig die Waldnutzung für mehr Kohlenstoffspeicherung und Biodiversität im Wald einschränken zu wollen, passe nicht zusammen.

(APA/Red)

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