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Verursacht unsere hochtechnisierte Landwirtschaft Allergien?

Von der Neurodermitis bis hin zu allergischem Asthma - ist die Landwirtschaft schuld?
Von der Neurodermitis bis hin zu allergischem Asthma - ist die Landwirtschaft schuld? ©APA-AFP - GUILLAUME SOUVANT
Neueste Erkenntnisse: Traditionelle Amish-People sind viel gesünder als hochtechnisierte Hutterer. Bauernhofkinder weisen seltener Allergien auf als Stadtkinder. Die Vermeidung von Allergien könnte in der Bio-Landwirtschaft liegen. 
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In den vergangenen Jahrzehnten gab es in allen westlichen Industriestaaten eine anschwellende Epidemie von allergischen Erkrankungen – von der Neurodermitis bis hin zu allergischem Asthma. Die Prävention könnte im Kontakt mit Bio-Landwirtschaft im Kleinstkindesalter liegen, sagte der Vorarlberger Gynäkologe Hans Concin bei den Praevenire Gesundheitstagen in Seitenstetten (NÖ).In den vergangenen Jahrzehnten gab es in allen westlichen Industriestaaten eine anschwellende Epidemie von allergischen Erkrankungen – von der Neurodermitis bis hin zu allergischem Asthma. Die Prävention könnte im Kontakt mit Bio-Landwirtschaft im Kleinstkindesalter liegen, sagte der Vorarlberger Gynäkologe Hans Concin bei den Praevenire Gesundheitstagen in Seitenstetten (NÖ).

Ursache für Allergienepidemie liegt in der Umwelt

Bereits 2017 habe die angesehene Wissenschaftszeitschrift “Nature” darauf hingewiesen, dass nicht eine plötzliche Änderung der Genetik der Menschheit für zunehmende Häufigkeit von Allergien verantwortlich gemacht werden könnte. “Die Ursache ist nicht in der Genetik, sondern in der Umwelt zu erblicken”, zitierte Concin den Übersichtsartikel.

Traditionelle Amish-Landwirte viel gesünder als hochtechnisierte Hutterer

2016 sei im New England Journal of Medicine eine richtungsweisende Studie erschienen, welche Hinweise auf die Zusammenhänge gegeben hätte. Wissenschafter hatten die Kinder von US-Amish- und Hutterer-Gemeinden, beides eng zusammenlebende protestantische Glaubensgemeinschaften, auf die Häufigkeit von allergischen Erkrankungen untersucht.

“Die Amish hatten eine Häufigkeit von Asthma von 5,2 Prozent, die Hutterer von 21,3 Prozent”, schilderte der Gynäkologie die Sachlage. Bei der Atopie (Neurodermitis etc.) lag die Erkrankungsrate bei 7,2 Prozent bei den Kindern der Amish und bei 33,3 Prozent unter den Hutterern. “Der Unterschied liegt darin, dass die Amish eine sehr traditionelle Landwirtschaft haben, die Hutterer hingegen eine hoch technisierte Landwirtschaft”, sagte Concin.

Bauernhofkinder weisen weniger Allergien auf als Stadtkinder

Auch Studien mit österreichischer Beteiligung haben ergeben, dass Kinder von Bauernhöfen weniger häufig allergische Erkrankungen aufweisen als Stadtkinder. Der wahrscheinliche, wenn auch nicht durch diese epidemiologischen Studien kausal nachgewiesene Grund dafür: Kontakt mit potenziellen Allergenen bzw. Keimen im letzten Schwangerschaftsdrittel, in den ersten Lebensmonaten bis hin zum Ende des ersten Lebensjahres, stellt ein Training für das Immunsystem dar. Kommt dieses nicht mit “Fremdem” ausreichend in Kontakt, besteht die Gefahr, dass es sich prinzipiell ungefährliche Substanzen als “Feinde” sucht und auf sie allergisch überreagiert.

Kuhmilch ist nicht Kuhmilch

Ein Schutzfaktor könnte auch Kuh-Rohmilch sein, sagte der Experte. Pasteurisierte Milch sei immerhin noch besser als ultra-hoch erhitzte Milch für bessere Haltbarkeit. Die Münchner Allergologin Erika Mutius erprobt bereits in klinischen Studien, ob Kuhmilch mit besonders schonender Behandlung – also Rohmilch-ähnlich – auch einen derartigen Effekt haben könnte.

(APA)

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