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Toro Rosso überraschte in China

Die Scuderia Toro Rosso hat die Formel-1-Welt am Sonntag ein wenig auf den Kopf gestellt. Das vor eineinhalb Jahren von Gerhard Berger und Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz gekaufte Minardi-Nachfolgeteam belegte in China durch Sebastian Vettel und Vitantonio Liuzzi sensationell die Plätze vier und sechs.

Statt des erhofften ersten WM-Punktes der laufenden Saison fuhr Toro Rosso damit gleich acht Zähler ein. In der Konstrukteurs-WM liegt das österreichisch-italienische Team damit auf Platz sieben.

Vor allem Vettel begeisterte mit einer fehlerfreien Fahrt bei äußerst schwierigen, weil wechselhaften Bedingungen in Shanghai. Der 20-jährige Deutsche, der erst sein sechstes Rennen für Toro Rosso bestritt, fuhr vom 17. Startplatz, auf den er wegen Behinderung eines Konkurrenten zurückversetzt worden war, auf Rang vier nach vorne. „Es tut endlich einmal richtig gut, so einen Erfolg zu haben“, strahlte der zehnfache Grand-Prix-Sieger Berger. „Ich habe mich selten so über einen vierten Platz gefreut.“

Im Ziel setzte Vettel über das Team-Radio zu ebenso ausgelassenen wie lauten Freudenschreien an. „Ich habe alles herausgelassen. Vor allem nach dem, was letzte Woche alles gewesen ist“, erklärte das deutsche Supertalent. Vettel war vergangenes Wochenende im Grand Prix von Japan in Fuji während einer Safety-Car-Phase dem zweitplatzierten Red-Bull-Piloten Mark Webber ins Heck gekracht und dafür ursprünglich mit zehn Startplätzen Strafe für China belegt worden.

Ein Amateur-Video, das Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost aufgetrieben hatte, bewies allerdings die Unschuld Vettels, der am Freitag begnadigt wurde. Offensichtlich hatte WM-Leader Lewis Hamilton die Kollision mit einem gefährlichen Manöver im Regen heraufbeschworen. „Er hat all das, was er in Fuji verloren hat, wieder wettgemacht. Im Toro Rosso hier Vierter zu werden, ist fantastisch“, meinte der österreichische Ex-Weltmeister Niki Lauda. „Für sein Alter ist er sensationell. Besser kann man es nicht machen.“

Vettel hatte laut eigenen Angaben einige Tage gebraucht, um die Fuji-Kollision zu überwinden, nach der er sich unter Tränen bei Webber entschuldigt hatte. „Das heutige Ergebnis löscht das alles. Als ich die Zielflagge gesehen habe, ist mir ein richtiger Stein vom Herzen gefallen“, verriet Vettel, der Anfang August den glücklosen US-Amerikaner Scott Speed im Toro Rosso ersetzt hatte. Kommende Saison wird er im Red-Bull-Zweitteam ein Gespann mit Frankreichs ChampCar-Serienmeister Sebastien Bourdais bilden.

Teamboss Berger war voll des Lobes für seinen Jungstar. „Ich glaube, aus ihm wird noch was. Das war ein irrsinnig wichtiges Resultat für ihn“, betonte der Tiroler. Und für das Team. „Gerade nach einer Saison wie dieser, in der wir ein paar Mal Pech gehabt haben. Es ist schon ein paar Mal ordentlich schief gegangen, aber wir haben im Rahmen unserer limitierten Ressourcen extrem hart gearbeitet“, erinnerte Berger, der das ehemalige Nachzügler-Team endgültig ins Mittelfeld der Königsklasse geführt hat.

In Shanghai klassierten sich die Toro Rossos sogar vor den beiden ebenfalls von Stardesigner Adrian Newey konstruierten Autos des Einser-Teams Red Bull Racing. Der Schotte David Coulthard fuhr als Achter immerhin noch einen WM-Punkt ein, sein australischer Teamkollege Webber belegte Rang zehn. Dabei hatten die beiden Red-Bull-Piloten die Regen- und Reifen-Lotterie von den Startplätzen fünf bzw. sieben in Angriff genommen.

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