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Van der Bellen besucht vor Hofburg-Wahl Markt in Inzersdorf in Wien

Bundespräsident Alexander Van der Bellen besuchte im Rahmen seines Wahlkampfes vor der BP-Wahl 2022 mit dem Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) den Großmarkt in Inzersdorf.
Bundespräsident Alexander Van der Bellen besuchte im Rahmen seines Wahlkampfes vor der BP-Wahl 2022 mit dem Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) den Großmarkt in Inzersdorf. ©APA/HELMUT FOHRINGER
Am Montag besuchte Bundespräsident Alexander Van der Bellen im Rahmen des Wahlkampfes zur Hofburg-Wahl 2022 den Großmarkt in Inzersdorf in Wien-Liesing.
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Bundespräsidenten-Treffen am Wiener Würstelstand

Bundespräsident Alexander Van der Bellen begab sich nach dem Besuch des hippen Wiener Würstelstandes im adretten achten Bezirk am Montag zum Wahlkämpfen auf gänzlich anderes Terrain: Gemeinsam mit Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) besuchte der Amtsinhaber den Wiener Großmarkt in Wien-Liesing, den wichtigsten Lebensmittel-Umschlagplatz des Landes. Bei türkischem Tee und Baklava vergaß der wahlkampferprobte Van der Bellen nicht, seine eigenen migrantischen Wurzeln zu erwähnen.

Van der Bellen besucht vor Hofburg-Wahl Inzersdorfer Markt in Wien

Sechs Tage vor der Wahl jagt ein Wahlkampftermin den nächsten, aber eines wird Van der Bellen an diesem Montag sicher nicht: müde. Dafür sorgt literweise kräftiger, türkischer Tee, der, in zarte Gläschen gefüllt, dem Bundespräsidenten und seiner Entourage in so gut wie jeder Halle auf der Tour durch den Großmarkt gereicht wird. Rund 220 Unternehmen auf einer Fläche von 30 Hektar handeln hier mit rund 400.000 Tonnen Lebensmitteln pro Jahr aus der ganzen Welt, heuer feierte man 50-jähriges Jubiläum. Von den gut 1.400 Mitarbeitern haben viele Migrationshintergrund, sie stammen aus 41 verschiedenen Nationen.

Van der Bellen: Habe auch "migrantischen Hintergrund"

Durch die Menschen, die aus den unterschiedlichsten Ländern stammen, werde ein großes Wirtschaftsvolumen geschaffen, betont der Bürgermeister beim Empfang des türkischen Ethno-Händlers Macro Group, der etwa die Etsan-Supermarktfilialen beliefert. Umgeben von einem ziemlich rechten Kandidatenfeld will der Amtsinhaber auch im migrantischen Wählerteich fischen. Er selbst habe auch einen "migrantischen Hintergrund", knüpft Van der Bellen denn auch an, er sei zwar in Österreich geboren, aber nicht als österreichischer Staatsbürger. "Österreich ist ein Land der unbegrenzten Möglichkeiten", meint Van der Bellen, "man kann - offensichtlich gut integriert - Bundespräsident werden".

Van der Bellen zu Besuch am Markt in Inzersdorf: "Hier war ich noch nie"

Und trotz seiner zahlreichen (Wahlkampf-)Termine hat der Bundespräsident noch nicht alles gesehen: "Hier war ich noch nie", erzählt Van der Bellen. "Man lernt immer was dazu." Die kommenden Stunden verbringt das Staatsoberhaupt dann zwischen Wurstregalen, Olivengläsern, Energydrink-Paletten, Sojasauce-Kanistern und - nicht illegalen - Teigtascherl-Vorräten.

Treffen von Bürgermeister und Bundespräsident am Wiener Markt

Der Bürgermeister und der Bundespräsident verstehen sich sichtlich gut, sie lassen sich vom straffen Zeitplan der Hallen-Tour nicht aus der Ruhe bringen und greifen bei den Häppchen gerne zu. "Sehr gut - schade, dass wir so unter Zeitdruck stehen", findet Van der Bellen mit - abermals - türkischem Tee in der Hand. "Herr Bundespräsident, deshalb haben'S eine schöne Figur, weil Sie immer unter Zeitdruck stehen!", ruft ein junger Mann dem 78-jährigen Van der Bellen zu.

Wahlkampf zur BP-Wahl 2022: Van der Bellen prostete mit Orangensaft

Der Wahlkampf-Fitness zuliebe prosten Ludwig und Van der Bellen sich dann sogar mit frisch gepresstem Orangensaft zu. Den sonst in österreichischen Wahlkämpfen so präsenten Schnaps wollen die beiden Herren Montagvormittag lieber nicht verkosten, der Getränke-Großhändler packt den Raki für den Bürgermeister in ein Sackerl zum Mitnehmen. "Den trink ich dann gemeinsam mit dem Herrn Bundespräsidenten am Sonntag."

Besuch am jüdischen Campus in Wien

Auf Einladung des IKG-Präsidenten Oskar Deutsch besuchte Van der Bellen dann am Nachmittag auch noch den Campus der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) in Wien. Der größte jüdische Campus in Europa vereint Kindergarten, Schule, Sportstätten und ein Seniorenheim unter einem Dach. Der Bundespräsident pflanzte gemeinsam mit Deutsch einen Apfelbaum im Hof des Elternheims Maimoindes-Zentrum als Symbol für die tiefen Wurzeln jüdischen Lebens in Wien und Österreich.

Van der Bellen mahnte bei dieser Gelegenheit die möglichst rasche Umsetzung von Maßnahmen gegen Antisemitismus ein. "Leider ist der grassierende Antisemitismus in Österreich noch nicht überwunden - im Gegenteil. Auch im laufenden Präsidentschaftswahlkampf kommt es zu antisemitischen Äußerungen, etwa in den Sozialen Medien. Gerade auch bei Hass im Netz ist ein entschlossenes Handeln des Rechtsstaats geboten", sagte der Bundespräsident, der vom IKG-Präsident explizit unterstützt wurde.

"Gerade jetzt, in einer Zeitenwende, mit Krieg und extremer Inflation, drohenden gesellschaftlichen Verwerfungen und rechtsextremer Mobilisierung in ganz Europa, setzt Alexander Van der Bellen mit diesem Besuch ein Zeichen für die Vielfalt, für das Verbindende, für das moderne Österreich. Ich habe keinen Zweifel daran, dass er wiedergewählt wird - wenn alle zur Wahl gehen, denen diese Werte auch wichtig sind", sagte Deutsch. Heftige Kritik übte der IKG-Präsident am FPÖ-Kandidaten Walter Rosenkranz. Dieser ist für ihn ein "brauner Wolf im blauen Schafspelz", der die Nazi-Verbrechen seiner Burschenschafter verharmlose. "Darauf kann es nur eine Antwort geben: Eine Stimme für Alexander Van der Bellen." Deutsch nahm damit Bezug darauf, dass Rosenkranz in einem Beitrag für den 2009 erschienenen Sammelband "150 Jahre Burschenschaften in Österreich" in einer Auflistung von "Burschenschaftern als Leistungsträger" zwischen 1918 und 1938 auch Männer mit explizit nationalsozialistischer Gesinnung genannt hatte.

(APA/Red)

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