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Vorarlberg: Allzeit-Tief bei Unternehmensinsolvenzen

Rückgang bei Privatinsolvenzen aufgrund der Novelle des Privatkonkurses.
Rückgang bei Privatinsolvenzen aufgrund der Novelle des Privatkonkurses. ©Symbolbild/Bilderbox
Die hochgerechnete Insolvenzstatistik des KSV 1870 zeigt für das Jahre 2017 einen Rückgang bei den Unternehmensinsolvenzen in Vorarlberg um 2,4 Prozent.

An der Insolvenzfront bleibt es ruhig, in der Hochrechnung für 2017 sind 122 Vorarlberger Unternehmen von einer Insolvenz betroffen und somit um 2,4 Prozent weniger wie im Vorjahr. Von diesen 122 Insolvenzen konnten 55 Verfahren mangels Vermögen nicht einmal eröffnet werden. Bei den Verbindlichkeiten verzeichnet Vorarlberg einen Rückgang von 25,6 Prozent auf rund 39 Millionen Euro. Der Trend, dass von einer Pleite hauptsächlich kleine Dienstleistungsunternehmen und kleine Gewerbebetriebe betroffen sind, setzt sich auch 2017 fort. Ersichtlich wird dieser Trend am deutlichsten beim Rückgang der Passiva. Bei den Branchen führen wiederum das Gastgewerbe und die unternehmensbezogenen Dienstleistungen die Liste der Pleiten an. Verantwortlich für den starken Anstieg von rund 174,8 Prozent bei den von einer Insolvenz betroffenen Dienstnehmern ist die Pleite von Schuh & Schuh PKTS GmbH mit 244 Dienstnehmern.

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Ausblick auf 2018

Für 2018 werden in einigen wichtigen Weltmärkten deutliche Wachstumsimpulse erwartet. Diese werden zweifellos auch in der exportorientierten österreichischen Wirtschaft ankommen und Investitionen der Unternehmen in industrielle Kapazitäten nach sich ziehen. Sobald diese – nicht nur in Österreich – spürbar anziehen, werden auch die Euro-Zinsen im Gefolge der dadurch ausgelösten Konjunktur angehoben werden. Vorsichtig zuerst, aber spürbar jedenfalls. Und sobald dies geschieht, werden die Insolvenzen auch wieder ansteigen. Mit einem solchen Anziehen der Zinsen kann allerdings frühestens in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres gerechnet werden, sodass absehbar ist, dass die Insolvenzen nächstes Jahr nicht mehr sinken, sondern latent ansteigen werden.

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Privatinsolvenzen: Rückgang um 13,9 Prozent

Mit 321 eröffneten Verfahren liegen wir im Jahr 2017 um 13,9 Prozent unter dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Der Grund für diesen Rückgang ist die im Juni von der Bundesregierung beschlossene Privatkonkursnovelle, die mit 1. November 2017 in Kraft getreten ist und wesentliche Erleichterungen für die Schuldner bringen. Die Zahlen sind nach bekannt werden der geplanten Änderungen im Frühjahr sogar um bis zu 49 Prozent eingebrochen. Seit Juni stiegen die Privatkonkurse aber wieder merklich an. Die Schulden belaufen sich auf insgesamt 35 Millionen Euro oder durchgerechnet auf rund 109.300 Euro pro Schuldner.

Sinnvolle Analyse erst nach einem Jahr möglich

Eine sinnvolle Analyse der Auswirkungen wird erst nach einem Jahr möglich sein. Es wird sich zeigen, ob die Gruppe jener Menschen, auf welche die Novelle abzielte, tatsächlich den Weg zur Schuldenregulierung suchen werden. Es sind dies größtenteils einkommenslose Schuldner und solche mit besonders hohen Schulden sowie ehemalige Unternehmer. Letztere hatten schon bisher eine reelle Chance auf Entschuldung nach Billigkeit und sie haben auch regelmäßig Schuldenregulierungsverfahren beantragt. Ob jedoch einkommenslose Schuldner tatsächlich in großer Zahl den Weg zum Konkursgericht antreten, ist laut KSV schon deshalb fraglich, weil bei Ihnen ohnehin nichts zu holen sei und sie keine oder nur geringe Leistungsfähigkeit hätten.

Privatinsolvenzen: Ausblick auf 2018

Dem Jahr 2017 fehlen aufgrund der gesetzgeberischen Aktivitäten ca. 60 Verfahren in Vorarlberg. Diese sind im Jahr 2018 als Nachholbedarf zusätzlich zu einem moderaten Anstieg zu erwarten, der der Erleichterung des Verfahrens und Öffnung auch für leistungsschwache Personen geschuldet ist. Gemeinsam erwartet der KSV Eröffnungen im Bereich von ca. 450 Fällen, oder einen Zuwachs gegenüber 2017 um ca. 20 Prozent. Mittelfristig ist voraussichtlich ein Einpendeln zwischen 390 und 410 Verfahren pro Jahr in Vorarlberg zu erwarten.

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