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Kiew: "Verbrecher kehren immer an den Tatort zurück."
Kiew: "Verbrecher kehren immer an den Tatort zurück." ©AP, AFP, Reuters

Video vom Krim-Besuch: Ist Putin krank - oder war's ein Doppelgänger?

Bei seinem überraschenden Besuch auf der Halbinsel Krim zeigte sich der 70-jährige Kreml-Chef auf einem Video, das Fragen aufwirft: Hat Putin sich verletzt, ist er doch krank - oder war er gar nicht selbst da?
Putins Krim-Besuch in Bildern
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Haftbefehl gegen Putin erlassen

Erstmals seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat Kremlchef Wladimir Putin die besetzten Gebiete des Nachbarlandes besucht. Wie der Kreml in der Nacht zum Sonntag mitteilte, hatte Putin der in schweren Kämpfen zerstörten Hafenstadt Mariupol am Asowschen Meer einen nächtlichen "Arbeitsbesuch" abgestattet. Das russische Staatsfernsehen zeigte den 70-Jährigen am Steuer eines Autos beim Fahren durch die nächtliche Stadt. Zu sehen waren auch Zerstörungen an Gebäuden.

Putin langsam und humpelnd

Noch Ende Februar sah der Kreml-Chef kerngesund aus und hielt eine Rede zum Jahrestag des Ukraine-Krieges. Nun kursiert ein Video, in dem Putin auf der Halbinsel Krim zu sehen ist: Er läuft durch einen Innenhof, begleitet von sechs Leibwächtern. Er selbst läuft etwas langsam und wirkt teils angespannt, scheint Probleme beim Gehen und auch Schmerzen zu haben. Der 70-Jährige wirkt wie ein Senior - genau der Eindruck, den er stets mit aller Gewalt verhindern will. Verschiedenste Medien spekulieren nun über den Gesundheitszustand Putins, der in regelmäßigen Abständen für Rätselraten sorgt.

War es sein Doppelgänger?

Einzelne fragen sich gar: Ist das überhaupt Putin auf dem Video? Auffällig sei, dass der Mann im Video beim Laufen beide Arme bewege - Putin hingegen ist bekannt dafür, den rechten Arm stillzuhalten. Eine Nutzerin schreibt unter diesem Video: "Das ist nicht Putin. Man sieht, wie er seinen Rollkragenpullover hochzieht, um das Ende seiner Maske zu verbergen." Über mögliche Doppelgänger Putins wird des öfteren spekuliert - es heißt, Anzeichen für den Auftritt eines Doppelgängers seien das ausdruckslose Gesicht und der Rollkragenpullover, um die Maske zu verdecken. In anderen Tweets wird über Putins Haaransatz diskutiert, der ebenfalls eine Maske vermuten lasse.

Video der Autofahrt nicht in Mariupol?

Spekuliert wird auch über das Video der nächtlichen Autofahrt durch Mariupol, bei der Putin selbst am Steuer sitzt. Viele fragen sich, ob Putin in der aktuellen Situation wirklich selbst fahren würde, zudem wurde auch der Verkehr offenbar nicht gesperrt. Vermutet wird von vielen, dass der Clip nicht wirklich in Mariupol aufgenommen wurde.

Nach seiner Ankunft in einem Hubschrauber habe Putin sich bei einer Rundfahrt über die Lage informiert und sich auch mit Bewohnern der Stadt unterhalten, teilte der Kreml weiter mit. Russlands stellvertretender Regierungschef Marat Chusnullin habe Putin über den Stand der Wiederaufbauarbeiten informiert. "Die Menschen beginnen, in die Stadt zurückzukehren", sagte Chusnullin auf dem Beifahrersitz. In Mariupol gebe es wieder Straßenbeleuchtung und Busverkehr.

Im Video: "Alles nur Show!"

Ein weiteres Video, das im Netz kursiert, soll eine Aufnahme sein, die erst ungeschnitten im Fernsehen zu sehen war: 17 Sekunden nach Start des Clips sei eine Frau zu hören, die schreit: "Das ist alles falsch, es ist alles nur Show!" Das Video wurde kurz darauf editiert.

Das Staatsfernsehen zeigte dem Bericht zufolge auch den Besuch Putins in der Philharmonie der Stadt, wo der Präsident auf einem Stuhl in einem Saal Platz nahm. Nach Darstellung Chusnullins ist zudem ein Universitätsgebäude samt Studentenwohnheim intakt. Gezeigt wurden auch Bürger, die Putin für den unangekündigten Besuch dankten.

