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Viele würden sich gesünder ernähren, wenn sie es besser wüssten

Besonders Obst und Gemüse kommt öfter auf den Tisch.
Besonders Obst und Gemüse kommt öfter auf den Tisch. ©APA
Werden Erwachsene gut über gesunde Ernährung von Kindern aufgeklärt, kommt mehr Gesundes und selbst Gekochtes auf den Tisch. Vor allem wird häufiger als zuvor Obst und Gemüse aufgetischt.

Das hat ein Team um Hans-Peter Hutter von der Abteilung für Umwelthygiene und Umweltmedizin der MedUni Wien herausgefunden. Die qualitative Studie fand teils im Corona-Lockdown statt und zeigt zudem, dass da mehr Zeit fürs Kochen aufgewendet und auch tendenziell mehr gegessen wurde.

Untersucht werden sollte, wie bzw. ob durch Aufklärung von Erziehungsberechtigten "die Achtsamkeit hinsichtlich der Kindergesundheit gesteigert werden kann", sagte Hutter bei der Präsentation am Mittwochnachmittag in Wien. Dafür wurden Pädagoginnen in SOS-Kinderdorf-Einrichtungen zwei Jahre in ihrem Verhalten beobachtet. Zunächst ermittelten die Forschenden das Ernährungswissen, Lebensmitteleinkäufe und was bzw. wie häufig selbst gekocht wurde. Danach fanden vier Ernährungsseminare statt. Bei Nachuntersuchungen ein, vier und zwölf Monate später wurde auch in die Kühlschränke geschaut.

Eigene Essgewohnheiten ändern sich nur langsam

Die Forschenden stellten einen Wissenszuwachs in Bezug auf Ernährung fest, zudem sei die Achtsamkeit für Kindergesundheit "mittel- und längerfristig signifikant angestiegen", und zwar nicht nur, was Ernährung betrifft, sondern ganz allgemein. Die eigenen Essgewohnheiten verbesserten sich nur wenig, das Verändern von eingeübtem Verhalten bei Erwachsenen benötige mehr Zeit, konstatierten die Wissenschafter.

Beim Blick in die Kühlschränke zeigte sich, dass die Menge an zuckerhaltigen Lebensmitteln und Getränken sowie die Menge und Qualität von Milch- und Fleischprodukten trotz der Workshops gleich blieb. Bei Obst und Gemüse wurde jedoch eine Verbesserung festgestellt.

Schlechtes Gewissen beim Essen ist kontraproduktiv

"Jetzt wissen wir, dass es möglich ist, Erwachsene - deren Ernährungsverhalten eher schwierig zu verändern ist - positiv zu beeinflussen, um auch achtsamer mit der Gesundheit der Kinder und deren Ernährung umzugehen", so Hutter. Trainings würden besser wirken, wenn sie über längere Zeiträume erfolgen und wiederholt werden. Dabei sei es wichtig, die Auswahl von Zutaten und die Menge der Speisen zu thematisieren.

Schlechtes Gewissen beim Essen sei kontraproduktiv, hielt Ernährungswissenschafterin Andrea Ficala fest. Aber die Auseinandersetzung mit Lebensmitteln, ihrer Herkunft und der eigenen Konsumgewohnheiten sei wichtig. In Österreich würden doppelt bis dreimal so viel Fleisch und Fleischprodukte konsumiert wie empfohlen.

Wissen allein reicht nicht, um Essverhalten zu ändern

Bisherige Studien hatten gezeigt, dass Wissen allein nicht reicht, um Essverhalten zu ändern. Laut Österreichischem Ernährungsbericht (2017) wird nach wie vor die fett- und kalorienreiche Küche bevorzugt - von 24 Prozent immer, von 57 Prozent häufig. In Österreich sind 38 Prozent der Bevölkerung und bereits über zwölf Prozent der Elf- bis 17-Jährigen fettleibig oder übergewichtig.

Nur in etwas mehr als der Hälfte der Haushalte wird einmal täglich gekocht. "Fertige Salate oder Tiefkühlgemüse können in der Qualität durchaus gleichwertig mit frischen Produkten sein. Doch die meisten Fertiggerichte enthalten zu viel Salz, Fett oder Zucker", sagte Hutter, dazu kommen noch Zusatzstoffe. "Fertiggerichte verleiten auch dazu, mehr zu essen." Wer öfter selber kocht, isst daher gesünder.

Menschen kochten in der Pandemie mehr

Vieles anders wurde durch die Coronakrise, die Studie fiel zufällig in den ersten Lockdown. Die Befragten hätten währenddessen mehr Zeit in die Essenszubereitung investiert und tendenziell mehr gegessen - und oft auch zugenommen -, zugleich wurde mehr auf Gesundheit geachtet. "Die Kenwood Good Food Ernährungsstudie ist eine der ersten Erhebungen weltweit, die zeigen konnte, dass zwar seit der Krise Genuss und Gesundheit höher bewertet werden, sich dies aber noch kaum in Verhaltensänderungen z.B. hinsichtlich Einkäufe oder geänderter Ernährungsinhalte niederschlägt", sagte Hutter.

(APA/red)

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