Nach Kremlangaben führte Putin in der russischen Stadt Rostow am Don nahe der Ukraine zudem eine Sitzung in einer Kommandostelle für die "militärische Spezialoperation" gegen die Ukraine, wie der Krieg in Russland offiziell genannt wird. Dort ließ sich der Präsident von Kommandeur Waleri Gerassimow, der auch Chef des russischen Generalstabs ist, und anderen Offizieren über den Gang der Kampfhandlungen in dem Nachbarland unterrichten.

Ukraine: "Verbrecher kehren immer an Tatort zurück"

Die ukrainische Regierung verurteilte den Besuch scharf. "Verbrecher kehren immer an den Tatort zurück", schrieb der Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, Michailo Podoljak, am Sonntag auf Twitter. "Der Mörder von Tausenden von Familien in Mariupol kam, um die Ruinen der Stadt und ihre Gräber zu bewundern. Zynismus und mangelnde Reue", fügte er hinzu.

Das ukrainische Verteidigungsministerium erklärte, Putin habe die durch russische Bombardements weitgehend zerstörte Stadt im Schutze der Nacht besucht, "so wie es sich für einen Dieb gehört". Die Dunkelheit habe es ihm ermöglicht, die Stadt "und ihre wenigen überlebenden Einwohner vor neugierigen Blicken" zu schützen.

Herbe Kritik an nächtlichem Besuch

Auch der Exil-Stadtrat von Mariupol erklärte, Putin habe die Stadt offenbar bei Nacht besucht, "um die durch seine 'Befreiung' vernichtete Stadt nicht bei Tageslicht zu sehen". Der Stadtrat bezeichnete den russischen Präsidenten als "internationalen Verbrecher". Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) hatte am Freitag einen Haftbefehl gegen Putin erlassen.

Putin hatte am Samstagnachmittag die 2014 annektierte ukrainische Schwarzmeer-Halbinsel Krim besucht. Das Staatsfernsehen verbreitete zum 9. Jahrestag der Einverleibung Bilder, auf denen der Kremlchef wiederum selbst am Steuer eines Autos und bei der Eröffnung einer Kunstschule für Kinder in der Hafenstadt Sewastopol zu sehen war.

Russland "war 2014 nicht gerüstet für den Krieg"

Russland war laut Putin nach der Annexion der Krim 2014 nicht für einen großen Krieg gegen die Ukraine gerüstet. "Wir hatten damals keine Hyperschallwaffen, aber jetzt haben wir sie", sagte Putin in einem am Sonntag veröffentlichten Interview des russischen Staatsfernsehens. "Es gibt auch noch andere moderne Systeme, 2014 gab es noch nichts Vergleichbares", sagte er und behauptete erneut, Russland habe den Konflikt um die Ukraine damals friedlich lösen wollen. "Wir müssen sehr viel tun - etwa für die Entwicklung der Bodentruppen", sagte Putin auf eine Frage zu den Lehren aus dem Krieg, den er am 24. Februar 2022 gegen die Ukraine begann.

Ukraine will Mariupol befreien

Russland hatte den Angriffskrieg gegen die Ukraine am 24. Februar des Vorjahres begonnen. Mariupol wurde von russischen Truppen belagert und geriet erst am 20. Mai unter vollständige Kontrolle des russischen Militärs. Die Stadt wurde während der Kämpfe weitgehend zerstört. Die Ukraine kündigte an, Mariupol zu befreien.

Putin empfängt Chinas Staatschef Xi

Am Montag empfängt der russische Präsident Wladimir Putin Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping zu einem dreitägigen Staatsbesuch im Kreml in Moskau. Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs in der Ukraine geht es bei den bis Mittwoch angesetzten Gesprächen laut Kreml um die Entwicklung der Beziehungen zu einer allumfassenden Partnerschaft und strategischen Kooperation zwischen Russland und China.

Für Putin kommt der Besuch aus Peking auch deshalb gelegen, weil er so zeigen kann, dass er international in dem Krieg nicht isoliert ist. China hat Russlands Krieg gegen die Ukraine nicht verurteilt und setzt sich für Friedensverhandlungen ein.

(APA)

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